Wach auf, wenn du dich traust
schneller gewesen waren als er, konnte er wahrscheinlich schlecht auf sich sitzen lassen, dachte Jenny und hatte sofort den perfekten Kopfsprung vor Augen, mit dem Markus heute in den Tag gestartet war.
Debbie und sie waren die Fünften, nach dem Boot von Miro und Tino und dem von Frederik und Ben. Gemeinsam warteten sie, bis sich der Pulk von elf Booten auf der anderen Seite versammelt hatte. Sabrina und Tanja saßen in einem Boot, Greta und Luzia, Saskia und Pauline. Denise teilte sich als übrig gebliebenes Mädchen ein Kanu mit Beate. Gerade bespritzte Hendrik Matthias, mit dem er in einem Kanu saß, mit Wasser. Das Boot geriet gefährlich ins Schwanken. Finn und der stille dunkelhaarige Junge, von dem Jenny bisher noch nicht den Namen wusste, hätten die beiden fast gerammt, wenn Finn sich nicht im letzten Moment mit einem Paddel abgestoßen hätte.
»Herr Firnbach, Achtung, Augen nach vorn!«, ließ sich Markus’ laute Stimme hören. »Solche Manöver geben Punktabzug. – Alle anderen: Das war gut«, lobte Markus und sah in die Runde. »Ich denke, wir können uns gleich auf den Weg zur Mündungsstelle machen, von wo aus wir in den Fluss gehen. Am Anfang ist er noch recht ruhig, aber es gibt einige tückische Stellen, an denen Vorsicht geboten ist. Unterschätzt niemals die Strömung! Sitzen eure Westen?«
Alle fummelten noch einmal an den Westen herum.
Silvio und Max ruderten mit großer Geste an Jenny und Deborah vorbei. Silvio grinste Debbie zu.
»Hey Spacko«, ließ sich Max vernehmen, als er dicht genug an Finns Kanu herangekommen war.
Max sah auf Finns Schwimmweste. »Du brauchst doch eigentlich keine«, sagte er. »Um dich ist es ja nicht schade!« Er sah sich Beifall heischend um, aber sein Kommentar schien im allgemeinen Stimmengewirr untergegangen. Alle waren mit sich selbst beschäftigt. Lediglich Tino kicherte verhalten.
»Na, dann mal los«, gab Markus das Zeichen zum Start. Max und Silvio griffen wieder wie wild in die Ruder.
»Lass es uns langsam angehen, ja?«, flehte Jenny, die fürchtete, Debbie würde sich wieder auf einen Wettkampf einlassen.
»Keine Sorge.« Deborah brachte ein verunglücktes Lächeln zustande. »Mir tut sowieso schon alles weh!« Sie rieb sich die Schulter.
»Na super«, stöhnte Jenny und sah mit gemischten Gefühlen zu, wie Deborah wesentlich langsamer als zuvor das Paddel aufsetzte, »du machst ja wohl aber nicht schlapp, oder?«
»Ich hoffe nicht«, entgegnete Deborah.
»Kannst dich ja heute Abend von Silvio durchkneten lassen.«
Diese Aussicht schien Deborahs Laune zu heben.
Bald hatten die Freundinnen einen angenehmen Rhythmus gefunden, der das Boot beinahe schwerelos durchs Wasser gleiten ließ.
»Eines verstehe ich nicht«, sagte Jenny irgendwann, »was haben eigentlich alle gegen Finn?«
»Guck ihn dir doch an! Silvio sagt auch, es gibt zwei Kategorien von Menschen«, antwortete Debbie. »Winner und Loser. Und zu welcher Finn gehört, ist ja wohl klar.«
»Aha«, machte Jenny stirnrunzelnd. Ob Tizian das auch gedacht hatte? Vielleicht hatte er gefunden, dass Jenny zu den Losern gehörte. Und das rothaarige Mädchen mit dem kurzen Rock zu den Winnern? Das war doch ausgemachte Scheiße.
»Und woher weiß Silvio das so genau?«, fragte sie missmutig.
Debbie schnaubte. »Das riecht man doch meilenweit gegen den Wind.«
»Sagt Silvio?«
Deborah drehte sich um und sah Jenny an. »Was soll das? Hast du dich in den Trottel Finn verknallt oder was? Weißt du, was Markus heute Morgen zu ihm gesagt hat? Fräulein Firnbach. Weil ihm immer die Haare so ins Gesicht hängen. Find ich eigentlich ganz witzig.«
»Du weißt, in wen ich verknallt bin«, sagte Jenny, ohne auf Deborahs Bemerkung einzugehen.
»Ja, aber der will ja nun nichts von dir«, sagte Debbie spitz.
Sie drehte sich wieder nach vorn und der Satz blieb in der Luft hängen. Jenny blinzelte in die Sonne und versuchte, an nichts anderes zu denken als an das gleichmäßige Schlagen der Paddel.
Als das Ende des Sees erreicht war, fädelten sich alle in den Fluss ein. Es war nicht ganz einfach, vom gleichmäßigen Dahingleiten auf dem See in eine Strömung zu kommen, auch wenn die nicht besonders stark war. Mehrmals scherte das Kanu auf eine Seite aus und Jenny hatte beide Hände voll damit zu tun, das Boot auf Kurs zu halten und einen ausreichenden Abstand zum Boot vor ihnen einzuhalten, in dem Pauline und Saskia saßen.
Das nahm ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch und Jenny war darüber
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