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Wach auf, wenn du dich traust

Wach auf, wenn du dich traust

Titel: Wach auf, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Mohr
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aufgelöst. Sie hastete von einem zum anderen und versuchte, mit irgendjemand zu tauschen.
    »Was hast du?«, flüsterte sie, als sie bei Jenny angelangt war. Jenny zeigte ihr den Zettel. »Oh, tauschst du mit mir?«, sagte Deborah. »Silvio ist auch bei den Kelten. Ich will in seiner Gruppe sein.«
    Jenny zögerte. Aus irgendeinem Grund hatte sie keine richtige Lust, sich auf Debbies Wunsch einzulassen. »Kannst meinen haben«, sagte Greta in diesem Augenblick. »Mir sind die Römer sowieso lieber.«
    »Danke«, strahlte Debbie, »du bist ein Schatz!«
    Greta zuckte mit den Achseln und ging zur Römer-Gruppe, in der auch Luzia war. Der Wechsel schien ihr genauso gelegen zu kommen wie Deborah.
    Jenny sah sich nach Denise um. Die stand neben Sebastian. Sie atmete auf. Wenigstens war die Kleine nicht allein.
    Die drei Gruppen versammelten sich um die jeweils passenden Kleider- und Ausrüstungshaufen.
    In Jennys Gruppe befanden sich außer Silvio und Deborah noch Pauline, Sabrina und Tino.
    »Ich will nicht so ’nen Scheiß anziehen«, protestierte Silvio, als Beate ihm einen Leinenrock hinhielt, »ich bin doch kein Mädchen!«
    »Verhätscheltes Weichei«, höhnte Pauline, die bereits T-Shirt und Hose ausgezogen hatte.
    »Ihr könnt euch auch da drüben umziehen«, sagte Beate und deutete auf die Schutzhütte. »Quatsch«, sagte Pauline, riss Beate einen Rock aus der Hand und schlüpfte ohne weitere Umschweife hinein, »ich bin wirklich kein Mädchen.«
    »Nee«, sagte Silvio. »Stimmt. Aber pass auf, dass dir keine Haare auf der Brust wachsen.«
    »Wennschon, dann bin ich eine Walküre«, sagte Pauline und würdigte Silvio keines weiteren Blickes.
    Jenny zog sich ein Kleid über den Kopf, das vorne mit Lederbändern geschnürt wurde.
    »Ich nehme Kompass und Karte«, sagte Sabrina und griff danach.
    »Siehst du?«, sagte Beate leise zu Jenny, während sie ihr bei der Schnürung des Oberteils half. »Ist doch alles bestens!«
    Jenny nickte und versuchte zu lächeln. Es fühlte sich irgendwie steif an, doch Beate schien nichts davon zu bemerken. Sie tätschelte Jenny die Schulter, als diese fertig angezogen war, und drehte sich dann zur gesamten Kelten-Gruppe um.
    »Ich glaube, wir sind fertig«, sagte sie nicht ohne Stolz. »Ihr seht super aus.«
    Dann standen sich die drei Gruppen gegenüber.
    »Schau mal«, sagte Deborah. »Die Römerkluft steht denen richtig gut! Da könnte man sogar das Gefühl kriegen, dass Ben doch ein Mann ist!«
    In der Römer-Gruppe hatten sich alle in weiße Tuniken gehüllt. Miro, Ben, Sebastian und Hendrik ohne Gürtel, Denise und Tanja, die einzigen Mädchen der Gruppe, hatten breite Ledergürtel um die Taille gebunden. An den Füßen trugen sie Ledersandalen.
    Die Germanen, also Matthias, Max, Frederik, Saskia, Luzia und Greta, trugen ähnliche Kleider wie die Kelten. Nur noch schlichter und statt mit Gürteln mit einfachen Stricken gebunden.
    Alle grinsten und machten sich lustig über die seltsamen Klamotten, die sie trugen. Nur Pauline verzog das Gesicht nicht im Geringsten.
    »Wir losen nun aus, welche Gruppe zuerst geht«, sagte Markus und hielt drei Stöcke hoch. »Und zwar nach alter Art und Weise.«
    Er ging zu Beate und gab ihr die Stöcke in die Hand. »Frauensache«, lächelte er vielsagend und breitete eine kleine Decke auf dem Boden aus. »Bei den Germanen haben nur die Frauen geweissagt.«
    Beate lächelte beinahe geschmeichelt und nahm die Stöcke in die Hand.
    »Die Loszweige sind gekennzeichnet«, erklärte Markus. »Der Zweig, der am weitesten vorn liegt, wird die Gruppe sein, die zuerst startet.« Er nickte Beate zu. »Beate ist die älteste Frau hier. Eine weise Alte sozusagen.«
    Beate hüstelte und hob die Augenbrauen. »Weise Alte? Na, vielen Dank auch!« Sie lachte. Dann nahm sie die Zweige in beide Hände, streckte die Arme gerade nach vorn und öffnete die Fäuste, sodass die Zweige auf den Boden fielen.
    Beate nahm den Zweig, der ein paar Zentimeter vor den anderen lag. »Kelten«, sagte sie, »dann Römer. Zum Schluss Germanen.«
    Jenny wurde von einer ungeduldigen Aufregung erfasst. Sie spürte, dass Markus recht hatte: So albern es ihnen vielleicht vorkam, sich zu verkleiden und nur mit Kompass und Karte ausgerüstet durch den Wald zu streifen – die Verkleidung änderte alles. Es war nicht einfach ein Stück Stoff, das sie da trug, wegen ihrer Kleidung fühlte sie sich ihrer Gruppe zugehörig. Und aus irgendeinem Grund, den sie sich selbst nicht erklären

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