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Wach auf, wenn du dich traust

Wach auf, wenn du dich traust

Titel: Wach auf, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Mohr
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befand. Sie fluchte leise und entschied sich für den Zeltteil rechts von ihr. Dann stand sie vor der nächsten Herausforderung: den Reißverschluss so geräuschlos wie möglich aufzuziehen. Sie schloss die linke Hand um den Schieber und zog Millimeter um Millimeter auf, bis ein kleiner Durchschlupf frei war.
    Jenny linste hinein und erspähte Schlafsack und Isomatte.
    »Mist«, flüsterte sie leise und zog den Kopf wieder zurück. Sie schob den Reißverschluss langsam wieder zu. Markus war zuzutrauen, dass er sofort erkannte, wenn er nur einen Zentimeter weiter oben war als gewöhnlich. Er war ja schließlich bei der Bundeswehr gewesen, dachte Jenny.
    Dann wandte sie sich dem gegenüberliegenden Zeltteil zu, zog den Reißverschluss ebenso leise auf wie zuvor und atmete auf, als sie Schwimmwesten und Kletterseile entdeckte. Wahrscheinlich waren die Handys hier irgendwo. Sie kroch so vorsichtig wie möglich ins Innere und leuchtete den Halbkreis, den das Zelt bildete, ab. Das Erste, das sie öffnete, war ein Metallkasten, in der sich aber lediglich Schwimmer und Haken zum Angeln befanden. Doch unter den Schwimmwesten stand die kleine Kunststoffbox, mit der Silvio im Bus herumgegangen war. Jenny zog sie heraus und öffnete den Schnappverschluss. Handys und iPods waren wahllos durcheinandergeworfen. Sie kramte hektisch nach ihrem eigenen. Endlich zog sie es heraus. Mit zittrigen Fingern schaltete sie es an.
    »Mach schon«, flehte sie leise, als sich das Display unerträglich langsam erhellte. Sie gab ihre PIN ein und hoffte, dass es hier Empfang gab. Wenn der Zeltplatz in einem Funkloch lag, musste sie das Handy mitnehmen und es an einer anderen Stelle probieren.
    Sie hatte noch 1,44 Euro Guthaben. Warum nur hatte sie das beschissene Ding nicht aufgeladen? Sie würde ihren Vater anrufen und ihn darum bitten, sie zurückzurufen. Wenn sie die Stummschaltung aktivierte, würde das niemand mitbekommen.
    In diesem Moment hörte sie Stimmen vor dem Zelt. Jenny hielt den Atem an. Die Stimmen waren gedämpft, Jenny konnte nicht hören, wer sich da unterhielt. Konnten sie das Licht, das von ihrem Handy ausging, sehen? Sie setzte sich so, dass das Display ins Innere des Zeltes leuchtete.
    War etwa schon aufgefallen, dass sie nicht aufs Klo gegangen war? So lange war sie aber doch nicht fort?
    Hastig rief sie das SMS-Menü auf und dachte krampfhaft darüber nach, wie sie das Problem in eine SMS packen könnte. Sie hätte viel lieber mit Joachim gesprochen, als ihm etwas zu schreiben.
    Hier stimmt was nicht , schrieb sie. Der Betreuer ist ein Sadist. Oder spinne ich? Will nach Hause. Sie schickte die SMS los. Konnte sie wirklich »Sadist« schreiben?
    Bevor sie noch darüber nachdenken konnte, zerriss ein Piepsen die Stille. Das Zeichen, dass die Nachricht verschickt war. Sie hatte vergessen, die Stummschaltung zu aktivieren!
    Jenny hielt die Luft an. Hektisch klickte sie sich durch das Menü. Wenn ihr Vater antwortete, würde man die Erkennungsmelodie über den ganzen Platz hören können.
    Mit schweißnassen Händen wartete sie. Kaum eine halbe Minute später, die Jenny wie eine Ewigkeit vorkam, kam die Antwort ihres Vaters. Eine SMS. Ach Dad, stöhnte Jenny innerlich, du hättest mich anrufen sollen! Keine SMS schreiben. Jenny klickte auf »Anzeigen«.
    In diesem Moment wurde das Zelt aufgerissen. Jenny fuhr hoch und versuchte, sich in eine Ecke zu drücken, doch es gab kein Entkommen. Jemand leuchtete ihr mit einer Taschenlampe direkt ins Gesicht.
    »Jenny?« Die Taschenlampe ging aus. »Verdammt, was machst du hier?«, flüsterte Finn.
    »Dasselbe könnte ich dich fragen.«
    »Ich soll Angelköder holen«, erwiderte Finn.
    »Wollen die jetzt noch angeln gehen?«
    Finn zuckte mit den Schultern. »Markus will irgendwas damit, keine Ahnung. Aber was machst du hier?«
    Jenny sah auf das Handy. Das Display war erloschen.
    »Verdammt noch mal, was denkst du denn? Das ist doch krank, was hier passiert!« Jennys Atem ging stoßweise. »Ich habe meinem Vater gesimst«, sagte sie und versuchte, ihre Stimme unter Kontrolle zu bringen. »Ich weiß nicht, was ich sonst machen soll.«
    Finn nahm sie am Arm. »Scheiße, Jenny, wenn Markus das mitkriegt, dass du an den Handys warst!«
    »Was dann?«, fauchte sie. »Willst du es ihm sagen oder was?«
    »Ich?«, antwortete Finn und klang aufrichtig verblüfft. »So ein Blödsinn. Warum sollte ich das tun?«
    »Keine Ahnung«, sagte Jenny angriffslustig, »aus demselben Grund, aus dem du brav

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