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Wach auf, wenn du dich traust

Wach auf, wenn du dich traust

Titel: Wach auf, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Mohr
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das T-Shirt bereits an ihrem Rücken klebte. Der Wind streifte zwischen Rucksack und Shirt hindurch und hinterließ ein Frösteln auf ihrer feuchten Haut.
    »Trinkpause«, verkündete Markus und blieb stehen.
    Jenny stapfte an ihm vorbei.
    »Ich bin noch fit«, sagte sie herausfordernd, »Pause können wir später machen. Wir sind doch nicht verweichlicht.« Entschlossen hakte sie Denise bei sich unter und zog sie mit.
    Einen Moment lang schien Markus zu zögern. »Na gut«, sagte er schließlich gepresst, »gehen wir weiter.«
    Jenny ging voraus. Der Weg ging bergauf. Als sie an einem Holzschild vorbeikam, das noch zwei Kilometer bis zum Einstieg in die Schlucht ankündigte, die Markus als Kletterwand ausgewählt hatte, atmete sie heftig, griff entschlossen an die Träger des Rucksacks und stapfte weiter. Die Temperaturen stiegen merklich und von ihrer Stirn rann der Schweiß. Ihre Schultern begannen zu schmerzen. Denise neben ihr schnaufte. Finn und Sebastian hielten wortlos mit ihnen Schritt. Die drei schienen kapiert zu haben, dass sie sich entweder an Jennys Tempo anpassen mussten oder aber alleine mit den anderen wären. Es war wie eine stille Absprache, dass dies für keinen von ihnen infrage käme. Jetzt nicht mehr.
    In ihrem Rücken hörte sie die fröhlichen Stimmen der anderen, doch es kümmerte sie nicht. In ihrer Kehle sammelten sich Worte. Finstere, böse Worte, die sie nicht herausbrachte.
    Jenny legte ein mörderisches Tempo vor, von dem sie selbst wusste, dass sie es niemals durchhalten würde. Hoffentlich machte Denise nicht schlapp.
    Markus holte sie ein und lief neben ihnen her.
    »Wenn ihr euch jetzt so verausgabt, werdet ihr nicht weit kommen«, sagte er.
    »Na und?«, zischte Jenny. »Darum geht’s doch genau, oder?«
    »Nein«, widersprach Markus, »darum geht es eben nicht.«
    Jenny sah ihn an und blieb stehen. Denise, Finn und Sebastian sammelten sich um die beiden. Beate und der Rest der Gruppe waren noch nicht bei ihnen angekommen. »Dann erklär’s mir bitte noch mal«, sagte Jenny laut und tippte sich an die Stirn. »Ich bin wohl ein bisschen doof, weißt du, ich kapiere es nämlich nicht ganz. Warum genau ist es jetzt gut für uns, uns mit über zehn Kilo auf dem Rücken durch die Landschaft zu kämpfen, während die anderen uns dabei zugucken? Was war noch gleich der Sinn?« Sie schüttelte den Kopf und schlug sich mit der flachen Hand dagegen. Dann sah sie auf und zuckte bedauernd mit den Achseln. »Sorry«, sagte sie, »ich hab’s echt vergessen.« Sie lachte auf. »Bin halt ein Doofchen, das auf Sozialleistungen angewiesen ist.«
    Markus starrte sie an. An dem feinen Zucken seiner Wangen konnte Jenny erkennen, dass er mit den Kiefern mahlte.
    »Ich gebe euch jetzt drei Minuten Zeit«, sagte er sehr langsam. »Ich verschwinde kurz hinterm Baum und werde mir dabei genau drei Minuten Zeit lassen. Wenn ich zurückkomme, möchte ich, dass wir weitergehen. In normalem Tempo.«
    Als Markus sich umgedreht hatte, nahm Sebastian Jenny am Arm. Er versuchte, sie auf die Seite zu ziehen, außer Hörweite der anderen, die bereits ziemlich nahe gekommen waren. Wütend schüttelte Jenny seine Hand ab.
    »Was?«, fauchte sie.
    »Beruhig dich doch«, sagte er.
    Jenny lachte auf. Sie schlug kräftig gegen Sebastians Rucksack. »Gepäck für andere tragen ist wohl das, was du dir unter Ruhe vorstellst«, sagte sie und sah ihn an.
    Sebastian schluckte sichtbar.
    »Und ihr?«, schrie Jenny jetzt die anderen an, die zu ihnen aufgeschlossen hatten. »Genug geglotzt? Habt ihr euren Spaß? Ist es lustig?« Als keiner antwortete, drehte sich Jenny um und machte Anstalten weiterzugehen. »Immer schön tun, was der Massa sagt«, sagte sie und es war ihr völlig egal, ob es jemand hörte oder nicht. »Man könnte ja Unannehmlichkeiten bekommen.«
    Beate kam auf sie zu. »Jenny«, sagte sie vorsichtig, »du solltest versuchen, mal Markus’ Standpunkt zu sehen.«
    »Warum?«, fauchte Jenny. »Weil er hier den großen Diktator macht und mir sowieso nichts anderes übrig bleibt?«
    »Tu doch bloß nicht so selbstgefällig«, hörte sie eine Stimme hinter sich. Als sie sich umdrehte, sah sie Deborah neben Silvio stehen, die angestrengt versuchte, sie nicht anzusehen. »Die ganze Zeit führst du dich auf, als wärst du sonst wer, als hättest du die Moral mit Löffeln gefressen!«, rief Silvio. »Das nervt einfach, dein besserwisserisches Gelaber!«
    Jenny zeigte mit dem Finger auf Denises Rucksack. »Und dass sie

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