Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess McConkey
Vom Netzwerk:
»Sieht so aus, als hätte ich gerade meine Mitfahrgelegenheit verloren.«

18
    Was für eine Party , denke ich und grinse in mich hinein. Die hat wirklich jeden aufgerüttelt, oder? Irene war so zufrieden. Sie hatte einen tollen Abend – bis Samantha Moore zu singen begann. Das hat ihr nicht gefallen – ich weiß, dass sie diesen Song hasst, weil er sie an eine Zeit erinnert, die sie lieber vergessen würde. Und dann noch zu hören, wie Samantha ihn für Irenes Sohn singt – wie kann sie es wagen? Ich hatte beobachtet, wie es in Irene brodelte und wie sie ihren Sohn und Samantha mit einem Blick durchbohrte, von dem selbst ein Pferd tot umfallen würde. All dies war schrecklich komisch, und ich musste das Gelächter unterdrücken, das in meinem Inneren blubberte. Es war beinahe unmöglich, meine Gefühle zu verbergen.
    Es war wirklich erstaunlich, dass Samantha gerade diesen Song gewählt hatte. Was für eine eigenartige Wendung des Schicksals. Oder hatte sie sich vielleicht umgehört? Kannte sie die Geschichten und hatte beschlossen, den Partygästen einen kleinen Streich zu spielen?
    Und Edward Dunlap – er ist hinausgestürmt, als folgten ihm die Höllenhunde auf den Fersen. So war es natürlich in gewisser Weise auch. Dieser Gedanke ernüchterte mich. In den geheimen Winkeln dessen, was ich wohl mein Herz nennen könnte, tut mir Edward leid. Ich weiß, dass er ein junger Mann mit einer glänzenden Zukunft war, bevor sie sie zerstört hat.
    Ich gehe zum Ende des Stegs und schaue über das dunkle Wasser hinweg. Alles weist immer wieder auf sie zurück, oder? Noch nach fünfundzwanzig Jahren, nach dieser langen Zeit, wirkt sie in der Erinnerung so vieler Menschen nach. Wer hätte gedacht, dass eine derart unbedeutende Person einen solchen Einfluss auf so viele Leben hat?
    Meine Augen wandern zu den Planken unter meinen Füßen. Unbedeutend?, frage ich mich selbst. Sie war nicht unbedeutend, als sie damals genau hier gelegen hat, bekleidet oder unbekleidet, je nachdem, als was man ihren winzigen Bikini betrachtet. Sie war sogar ziemlich eindrucksvoll. Jeder männliche Anwohner am See hat damals einen Grund gefunden, hier in den Stunden zwischen dreizehn und fünfzehn Uhr mit dem Boot vorbeizufahren. Eigentlich widerlich, wenn ich recht darüber nachdenke, und ich spüre, wie sich meine Hände zu Fäusten ballen. Billig war sie. Ein ganz gewöhnliches Flittchen, das fast mein Leben ruiniert hätte. Ich hätte meine Lektion von ihr lernen sollen – vertraue niemals einer Frau. Was, wenn sie den alten Ted überredet hätte, mit ihr wegzulaufen? Wäre mein Leben dann anders verlaufen? Und Edwards?
    Ich drehe mich langsam um und gehe in Richtung Haus zurück. Als ich gerade den Steg verlassen will, höre ich einen Hund bellen und schlüpfe rasch zwischen die Bäume.
    Dieser verdammte Hund! Wie soll ich meine nächtlichen Gänge unbeobachtet fortsetzen, wenn dieser Köter so weitermacht? Es war ein Fehler, dass sie ihn adoptiert hat.
    Ein leises Lächeln spielt um meine Mundwinkel. Es gibt Wege, das Tier verschwinden zu lassen.

19
    Sam wusste, dass sie träumte. Das Gefühl war nur zu vertraut – Träume, die in einer Endlosschleife in ihrem Kopf abliefen und denen sie nicht Einhalt gebieten konnte. O Gott , schrie ein kleiner Teil ihres Gehirns. Lag sie wieder im Koma? Sie wollte die Augen aufschlagen, musste unbedingt die Augen aufschlagen. Sie kämpfte darum, ihr Bewusstsein zu erlangen und sich über die Dunkelheit zu erheben, die sich über sie wälzte.
    Vergebens. Eine Träne quoll ihr aus dem Augenwinkel, als sie aufgab und langsam im Abgrund versank.
    Der Traum begann damit, dass Sam sich in einem Winkel eines mit Menschen gefüllten Raums versteckt hielt. Okay, damit kam sie zurecht – das war kein Albtraum, sondern nur ein durch Fritz’ Party ausgelöster Traum. Tatsächlich war es sogar Fritz’ Party: Sie entdeckte seinen Stutzflügel in der Mitte des Raums, aber etwas stimmte nicht. Das Haus sah anders aus. Möbel und Einrichtung hatten sich geändert.
    Es waren auch andere Gäste – sie erkannte niemanden. Und sie waren merkwürdig gekleidet. Hawaiihemden; Blusen mit riesigen Schulterpolstern; Miniröcke. Eine Frau trug eine glänzende Bluse, die ihre Schultern breiter wirken ließ, und enge Jeans. Ohrringe, groß wie Fünfzigcentstücke, baumelten von ihren Ohrläppchen herab. Ihr Haar war aus der Stirn gebürstet und fiel in einem Wust von Locken um ih ren Kopf herunter.
    Sams Aufmerksamkeit

Weitere Kostenlose Bücher