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Wach auf, wenn du dich traust

Wach auf, wenn du dich traust

Titel: Wach auf, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Mohr
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Wasser und krakeelten lautstark dabei. Irgendjemand hatte Kaffee aufgesetzt. Nur die Mädchen ließen sich noch nicht blicken. Wahrscheinlich saßen sie im Zelt und überprüften die Outfits.
    Jenny griff nach ihrem Handtuch, das ebenfalls auf der Wäscheleine hing, und rubbelte sich trocken. Dann ging sie ins Mädchenzelt.

Luzia
    Hallo, Jenny.
    Ich hab mich gleich als Zweite auf die Liste gesetzt. Ist vielleicht komisch, weil ich ja die ganze Zeit kaum was mit dir zu tun hatte. Aber das zählt als Argument jetzt auch nicht mehr, finde ich, und außerdem war die Liste ja meine Idee.
    Gott, du schaust so schrecklich zugerichtet aus. Meine Eltern wollten mir ausreden herzukommen. Als ob ich mich besser fühlen würde, wenn ich einfach nicht komme! Mir nicht anschaue, wie du jetzt aussiehst! Was denken die sich? Dass es besser wird, wenn man einfach nicht hinguckt?
    Ich habe ohnehin schon meinen ganzen Mut zusammengenommen in der Nacht, da ist es dann nicht gerade hilfreich, wenn irgendjemand versucht, einen von dem Schlimmen, das passiert ist, abzulenken und so zu tun, als sei es jetzt genug für einen. Ich bin doch kein kleines Kind mehr. Ich war genauso daran beteiligt wie alle anderen. Ja, das war ich und es tut mir schrecklich leid.
    Natürlich fühle ich mich hundeelend. Das tun wahrscheinlich alle jetzt. Ich meine – ich habe doch die ganze Zeit überhaupt nicht mitgekriegt, was abging! Ich frage mich jetzt, wie das sein kann.
    Vielleicht hätte ich es ja mitgekriegt, wenn ich nicht die ganze Zeit mit meinen eigenen Problemchen beschäftigt gewesen wäre, die mir jetzt so bescheuert vorkommen. So völlig unwichtig.
    Dass ich alleine auf die Freizeit musste, war echt der Horror für mich. Meine beste Freundin Amelie hatte am Tag zuvor abgesagt. Ich bin immer mit ihr zusammen, praktisch jeden Tag, was anderes konnte ich mir ja gar nicht vorstellen. Aber ihre Oma ist gestorben, die war erst sechzig, und es waren alle in hellem Aufruhr, weil keiner damit gerechnet hatte. Amelie war total fertig und konnte natürlich nicht mitgehen. Da bin ich eben alleine hin, obwohl ich eigentlich nicht wollte.
    Meine Güte, ich hatte die ganze Zeit nur einen Gedanken: so schnell wie möglich jemanden finden, damit ich mich nicht so alleine fühle.
    Es war ein Riesenglück für mich, dass Greta mitgefahren ist. Sie hat Pferde und da hatten wir natürlich ein Gesprächsthema. Pferde hier, Pferde da, wir haben die ganze Zeit nur darüber gesprochen. Wie kleine Mädchen. Als hätte ich ganz, ganz fest die Augen zugepresst. Was währenddessen um mich herum mit anderen passiert ist, habe ich dann gar nicht mitgekriegt.
    Meine Eltern sagen, sie hätten mich fast nicht erkannt, als sie mich abgeholt haben. Vielleicht ist das wirklich so, keine Ahnung. Ich hab nicht in den Spiegel gesehen seitdem. Zu Hause bin ich gleich ins Internet gegangen, um zu gucken, was jetzt mit dir passiert. Wie deine Chancen aussehen.
    Mein Vater ist zwar Arzt, aber er ist Orthopäde und hat von Koma nicht wirklich eine Ahnung. Sebastian hat zwar schon einiges erzählt gehabt, deshalb kam mir ja auch gleich die Idee mit der Liste, aber dem muss man jeden Wurm aus der Nase ziehen. Keine Ahnung, warum der überhaupt so viel wusste zu dem Thema.
    Kannst du dir vorstellen, dass meine Eltern wollten, dass ich heute ausreite? Die frische Luft würde mir guttun! Ich muss sie wohl ziemlich entgeistert angesehen haben.
    Mal ehrlich: Eine Freundin von mir liegt im Koma und ich soll das schöne Wetter genießen? Das hab ich sie gefragt und da haben sie nichts mehr dazu gesagt und mich, ohne mit der Wimper zu zucken, dann auch hierhergefahren.
    Natürlich bist du nicht meine Freundin. Das habe ich nur gesagt, damit sie begreifen, wie absurd das alles ist. Obwohl ich sehr gerne mit dir befreundet wäre. Ich fürchte nur, das geht jetzt nicht mehr. Nicht nach dem, was passiert ist. Ich habe nicht ein einziges Mal zu dir gehalten während der ganzen Zeit. War ja mit meinen Pferdchen beschäftigt.
    Erst als es schon zu spät war, habe ich endlich was gemacht. Und als mein Vater mir auch noch dafür auf die Schulter klopfen wollte, ist es mir beinahe schlecht geworden, ehrlich.
    Ich hab ihn angefaucht, er solle mich in Ruhe lassen. Das mache ich sonst eigentlich nie.
    Natürlich ist er fürchterlich erschrocken, dass die brave Luzia so ausrasten kann. Jetzt wollen meine Eltern mir den Umgang mit den anderen verbieten. Ganz schön albern, in dem Dorf! Haben gedacht, ich höre es

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