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Wach auf, wenn du dich traust

Wach auf, wenn du dich traust

Titel: Wach auf, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Mohr
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es nur ein leichter Schubser war, kam er doch völlig unvorbereitet und mit zusammengebundenen Händen war es ihr kaum möglich, ihn abzufangen.
    Sie schrie auf, auch Deborah und Tino hörte sie überrascht nach Luft schnappen, und einen Sekundenbruchteil lang blitzten hinter ihren Lidern schreckliche Bilder einer bodenlosen Grube auf, in die sie fiel, doch dann spürte sie, dass sie auf weichem Moos landete. Trotz des weichen Falls hatte sie sich die Hüfte gestoßen, da sie ihre Hände nicht hatte gebrauchen können.
    »Was soll das?«, wollte sie rufen, brachte aber keinen Ton heraus. Plötzlich fielen ihr Markus’ Worte wieder ein. Und wer hinfiel, stand nicht etwa einfach wieder auf, sondern robbte aus dem Heiligtum hinaus.
    Das ist nicht sein Ernst, dachte sie. So abgedreht kann selbst der nicht sein. Sie regte sich nicht, dann versuchte sie, sich aus den Handfesseln zu befreien. Pauline hatte nicht übertrieben stark festgezurrt und nach einigem Hin und Her schaffte sie es. Jenny riss sich die Augenbinde vom Gesicht.
    Unwillkürlich kniff sie die Augen zusammen. Auf der Lichtung war es unnatürlich hell nach den Stunden im Wald und der Dunkelheit hinter der Augenbinde. Sie sah sich um. Sie lagen inmitten eines Steinkreises. Am anderen Ende ragte ein Felsen in die Höhe, wie eine Tischplatte, die auf kleineren Steinen aufgebockt war. Oder wie ein Altar, dachte Jenny und die Übelkeit wurde stärker. Hinter dem Altar stand Markus. Sie drehte schnell den Kopf weg. Er sah aus wie ein Priester, der jemanden opfern wollte.
    Jenny sah Deborah und Tino neben sich auf dem Boden liegen. Sabrina, Silvio und Pauline standen wie an einer unsichtbaren Linie aufgereiht in einigen Metern Abstand.
    Finn, der etwas abseits gewartet hatte, kam auf sie zu. Er streckte die Hand aus und Jenny ergriff sie. Ihre Augen hatten sich langsam an das Licht gewöhnt. Finn bückte sich, um Augenbinde und Seil aufzuheben.
    »Lass«, sagte Jenny leise, »ich mach das schon.«
    Finn schüttelte den Kopf. Er war kreidebleich.
    »Finn«, fragte Jenny, »geht es dir gut?«
    Er sah sie an, als habe sie ihn aus tiefsten Träumen geweckt. Nein, eher aus seinen schlimmsten Albträumen.
    Kaum merklich nickte er. »Ja«, murmelte er, »alles klar.« Er drehte sich um und ließ Jenny stehen.
    Markus klatschte nun rhythmisch in die Hände, während Finn auch die anderen von ihren Fesseln befreite. Pauline, Silvio und Sabrina fielen in Markus’ Rhythmus ein. Dann setzten sich Jenny, Tino und Deborah in Bewegung und stellten sich neben den anderen auf. Finn folgte ihnen. Er händigte Markus alles aus, was er den »Gefangenen« abgenommen hatte.
    Das Klatschen ebbte nun ab. Markus sah auf die Uhr.
    »Nicht schlecht«, sagte er. »Um genau zu sein, sogar richtig gut.« Er strahlte sie an. »Ich glaube, ihr habt gerade einen Rekord aufgestellt.«
    Pauline machte eine Gewinnergeste und schlug in Tinos ausgestreckte Hand ein.
    Dann bedeutete Markus ihnen mitzukommen. Aus seinem Rucksack zog er vier Bierflaschen.
    »Das ist ’ne Ausnahme«, sagte er, »nur heute. Jeweils zwei teilen sich eine.«
    Als er Jenny eine Flasche hinhielt, schüttelte sie den Kopf. Sie konnte jetzt nichts trinken. Am allerwenigsten Bier.
    »Nein danke«, murmelte sie und ging langsam einige Schritte Richtung Wald. Finn stopfte die Papierverpackung des Sixpacks in einen Metalleimer, der ein wenig abseits stand.
    »Bist du fürs Mülleinsammeln zuständig oder was war die besondere Aufgabe, die Markus dir geben wollte?«, fragte Jenny.
    Finn presste die Lippen zusammen. »Unter anderem«, sagte er dann und versuchte ein gleichmütiges Lächeln.
    Damit drehte er sich um und ging zu den anderen, die neben Markus am Steintisch lehnten oder sich auf diesen gesetzt hatten. Er sieht aus wie ein Verurteilter, der Sozialarbeitsstunden leisten muss, dachte Jenny.
    Sie fühlte sich erschöpft. Und als schließlich Beate und die anderen Gruppen eintrafen, war nicht mehr viel übrig vom magischen Moment am Fluss.
    Keiner der anderen hatte die Aufgabe mit dem Augenverbinden gelöst, somit hatten die Kelten gewonnen. Deborah und Pauline spekulierten schon über das Menü, das sie vorgesetzt bekämen.
    »Brot und Wasser gibt’s«, spottete Max, »sonst nix.«
    »Oder Gerstenbrei«, sagte Miro, »wie die Römer, du weißt schon.«
    Pauline streckte ihnen die Zunge heraus.
    Sie hatten bereits wieder ihre normalen Klamotten an und gerade den Rückweg zu den Zelten eingeschlagen. Diesmal auf den

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