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Wach auf, wenn du dich traust

Wach auf, wenn du dich traust

Titel: Wach auf, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Mohr
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sagen?
    Außerdem habe ich gleich gemerkt, dass es doch eigentlich darum geht, euch Jugendliche zu begeistern. Euch eine Richtung vorzugeben. Euch zu zeigen, worauf es ankommt und wo es langgeht im Leben. Das ist doch unsere Aufgabe, oder nicht? Ich meine – Jenny –, ihr seid doch noch so unfertig. Da muss doch jemand sagen, was gut und schlecht, richtig und falsch ist, wo es langgeht. Wohin kämen wir sonst?
    Die anderen fanden das ja auch gut, wie Markus die Sache geleitet hat. Ich behaupte mal, sogar Finn und Sebastian fanden das gut.
    Dass Markus Finn bei dem Ausflug zur Thingstätte an seine Seite genommen hat, war doch ein Zeichen seiner Fürsorge für ihn. Er hat sich um ihn gekümmert.
    Mal ehrlich – hinter dieser Sache mit den Joints unter Finns Kopfkissen… als du vor dem Ausflug zu mir gekommen bist, hast du ja unbedingt eine Ungerechtigkeit dahinter vermuten wollen. Hast gar nicht gelten lassen, dass doch keiner von uns wissen konnte, was im Jungszelt abging. Warum hätte Markus sich Finn so rausgegriffen, wenn er keinen Grund dazu gehabt hätte?
    Weißt du, was? Ich kann es mir nur so erklären, dass du irgendwas gegen Markus hattest! Vielleicht hätte ich dir das ins Gesicht sagen sollen. Vielleicht hätte ich alles dadurch verhindern können.
    Ja, jetzt im Nachhinein kann ich das natürlich keinem erzählen, dass du zweimal zu mir gekommen bist und gesagt hast, dass da was nicht stimmt. Wie hätte ich aber auch drauf reagieren sollen… nur weil du so ein Gefühl hattest? Es war doch alles in bester Ordnung die ganze Zeit. Ich meine – gut, vielleicht ist er zu weit gegangen bei der Sache mit den Rucksäcken.
    Aber es war doch genau das, was er immer gesagt hat, Jenny: eine Grenzerfahrung. Immer nur dieses Wohlfühlgetue, immer diese Diskutiererei, Pädagogik mit Samthandschuhen, genau das wollte er nicht! Und da gebe ich ihm auch recht, wenn er sagt, man dürfe mit Jugendlichen nicht so viel diskutieren. Einfach mal durchgreifen, dann würden die einen auch nicht nur an der Nase herumführen und versuchen, sich vor Verantwortung zu drücken.
    Jugendliche tun von sich aus nichts, sagt er. Die suhlen sich in ihrer Pseudogemeinschaft wie in einer Droge. Dabei muss man für ein echtes Gemeinschaftsgefühl was tun. Es geht ja darum, an uns zu arbeiten, damit eine Gruppe funktionieren kann. Herausforderungen annehmen. Grenzerfahrungen machen. Das gibt einem erst richtiges Selbstbewusstsein. Gerade für die »Bildungsfernen« trifft das doch zu, Zugehörigkeit geben, Leistung einfordern.
    »Bildungsferne« – wie das klingt! Dieser Euphemismus hat mich schon im Studium genervt. Das soll doch nur heißen: Das sind die, auf die man gut aufpassen muss. Und ich finde, Markus hat ziemlich gut aufgepasst, auf euch alle.
    Selbst bei der Sache mit den Rucksäcken – gut, da ist er vielleicht zu weit gegangen. Aber er hat es doch nur gut gemeint. Er wollte euch zeigen, dass er euch ernst nimmt. Dass er euch die Chance gibt, über euch hinauszuwachsen. Außerdem gehören solche Konsequenzen nun mal dazu, auch das müsst ihr lernen. Ohne Konsequenzen zu ziehen, wird man ja als Pädagoge völlig unglaubwürdig. Man muss auch Sanktionen ausüben können.
    Niemand hat sich daran gestört. Niemand hat was gesagt. Nur du.
    Weißt du, ich glaube, das wäre alles nicht so weit gekommen, wenn du ein bisschen kooperativer gewesen wärst. Wenn du endlich mal deine Sturheit abgelegt und erkannt hättest, dass Markus dir mit diesen ganzen Aktivitäten eine Erfahrung ermöglichen will. Eine Grenzerfahrung, ja, vielleicht. Aber du hättest am Ende stolz auf dich sein können und sagen: ich habe es geschafft.
    Und wenn das gestimmt hätte, was du gesagt hast. Also, wenn es wirklich so war, dass da was »falsch« gelaufen wäre… dann hätte ich ja entscheiden müssen, wie der Hase jetzt zu laufen hat. Und das mit knapp zwanzig Jugendlichen, die zum Teil nicht gerade die einfachsten Familienhintergründe mitbringen. Da habe ich Markus einfach gebraucht, dafür macht man das doch zu zweit. Alleine, da nehmen die einen entweder nicht ernst oder spielen irgendwelche Spielchen. Und dann sind da ja noch so spezielle Einzelfälle – Finn zum Beispiel, an den kam man ja überhaupt nicht ran. Hat nie was gesagt. Sich auf nichts eingelassen. Und du hast auch nur immer auf Verweigerung gemacht. Hast dich im Grunde auch gegen die Gruppe gestellt, aber du wirst schon noch lernen: Man kann nicht einfach zu allem und jedem Nein sagen und

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