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Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess McConkey
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inzwischen gleich zwei. Können Sie sich vorstellen, wie peinlich mir das war? Einfach so hinzufallen? Und dann von einem Fremden herumgetragen zu werden, als wäre ich ein Baby?« Sie ließ die Hand sinken. »Ich musste eine Weile meine Ruhe haben. Ich bin ja nicht dumm … ich wusste, dass Sie zurückkommen würden.«
    Anne spürte, wie sich die Machtbalance zwischen ihnen unmerklich verschob. Jetzt verdankte sie Sam ihren Job. Bedeutete das, dass sie jetzt nicht nur Sams Vater, sondern auch Sam Rechenschaft schuldig war? Falls ja, würde das nicht funktionieren. Nach Sams Verhalten in den letzten Wochen zu urteilen, konnte Anne es sich nicht leisten, ihr die Oberhand zu lassen. Und genau die würde Sam haben. Sie wäre auch fähig, Anne jedes Mal, wenn sie etwas nicht tun wollte, daran zu erinnern, dass sie ohne Sam ihren Job gar nicht mehr hätte. Unter diesen Umständen konnte Anne nichts bewirken.
    »Schauen Sie, danke, dass Sie Ihren Vater überredet haben, mich nicht zu entlassen, aber vielleicht wäre es am besten, wenn Sie mit jemand anderem arbeiteten.«
    »Warum denn? Haben Sie Angst, ich könnte Sie damit manipulieren, dass Sie Ihren Job nun mir zu verdanken haben?«
    Anne verzog das Gesicht. »Um ehrlich zu sein … ja.«
    »Das werde ich nicht machen«, erwiderte Sam aufrichtig. »Sie wissen, was Sie tun, aber Sie müssen mir ein bisschen Luft lassen.« Ihre Aufmerksamkeit wanderte zum Fenster, und sie rutschte unbehaglich herum. »Vor dem Überfall hatte ich mein eigenes Leben. Jetzt sagt man mir, wann ich aufstehen und wann ich schlafen gehen soll, was ich essen und was ich nicht essen darf. Ich habe es satt.«
    »Sie wollen einen Waffenstillstand schließen? Ist es das?«
    »Ja.«
    Annes Blick wanderte durchs Schlafzimmer. »Ich werde nicht zulassen, dass Sie hier auf der faulen Haut liegen.«
    »Das erwarte ich auch nicht von Ihnen.«
    Sie dachte an den Stapel Rechnungen, der in der Küche lag, und ihre Augen verengten sich. »Wenn Sie mir auch nur ein einziges Mal damit drohen, zu Ihrem Vater zu gehen, bin ich hier weg.«
    »In Ordnung«, antwortete Sam.
    Anne trat von der Tür zurück. Konnte sie der jungen Frau trauen? Oder würde sie die Primadonna spielen? Das würde die Zeit erweisen, aber jeder Dollar, den sie hier verdiente, verhinderte ein Stück weit das Dahinschmelzen ihrer Ersparnisse – das genügte im Moment. Anne ging einen Schritt, doch dann rief Sam ihr etwas nach, und sie blieb stehen.
    »Einen Augenblick noch – wer ist Greg Clemons?«
    Anne bemerkte zwei sanft rote Flecken, die auf Sams Wangen traten. Das vorhin musste ihr wirklich peinlich gewesen sein, wenn schon die Erwähnung von Gregs Namen sie zum Erröten brachte.
    »Falls Sie sich Sorgen machen, dass Greg Klatsch über Sie verbreitet: Das ist unnötig«, meinte sie achselzuckend. »Greg ist ein guter Kerl. Er bleibt viel für sich und tratscht nicht herum.« Anne kamen Esther Dunlap und Fritz Thorpe in den Sinn, und sie runzelte die Stirn. »Nicht wie manche anderen, die ich hier in der Gegend nennen könnte.«
    »Er arbeitet für das Tierheim?«
    »Ja.« Anne sog an ihrer Unterlippe. Wie viel sollte sie Sam erzählen? Greg war ein Freund, und nachdem sie Esther und Fritz im Geist für ihr loses Mundwerk verurteilt hatte, konnte sie sich hier nicht gut über seine Geheimnisse verbreiten. »Er arbeitet nicht nur im Tierheim, sondern nimmt auch die am schlimmsten misshandelten Tiere bei sich auf, resozialisiert sie und sucht ihnen dann ein neues Zuhause.«
    Sam legte den Kopf schief. »Als ich bei ihm geklopft habe, habe ich ein Saxophon gehört.«
    »Ja, das war Greg. Er liebt Jazz.«
    »Dafür habe ich nie etwas übrig gehabt«, gab Sam mit schiefer Miene zurück.
    »Ach, das haben Sie mit Fritz Thorpe gemein. Der mag auch keinen Jazz. Er versucht schon seit Jahren, Greg dazu zu bewegen, mit ihm zusammen zu spielen, aber Greg ist mit Fritz’ Stücken nicht einverstanden.« Anne lachte leise. »Ich glaube, er lehnt einfach nur ab, um Fritz zu ärgern.«
    »Mr. Thorpe ist Musiker?«
    »O ja«, antwortete sie mit nachdrücklichem Nicken. »Er ist ein pensionierter Musikdozent.«
    »Für einen Pensionär ist er aber noch ziemlich jung, oder?«
    Anne zögerte. Auch wenn sie Fritz nicht besonders gern mochte, hatte sie nicht das Bedürfnis, die alten Geschichten über seine Frühpensionierung aufzuwärmen.
    Sie ging nicht auf Sams Frage ein und fuhr fort: »Es wird gemunkelt, er hätte sogar ein paar eigene Stücke

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