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Wach auf, wenn du dich traust

Wach auf, wenn du dich traust

Titel: Wach auf, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Mohr
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nicht mehr aus. Sie erhob sich mit einem Ruck. Das Kanu wackelte bedenklich. »Jenny!«, schrie Deborah. »Lass den Scheiß, ich kippe ja um!«
    »Wir müssen denen helfen, warum tauchen die nicht auf, da stimmt doch irgendwas nicht!«, gab Jenny zurück und sprang, ohne zu zögern, ins Wasser.
    Als der Fluss eisig über ihren Schultern zusammenschlug, überfiel sie Panik. Sie wusste nicht einmal, warum. Wegen des Flusses, der so unberechenbar schien, oder weil sie nicht wusste, was hier geschah? Warum half den beiden niemand?
    Weiter hinten schien sogar jemand zu lachen. Wahrscheinlich haben die es gar nicht mitgekriegt, dachte sie.
    Jenny versuchte, zum Boot zu schwimmen, das verloren im Wasser herumtrieb. Die konnten doch nicht mehr darunter sein! Doch dann sah sie Finn. Er fuchtelte wild mit den Armen, als er Jenny erblickte. Sie atmete auf. Dann bemerkte sie den anderen Jungen, der mit dem Rücken nach oben im Wasser trieb.
    Sie schwamm, so schnell sie konnte, in seine Richtung, während Finn versuchte, das Boot aufzuhalten, das den anderen Jungen beinahe wieder unter sich begrub.
    Als Jenny bei den beiden ankam, sah sie mit Erleichterung, dass er nicht bewusstlos war, sondern unter Wasser an sich herumhantierte. Als Jenny ihn vorsichtig an der Schulter umdrehen wollte, tauchte er plötzlich auf und schnappte hörbar nach Luft. Er drehte sich auf den Rücken, auf seinem Bauch lag ein tropfnasser Rucksack. Zu Jennys Entsetzen sah es so aus, als würde er den Fluss hinuntertreiben. Oder wurde er doch noch ohnmächtig?
    »He!«, rief Jenny. »Was ist los?« Sie war erleichtert, als der Junge den Kopf hob. Bei Jennys Anblick verfinsterte sich sein Blick. Es war nur ein winziger Moment gewesen, sodass Jenny sich nicht einmal sicher war, ob sie richtig gesehen hatte. War er ihr böse, dass sie ihn hatte retten wollen?
    »Brauchst du Hilfe?«, rief sie. Er schüttelte kaum merklich den Kopf und verzog gleich darauf das Gesicht. Hatte er Schmerzen?
    Endlich hatte sie den Jungen erreicht. Sie hielt ihm eine Hand hin und er nahm sie mit erstaunlich schwachem Griff.
    »Wie heißt du?«, fragte sie. Sie war schon völlig erschöpft und durchgefroren.
    »Sebastian«, sagte er mit tonloser Stimme und ausdruckslosem Gesicht. »Wir müssen ans Ufer, Sebastian«, sagte Jenny. »Wir müssen aus dem Wasser raus, es ist viel zu kalt.«
    »Mir war’s ohnehin zu heiß«, sagte Sebastian.
    »Jetzt komm schon!«, rief Jenny lauter. »Wir müssen da rüber!«
    »Da ist meine Kamera drin«, sagte er und hielt den Rucksack hoch. Er klang wie jemand, der nicht ganz bei Sinnen war. Doch dann ließ er ihre Hand los und gemeinsam kämpften sie gegen die Strömung an.
    Sie robbten das Ufer hoch. Endlich blieben sie keuchend unter einer Weide liegen, deren Zweige bis tief ins Wasser reichten.
    »Scheiße, was ist denn passiert?«, fragte Jenny, als sie endlich wieder zu Atem kam.
    »Wir sind gekentert«, gab Sebastian dürftige Auskunft. »Ich hab mich irgendwie verfangen in den Rucksackträgern. Und beim Umkippen hat mich das Boot getroffen.«
    Er rieb sich keuchend die Schulter.
    »Lass mal sehen«, sagte Jenny.
    Er wehrte ihre Hand ab. »Lass mich«, sagte er heftig. Jenny setzte sich neben ihn und schaute runter zum Fluss.
    Nun kam ein Boot nach dem anderen bei ihnen an. Die anderen steuerten vorsichtig nahe am Ufer auf sie zu.
    »Hier sind sie!«, rief jemand. Jenny glaubte, Sabrinas Stimme zu erkennen. Sie fühlte sich mit einem Mal völlig erledigt. Gleichzeitig hatte sich eine Wut in ihr aufgestaut, die sie davon abhielt, einfach die Augen zuzumachen und sich nach hinten ins Gras sinken zu lassen.
    Nach und nach wurden die Boote an Land gezogen. Zuerst kamen Denise und Beate zu ihnen.
    »Na, alles klar?«, fragte die sie und lächelte.
    »Nein«, erwiderte Jenny schroff, »nichts ist klar.«
    Beates Lächeln erstarb. »Was ist denn eigentlich passiert?« Jenny schloss einen Moment lang die Augen. Als sie sie wieder öffnete, sah sie, wie Denise, die bisher nur schweigsam und mit aufgerissenen Augen neben Beate gestanden hatte, sich aus ihrer Erstarrung löste. Das zierliche Mädchen kam langsam näher, ließ sich vor Sebastian sinken und begann zu weinen. Völlig lautlos und ohne Schluchzen hockte sie einfach nur da und ließ die Tränen laufen.
    Plötzlich regte sich Sebastian, er verzog das Gesicht, als er seinen verletzten Arm um das Mädchen legte.
    »Es ist nichts passiert«, sagte er. »Alles okay. Nichts passiert.«
    »Was

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