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Wach auf, wenn du dich traust

Wach auf, wenn du dich traust

Titel: Wach auf, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Mohr
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eigentlich die Freizeit dazu nutzen zu sehen, ob wir gemeinsam ein Jugendzentrum aufbauen können. Wenn sich die Hälfte hier weigert zu kooperieren, sehe ich nicht, wie das gehen soll!«
    Jenny sah zu Denise. Dann zu Finn. Auf seinem Gesicht war wieder einmal nicht die geringste Gefühlsregung abzulesen. Sie suchte noch einmal Deborahs Blick. Ihre Freundin sah seltsam blass aus. Kurz sah sie Jenny an und lächelte ein unsicheres Lächeln, das wohl so etwas heißen sollte wie »Du willst es doch auch, das Jugendzentrum, oder?«.
    Erst als Jenny nicht zurücklächelte, senkte Deborah langsam den Blick. Dann ließ sie sich widerstandslos von Silvio mitziehen, der das Jungenzelt ansteuerte.
    Die Vorbereitungen gingen ihren normalen Gang. Niemand schien Markus’ Anweisung ernsthaft infrage zu stellen. Das Gepäck wurde auf vier große Wanderrucksäcke verteilt, die anderen verstreuten sich und suchten ihre Klamotten und Schuhe zusammen. Jenny fühlte sich wie in einem Albtraum. Sie rechnete jeden Moment damit, dass jemand auflachen würde, ihr auf die Schulter klopfen und darüber kichern, dass sie hereingefallen war. Dass jemand käme und ihr sagte, dass das alles nicht stimmte.
    So was dürfte doch eigentlich nicht passieren. In Filmen, ja, in irgendwelchen Psychothrillern vielleicht, die niemand ernst nahm. Aber doch nicht hier! An einem Ort, der sich so echt anfühlte und gleichzeitig so weit weg von allem wie kaum etwas anderes.
    In ihren Ohren rauschte es. Wenn es ihr nicht so sinnlos erschienen wäre, sie hätte heulen können. Stattdessen begann sie zu lachen. Sie lachte, wusste, dass sie sich anhören musste wie eine Irre, und hörte erst wieder auf, als Markus die Rucksäcke brachte.
    »Freut mich, dass du deine gute Laune wiedergefunden hast«, sagte er und stellte einen der Rucksäcke vor ihr auf den Boden.
    Ohne darüber nachzudenken, reckte Jenny die Hand hoch. »Jawoll, mein Führer!«, rief sie so laut, dass es über den ganzen Platz tönte.
    Markus erstarrte.
    »Lächerlich«, sagte er dann leichthin, dennoch spürte Jenny, wie sehr sie ihn getroffen hatte. Und zum ersten Mal sah sie etwas, das sie die ganze Zeit nicht gesehen hatte: Da stand ein unzufriedener, verbitterter Mann. Ein mickriges Etwas, das an einem unsichtbaren Haken zappelte.
    »Also gut«, sagte sie und schnallte sich den Rucksack um. Er zog schwer an ihren Schultern. »Spielen wir ein bisschen sozialen Ausgleich. Gehen wir«, sagte sie und quetschte sich an ihm vorbei. Markus schien etwas erwidern zu wollen, doch in dem Moment kam Frederik auf sie zu. Als er Jenny mit dem Rucksack sah, umspielte ein kaum merkliches Lächeln seine Mundwinkel.
    »Was?«, herrschte Markus ihn unvermittelt an.
    »Wir sind so weit«, sagte Frederik irritiert. Er drehte sich um und schlenderte langsam zurück. Reckte die Arme, um zu zeigen, wie leicht es sich leben ließ ohne Gepäck. Jenny nahm sich vor, sich nicht provozieren lassen.
    Sie empfand überhaupt nichts mehr. Vielleicht war sie gerade dabei, sich zu verabschieden. Vielleicht gab es die Jenny, die sie bisher zu kennen geglaubt hatte, bald nicht mehr. Es gab nur noch die Autopilot-Jenny, die, die wie die anderen drei einfach den Mund hielt und alles mit sich machen ließ. Sie stellte sich neben Sebastian, Denise und Finn auf und sah stur geradeaus. Jetzt bloß keinen Fehler mehr machen. Sie hatte ihnen vieren schon genug eingebrockt.
    Markus gab ein Zeichen. Der Trupp setzte sich in Bewegung.
    Hatte sie überhaupt mitbekommen, wohin sie gingen? Ach ja, in eine Schlucht. Zum Klettern. Es befanden sich Kletterausrüstungen in ihrem Rucksack. Ausgerechnet zum Klettern. Darauf hatte sie sich schon seit Wochen gefreut.
    Sie wagte nicht, sich ihren Vater vorzustellen, nicht in dieser Situation, in der sie einen Rucksack mit Ausrüstung für fünf Personen trug. Sei mutig.
    Sehr witzig, dachte Jenny wütend. Er hat nicht geschrieben, dass ich die Einzige sein würde. Wie schwierig es sein würde. Wie verdammt einsam.
    Die aufsteigende Wärme deutete an, dass der Tag heiß werden würde. Jeder von ihnen hatte fünf Liter Wasser im Rucksack. Fünf Kilo, nur fürs Trinken. Wie hatte sich Markus das vorgestellt? Sollten sie jedes Mal, wenn jemand einen Schluck trinken wollte, den Rucksack absetzen und das Wasser verteilen?
    Nach einer halben Stunde relativ geruhsamen Schrittes am Seeufer entlang bog Markus in den Wald ab. Dort war es kühler. Jenny machte ein Hohlkreuz und fühlte die Feuchtigkeit, mit der

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