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Wach auf, wenn du dich traust

Wach auf, wenn du dich traust

Titel: Wach auf, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Mohr
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ging zum Waschbecken an der Wand und machte den Wasserhahn an. Mit zwei Händen schöpfte er sich Wasser in den Mund. Es kribbelte kalt auf seiner Haut.
    Wenn sie ihn wenigstens auslachen würde. Irgendetwas sagen, egal was, wenn sie ihn einen Idioten nennen würde, es wäre ihm alles lieber als dieses unheimliche Schweigen. Nur die Anzeige ihrer Herztöne verriet, dass sie lebte. Ein gleichmäßiges Piep-piep-piep.
    Luzia ist schließlich die Hütte eingefallen. Keine Ahnung, wie sie auf den Gedanken gekommen sind, ausgerechnet dahin zu gehen! Was wollten sie? Ein Dach über dem Kopf, falls es beim Verprügeln regnet oder was? Vielleicht war es aber auch nur Zufall, dass sie in der Nähe der Hütte waren. Den Schlafsack haben wir ja ganz nahe beim Zelt gefunden. Dass Luzia die Hütte eingefallen ist, war absolutes Glück.
    Obwohl wir zu spät kamen. Sogar, als wir noch gar nichts sahen, sondern nur die Stimmen hörten, hing was Bedrohliches wie eine Wolke in der Luft. Luzia und Greta hatten die Taschenlampe in der Hand, aber ich habe dich zuerst entdeckt.
    Du lagst auf dem Boden. Ich glaube nicht, dass man die blauen Flecken schon gesehen hat, es war ja viel zu dunkel. Und so was braucht ja auch Zeit, bis es sich entwickelt. Aber dass da was nicht stimmte, war klar. Dass was Schreckliches passiert sein muss.
    Die anderen standen übrigens ein ganzes Stück entfernt. Lauerten da. Ich weiß nicht, worauf – du lagst ja schon regungslos am Boden. Wahrscheinlich wussten die einfach nicht, was sie tun sollten.
    Luzia ist gleich zu Silvio und den anderen. Die Kleine, die hat plötzlich auf alles geschissen. Ich glaube, sie hat sich gar nicht überlegt, dass sie vielleicht selbst was abkriegen könnte. Dass sie mit schnapsverseuchten Schlägern spricht. Obwohl – besoffen war nur Silvio, glaube ich.
    In seiner Haut möchte ich nicht stecken jetzt. Beate sagt, er hätte es zugegeben, dass er es war. Und alle anderen haben es auch gesagt. Plötzlich waren sich alle sicher! Aber ich glaub nicht dran, dass er so ein Geständnis noch mal wiederholt. Nicht wenn der Papa Rechtsanwalt ist.
    Ich bin nicht rüber zu denen. Ich bin zu dir gegangen und hab dich angeschaut. Weil ich sonst nichts machen konnte.
    Du hast gelächelt. Verdammt, du hast gelächelt, als ob irgendwas Wunderschönes passieren würde!
    Finn bekam keine Luft mehr.
    Er versuchte, sich auf das Piepen der Maschinen zu konzentrieren. Er musste weitersprechen. Nicht daran denken. Nicht an Jennys Gesicht. An ihr merkwürdiges Lächeln. An ihre Lippen, die bereits aufgeplatzt gewesen waren. Die etwas gesagt hatten. Etwas, das nur Finn anging.
    Plötzlich wusste er, dass er wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben seinen Namen richtig gehört hatte. So, wie man ihn eigentlich sagen sollte.
    Ich kapier es nicht.
    Du hast ein einziges Wort zu mir gesagt, nur das. Und ich verstehe nicht, wie du es ausgerechnet so hast sagen können. Ich meine – du hättest alles sagen können, wirklich alles! Ihr Wichser, hättest du schreien können, oder ich weiß nicht, was. Aber du hast meinen Namen gesagt.
    Und warum mit diesem bestimmten Tonfall, Jenny? Ich hätte verstanden, wenn du rumgebrüllt hättest, angeekelt von uns allen, gerade von mir. Meinetwegen sogar noch als Hilferuf. Obwohl es dafür ja zu spät gewesen wäre. Und du hast ja nicht mal wissen können, ob ich dir überhaupt helfen will.
    Trotzdem hätte ich es irgendwie verstanden.
    Aber du hast meinen Namen auf diese besondere Art gesagt. Mit einem Lächeln, als hättest du etwas Wunderschönes gesehen. Ich hätte ausrasten können.
    Die anderen haben noch rumdiskutiert, was sie machen sollen, die Idioten. Luzia hat denen die Hölle heißgemacht, dass wir dir so schnell wie möglich helfen müssen. Dass wir da nicht rumstehen können.
    Und sie war nicht die Einzige. Kannst du dir vorstellen, dass Sebastian derjenige war, der gesagt hat, dass wir mit dir reden sollen? Dass dich das zurückholen kann, wenn du nicht im Krankenhaus gleich wieder aufwachst? Ich kann dir sagen, da war erst mal Schweigen im Walde. Buchstäblich.
    Ich meine, gut – Luzias Vater ist Arzt, da hat sie natürlich so ein bisschen Ahnung. Aber von Sebastian hat das ja niemand erwartet.
    Und Luzia, die war plötzlich wie ein anderer Mensch. Weil Markus mit dir im Krankenwagen mitgefahren ist, war ja nur noch Beate im Camp. Und die wusste gar nicht mehr, was sie machen sollte. Luzia hat dann alles gemanagt: Sie hat die Handys aus dem Zelt

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