Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wach auf, wenn du dich traust

Wach auf, wenn du dich traust

Titel: Wach auf, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Mohr
Vom Netzwerk:
leicht verunsichert.
    »Und hat jemand eine Ahnung, wo die uns jetzt eigentlich hinschleppen?«, fragte Jenny, bemüht um einen lockeren Tonfall.
    Silvio zuckte mit den Achseln.
    »Ich hab’s euch doch schon gesagt«, meldete sich nun Pauline hinter ihnen zu Wort. Jenny drehte sich um. Pauline strich eine Strähne ihres schwarzen Kraushaares hinter die Ohren. Dann sah sie die anderen an.
    »Die Thingstätte?«, fragte Jenny.
    Pauline nickte. »Es gibt total viele davon. Und die, zu der wir gehen, ist was ziemlich Besonderes.«
    »Warst du schon mal da?«, fragte Tino.
    Paulines Blick schien für einen Moment lang in weite Ferne zu schweifen. »Ich werde da mal heiraten«, sagte sie.
    Max prustete los. Auch Silvio lachte. »Na, der Unglückliche ist nicht zu beneiden!«
    Pauline grinste säuerlich. »Ihr werdet auch als Allerletzte davon erfahren.« Sie kickte ein Steinchen vor sich her.
    »Am 30. April kommen hier ein paar Hundert Leute her, um die Walpurgisnacht zu feiern«, sagte sie.
    Debbie lachte glucksend. »Mit Besen unterm Hintern oder was?«
    Pauline sah sie von oben herab an. »Ich glaub’s nicht«, sagte sie, »du hast echt von nichts ’ne Ahnung. Du tust mir leid.«
    »Aber du«, giftete Deborah, »du hast natürlich den totalen Durchblick!«
    Pauline antwortete nicht.
    Nach zwei Stunden Marsch ließ Markus bei einer Schutzhütte zur ersten Pause anhalten. Allen lief der Schweiß übers Gesicht. Im Wald war es schwül und der Boden vom nächtlichen Regen aufgeweicht, sodass einige Wegstrecken nur schwer passierbar waren. Stöhnend ließen sie sich auf Holzbänken und Boden nieder, um Wasserflaschen und den Proviant auszupacken.
    Plötzlich quiekte Sabrina auf und schlug wild gegen ihre Wade. »Ameisen!«, rief sie. »Das ist alles voller Ameisen!«
    Die anderen lachten, während Sabrina ihr Bein hektisch kratzte und dann auf Bissspuren untersuchte.
    Jenny inspizierte den Boden, breitete dann ihr Regencape aus und ließ sich aufatmend darauf nieder. Sie kramte etwas Essbares aus ihrem Rucksack hervor. Denise hockte neben ihr und drehte ihr belegtes Brötchen in den Händen.
    »Willst du?«, fragte sie schließlich und hielt es Jenny hin. »Ich mag keinen Käse.«
    »Lieber Salami? Ist aber schon angebissen«, sagte Jenny, die jetzt vor allem irgendwas zwischen die Zähne bekommen wollte, Käse oder Salami, völlig egal.
    »Macht nichts«, erwiderte Denise schnell, »macht gar nichts, echt.«
    Sie tauschten und prosteten sich mit ihren neuen Brötchen zu.
    »Ich mag es, wie die Kiefern im Sommer duften«, sagte Denise irgendwann. »Das ist wie…«
    »…wie Urlaub«, seufzte Jenny, legte sich auf den Rücken und sah in die Baumwipfel hinauf.
    »Ja. Wahrscheinlich.«
    Jenny wurde müde. Doch zu wenig Schlaf abgekriegt letzte Nacht, dachte sie.
    »Hey, nicht einpennen!« Jemand stieß mit dem Fuß gegen Jennys Schuhe. Debbie lachte sie breit an. Silvio und Max hatte sie im Schlepptau. »Ich glaube, es geht weiter.«
    »Was?« Jenny sah sich um. »Schon?« Die anderen packten ihr Zeug zusammen.
    Ihr Blick fiel auf Finn, der neben Markus saß und eben seinen Rucksack schulterte.
    »Krass, es spricht wirklich niemand mit ihm«, sagte sie.
    Debbie war ihrem Blick gefolgt. »Warum sollten wir? Wir wollen ja nicht noch mehr Minuspunkte. Außerdem, was sollten wir zu dem schon sagen? Also, kommt ihr?«
    »Muss schrecklich sein«, flüsterte Denise.
    Jenny drehte sich zu ihr um und blickte in Denises Gesicht. Mit großen Augen sah Denise sie an. Ihr war eindeutig unbehaglich zumute. Wie Jenny.
    »Komm«, sagte Jenny, »wir packen zusammen.« Sie hockte sich hin und stopfte ihr Regencape in den Rucksack. Als sie aufstand, hakte sich Debbie sofort bei ihr unter. Jenny wurde bewusst, wie sehr sie es genossen hatte, mit Denise schweigend im Gras zu liegen.
    Markus trommelte die Gruppe zusammen, die sich zwischen den Bäumen und hinter der Hütte verstreut hatte.
    »Der Ort, den wir aufsuchen«, begann er, »ist eine Thingstätte. Sie war unseren Vorfahren heilig.«
    Bei diesem Stichwort schaute Pauline mit hochgezogener Augenbraue in Deborahs Richtung. Deborah krallte sich fester in Jennys Arm. »Die regt mich so auf«, flüsterte sie, »die regt mich ja so was von dermaßen auf!«
    »Bei den Germanen hat niemand diese Stätte jemals betreten, ohne gefesselt zu sein. Und wenn jemand dabei ausrutschte und hinfiel, ist er nicht einfach wieder aufgestanden, sondern auf allen vieren aus dem Heiligtum

Weitere Kostenlose Bücher