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Wach auf, wenn du dich traust

Wach auf, wenn du dich traust

Titel: Wach auf, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Mohr
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offiziellen Wanderwegen.
    »Hey Markus«, rief Frederik, »können wir uns zum Kochen Fräulein Firnbach ausleihen?
    Markus schien nachzudenken. »Klar«, sagte er dann, »bis auf Weiteres brauche ich ihn nicht mehr.«
    Jenny sah fassungslos von Max zu Finn. Nimmt das denn nie ein Ende?, dachte sie. Haben die denn niemals genug davon?
    Doch sie war zu erschöpft, um etwas zu sagen.
    »Wir könnten ihm die Reste von unseren Tellern geben, die wir hinter uns werfen. Wie in guten alten Zeiten!« Max grinste in Finns Richtung, doch Finn schien nicht einmal gehört zu haben, dass über ihn geredet wurde wie über einen Leibeigenen. Fehlte noch, dass sie ihm den Mund aufrissen, um die Qualität seiner Zähne zu prüfen, dachte Jenny.
    Sie öffnete den Mund, und ehe sie es sich anders überlegen konnte, sagte sie laut genug, dass alle es hören konnten: »Halten wir hier Sklaven oder was?« Sie versuchte, es lässig klingen zu lassen, und probierte sogar ein Lachen.
    Pauline zuckte mit den Achseln. »Klar, warum nicht?«, erwiderte sie, als sei der Gedanke ganz naheliegend.
    Jenny sah sich um, erwartete, protestierende Gesichter zu sehen, doch sie fand keine. Sabrina war damit beschäftigt, den Knoten aus der Augenbinde zu bekommen, den sie ziemlich festgezurrt hatte.
    Debbie und Silvio liefen in einem großen Pulk mit Frederik, Tino, Ben, Saskia und den Kicherbrüdern. Sie unterhielten sich lautstark über die Flussüberquerung, die Silvio offensichtlich sehr zu seinem Vorteil neu erzählte.
    Luzia und Greta schienen sich über die Klamotten zu unterhalten, die sie immer noch trugen. Immer wieder hob Luzia den Rock an, der ihr um die Waden schlug, und lachte hell.
    Als Jenny Tanjas Blick streifte, sah diese schnell weg. Genauso war es bei Matthias und Hendrik, die aber sowieso nie zu etwas ihre Meinung beisteuerten. Markus und Beate hatten sich zurückfallen lassen – Jenny war sich nicht einmal sicher, ob sie hörten, was hier vorne gesprochen wurde.
    Denise war die Einzige, die Jennys Blick schuldbewusst erwiderte. Sie lief neben Sebastian und Miro her, aber ein rechtes Gespräch schien nicht in Gang zu kommen.
    Sie sah noch einmal zu Finn. Die Emotionslosigkeit, mit der er die anderen betrachtete, brachte in ihrem Inneren etwas zum Auflodern.
    Wie einen Schutzschild versuchte sie, den Moment am Fluss aufsteigen zu lassen, als sie im Gras lag und die Sonne Lichtflecken auf ihr Gesicht geworfen hatte. Sie blieb stehen.
    »Ich dachte, das Spiel sei jetzt vorbei«, sagte sie laut.
    Plötzlich war Markus neben ihr. Jenny stemmte sich mit beiden Beinen in den Boden. Was er ihr sagen sollte, würde er vor versammelter Mannschaft sagen müssen.
    »Finn hat die Konsequenzen zu tragen, vielleicht erinnerst du dich an heute Morgen?«, sagte Markus.
    »Und woher bist du dir so sicher, dass Finn an allem Schuld hat? Dass es wirklich seine Joints waren? Denn darum ging es doch heute Morgen«, fragte sie zurück. Sie spürte, dass die Gespräche der anderen langsam abebbten.
    Markus lächelte nachsichtig. »Ich habe da meine Erfahrungswerte«, sagte er. »Lass das also mal ganz meine Sorge sein. Alles klar?« Er drehte sich wieder um und ging zu Beate zurück.
    »Finn ist das gewohnt«, traute sich Silvio nun zu sagen, »dem macht das doch nichts aus.« Jenny hielt den Atem an, doch niemand schien sich an Silvios Worten zu stören.
    Sie spürte, wie etwas sie streifte. »Halt die Klappe«, flüsterte Frederik ihr von hinten leise ins Ohr. Sie wandte den Kopf in seine Richtung. »Sei doch nicht immer so ein Spielverderber«, sagte er dann laut. »Wir wollen nur ein bisschen Spaß.« Er ging neben ihr weiter und lächelte sie von der Seite an.
    Jenny sah sich um. Sabrina und Tanja erwiderten ihren Blick und schüttelten nur stumm den Kopf, als wollten sie sagen: »Lass die doch ihre dummen Sprüche klopfen.«
    Denise schien zu zittern und Sebastian legte ihr den Arm um die Schultern. Deborah hing wieder einmal an Silvios Hals und schien nichts weiter mitzubekommen. In Paulines Gesicht zuckte es, sie schien intensiv über etwas nachzudenken. Luzia, Greta, Ben, Hendrik und Matthias, alle anderen schienen mit sich selbst beschäftigt oder damit, angestrengt nicht zu ihr hinzusehen.
    Finn war totenbleich.
    Und da kroch eine Erkenntnis in Jenny hoch: eine Erkenntnis, die sie die ganze Zeit niedergekämpft hatte, die sie nicht hatte wahrhaben wollen. Es war so viel angenehmer gewesen, mit den anderen am Flussufer zu liegen und zu glauben,

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