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Wach auf, wenn du dich traust

Wach auf, wenn du dich traust

Titel: Wach auf, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Mohr
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dass alles so bleiben würde. Dass sie zusammengehörten. Es war schön gewesen. Es hatte sich echt angefühlt.
    Aber nun war ihr klar, dass sie allein war. Und Jenny bekam zum ersten Mal Angst.
    Sie spürte, dass ihre Beine unter ihr nachzugeben drohten, und hockte sich auf den Boden. Mit zitternden Fingern schnürte sie ihre Schuhe, während die anderen an ihr vorbeizogen. Ihre Gedanken rasten und fanden kein vernünftiges Ende. Hier stimmte überhaupt nichts und die Tatsache, dass sie mit den anderen drei Stunden friedlich im Wald gewesen war, hatte daran nichts geändert. Fast hätte sie vor Wut laut aufgeschrien. Sie wünschte sich zurück ans Flussufer, als alles so einfach gewesen war. Nicht hierher, wo sie nichts von dem verstand, was um sie herum passierte. Wo sie zusehen musste, dass Finn alles über sich ergehen ließ, was über ihn gesagt wurde. Wie über ihn verfügt wurde. Wo die anderen sie entweder nicht ansahen oder aber wütend waren, weil sie nicht auch wegguckte. Sondern nur herumnervte.
    Sie ließ sich zurückfallen, um mit niemandem sprechen zu müssen. Sie wusste nicht, wie sie ein Bein vor das andere setzen sollte, trotzdem bewegte sie sich vorwärts.
    Dann nahm Jenny eine Bewegung neben sich wahr. Denise lächelte sie scheu an. Jenny versuchte zurückzulächeln, doch sie hatte nicht das Gefühl, dass es ihr gelang. Lächeln war gerade einfach zu anstrengend.
    Sie hatte Angst. Und keine Ahnung, wie sie das bezeichnen sollte, was sie fühlte. Etwas lief hier ganz gehörig falsch. Aber alle würden sie auslachen, wenn sie sagte, sie habe so ein komisches »Gefühl«. Wie es Beate getan hatte. Weil sie etwas wahrnahm, das die anderen nicht wahrhaben wollten. Und wenn es mit dem Auslachen nicht mehr reichte, würden sie sie hassen. Weil sie ihnen den Spaß verdarb, wie Frederik gesagt hatte.
    Als sie wieder zurück beim Zeltplatz waren, durfte sich die Kelten-Gruppe die besten Plätze am Feuer aussuchen. Sie warteten, bis das Essen zubereitet wurde. Beinahe widerstrebend nahm Jenny neben Sabrina Platz. Sie starrte ins Feuer, versuchte, ihre Gedanken und Gefühle irgendwie in den Griff zu bekommen. Ihr war übel und in ihren Schläfen begann es, schmerzhaft zu pochen.
    Das Essen duftete schon bald verführerisch, doch Jenny hatte nicht das Gefühl, auch nur einen Bissen hinunterbekommen zu können. Während sie auf die Mahlzeit warteten, holte Beate ihre Gitarre hervor. Sabrina winkte Tanja neben sich. Die drei sangen ein paar Lieder, das Feuer knackste und der Topfdeckel klapperte leise von dem Dampf, der aus dem Topf stieg.
    Als Finn Jenny eine Schale hinhielt, aus der es köstlich duftete, schüttelte sie den Kopf.
    Sie verspürte den unbändigen Drang, mit jemandem zu sprechen. Jemandem, dem sie erzählen konnte, was hier passierte. Jemandem, der ihr das Gefühl gab, nicht so unendlich allein zu sein.
    In einem plötzlichen Entschluss sah Jenny sich um. Sie musste irgendwie an ihr Handy kommen und Joachim anrufen.
    Markus hatte die Handys mit Sicherheit irgendwo in seinem Zelt verstaut. Und solange er mit den anderen an der Feuerstelle saß, konnte sie so tun, als müsste sie auf die Toilette. Wenn sie es einigermaßen geschickt anstellte, war sie von der Feuerstelle aus nicht zu sehen. Es war dunkel genug, um unbemerkt über die Wiese zu gelangen, lediglich im Umkreis der Klos befanden sich zwei trübe Lampen.
    Sie zwang sich, so unbefangen wie möglich zu sein. Das Beste war wohl, tatsächlich etwas zu essen. Sie winkte Finn zu und ließ sich von ihm eine Schale mit Eintopf bringen. Sie schaffte es sogar, ein paar Löffel davon runterzubekommen. Dann stand sie auf und schlenderte in Richtung Toiletten.
    Sie machte die Tür geräuschvoll auf, ging aber nicht hinein, sondern schlich stattdessen um das Gebäude herum zur anderen Seite. Von hier aus waren es nur noch ein paar Meter bis zu Markus’ Zelt. Mit klopfendem Herzen legte Jenny die Strecke zurück. Sie versuchte, die panische Angst, dass jemand sie beobachten könnte, niederzukämpfen.
    Markus’ Zelt bestand aus drei Teilen. Den Eingang hatte er offen gelassen. Jenny stand in der Mitte. Von hier aus konnte sie die Innenzelte sehen, die alle verschlossen waren. Eines musste das Schlafzelt sein, eines beherbergte die Ausrüstung, das dritte war vermutlich leer.
    Jenny nahm ihr Messer, an dem eine winzige Taschenlampe befestigt war, und leuchtete um sich. Durch die verschlossenen Bahnen hindurch konnte sie nicht sehen, was sich im Inneren

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