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Wach (German Edition)

Wach (German Edition)

Titel: Wach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albrecht Selge
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atmet, wabert, als unterdrückte er eine gewaltige Anspannung. Doch da, mit einem Schlag, setzen Musik und Lichtspiel aus, das Tageslicht ist wieder da, Xerxes erhebt sich und springt leichtfüßig, drei Stufen pro Schritt, auf die Bühne. Nun ist es still. Nur etwas Schniefen und Husten, ein einzelnes Niesen hört man aus der Menge (die Kolleginnen aus dem Center-Management). August ist etwas bange, er weiß, dass Xerxes seine Ansprachen gern improvisiert.
    «Außergewöhnliches schöpfen – Herzen bereichern!», beginnt Xerxes ins kabellose Mikro zu sprechen und skizziert den langen Weg von der Idee zur Tat: «Das Wort Vision beginnt mit dem Wörtchen wie .» Ein paar Journalisten kauen noch, einer lässt sich Sekt nachschenken, ein anderer macht sich Notizen auf der Pressemappe. In der Ehrenlounge lächelt der Bezirksbürgermeister. August fragt sich, was der gerade denkt; natürlich ist er den Weg gegangen, den die Künstlichen Paradiese für ihn bereitet hatten, die Entwicklungsvereinbarung war vorformuliert, selbst die Modifizierungen schon eingeplant, und als er trotzdem gezögert hat, die Opposition saß ihm im Nacken, wurde ihm die Entscheidung mit einem Expertengutachten erleichtert, die Kommune musste es nicht einmal bezahlen. Und schließlich, hat er die Wahl gehabt? Seine alte Einkaufsstraße war ein hoffnungsloser Fall, zwischen den Kommunen herrscht Wettrüsten, alle Nachbarbezirke hatten ja schon ihre Mall, da hat sich ihm die Möglichkeit geboten, sie zu übertrumpfen, mit der größten Mall der Stadt, allein die Gewerbesteuer, was für ein win-win (als die Mall fertig war, hat er allerdings versteinert geguckt, sie wirkte viel größer als auf dem Flächenplan). August ist, während er den Bezirksbürgermeister angesehen hat, nur mit halbem Ohr der Rede gefolgt; jetzt bemerkt er mit Unruhe, dass Xerxes ins Schwafeln kommt: «Noch liegt sie hinter mir, verborgen unter weißem Welten-Laken : la Fontana di Trevi! und ist doch unser Schiff des Kolumbus», denn wenn man sich das vorstelle, bildlich vorstelle, eine Mall – nein, nicht eine Mall, sondern die Mall, die größte – seinerzeit größte Mall der Welt – Edmonton, Alberta: Die setze dem Entdecker eines Kontinents ein Denkmal, in eins zu eins, im mehr oder weniger ewigen Eis, des Kontinents übrigens, auf dem sie, die seinerzeit größte Mall, liege … das könne man wohl einen inspirierenden Gedanken nennen! Und könne man nicht auch sagen, was die Santa Maria für Amerika, sei der Trevibrunnen für ein zusammenwachsendes Europa … August spürt Feuchtigkeit auf seiner Oberlippe, Schweiß im Hemdkragen. Im Publikum beginnt sich Unmut zu regen. Und Xerxes stockt jetzt, schweigt sekundenweise. Wird die Situation kippen? Da unterbricht Xerxes die nervöse Stille mit einem kraftvollen Händeklatschen: «Und so schließe ich: Viva la vita – la dolce vita! – und bitte unseren geschätzten Herrn Bezirksbürgermeister auf die Bühne.» Murren im Publikum, als der Politiker, nur eine Stufe pro Schritt nehmend, auf die Bühne kommt. Doch mit einem ironischen Lächeln gewinnt der Bürgermeister die Leute für sich: «Ich danke dem Center-Manager für seine salbungsvollen Worte.» Er wolle sich kurz fassen. Man habe vor der Aufgabe gestanden, urbane Qualitäten zu steigern und der Stadtkultur auf die Beine zu helfen. Beides sei in beeindruckender Weise gelungen. Hervorzuheben seien auch die vielfältigen Aktivitäten der Stiftung Vitale Stadt, für die das Center sich in besonderer Weise engagiere. Die Schaffung und Erhaltung von Urbanität blieben auch in Zukunft eine Herausforderung, für die man indes gut aufgestellt sei. Jetzt aber wolle man unbeschwert feiern, «und so wünsche ich uns allen ein schönes Fest». Der Beifall versinkt im erneuten Anschwellen des vibrierenden Basstons, der Marktplatz verdunkelt sich. In der Höhe klingen blendende Segmente berühmter Musik auf, Zarathustras Fanfaren, die Hörner aus Tschaikowskys Klavierkonzert, der ägyptische Triumphmarsch; und zu jedem Modul wandert spannungsvoll ein Lichtkegel übers weiße Wabern, gelb, blau und rot. Ob das nicht etwas massiv sei, etwas bombastisch, hat August Gundel gefragt, nachdem sie ihm eine Präsentation der Show gegeben hatte; nein, der Ablauf sei vielfach bewährt, die Show habe Kanadier wie Beduinen, Russen wie Rumänen begeistert, nur die Sache mit Peggy sei eine Abweichung vom Standard, ein Experiment, aber Peggy habe das durchgedrückt, und es werde

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