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Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess McConkey
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gerichtet hatte, aber mich hatte er immer damit verschont. Ich dachte keinen Augenblick lang, dass der Mann, der mich eigentlich beschützen sollte, mich in dieses dunkle Loch stoßen und dann dort lassen würde. Wie lange habe ich dort gelegen? Minuten? Stunden? Vor Entsetzen wimmernd, bis er mich endlich wieder ins Helle brachte. Aber meine Seele war für immer gezeichnet.
    Mit zitternder Hand schenke ich mir einen Drink ein. Es stört mich noch nicht einmal, dass es das billige Zeug ist. Ich kippe den Drink in einem Zug runter, haue das Glas krachend auf den Tisch, senke den Kopf und versuche, die dunklen Gedanken zu vertreiben.
    Meine Aufmerksamkeit wandert zum Fenster zurück. Es war eine solche Nacht gewesen, nicht wahr? Mein letzter Besuch in meiner eigenen, persönlichen Hölle. Alles, worum ich gebeten hatte, war Verständnis und ein bisschen Freundlichkeit. War das nicht mein Recht? Hatte ich das nicht verdient? Meine Hände ballen sich zu Fäusten. War sie mir das nicht schuldig?
    Aber sie hat mich verspottet, meine Männlichkeit in Zweifel gezogen und die gleichen Worte verwendet wie damals er. Im Rückblick kommt mir das alles jetzt wie ein schlechter Traum vor. Wie ich den regennassen Hang des Berges hinaufstolpere.
    Ich gehe taumelnd zum Fenster und presse die Hand gegen das kühle Glas. Als ich über das dunkle Wasser spähe, steigen die ersten Tränen auf. Es ist so ungerecht – dieser Traum, der mich verfolgt. Gibt es denn kein Entkommen? Ich wische mir die Augen. Samantha sollte mein Fahrschein in die Freiheit werden. Ich hätte sie und ihren Vater benutzt, um das Leben zu bekommen, das ich verdient habe. Lawrence Moores Unterstützung und das viele Geld hätten den entscheidenden Unterschied gemacht. Alte Narben und Wunden wären vergeben und vergessen gewesen.
    Aber jetzt? Ich fühle, wie mir meine Zukunft entgleitet.
    »Nein!«, schreie ich über den Donner hinweg. Ich straffe die Schultern und schlage mit der Hand gegen das Fenster. Ich bin ein Mann. Ein Mann sieht seinen Herausforderungen ins Auge. Ein Mann stößt seinen Gegner ins Herz und nimmt das, was diesem das Liebste ist. Teile und herrsche.
    Ich lächele. Nein. Ich habe noch nicht verloren.
    Ich schaue aus dem Fenster und plane – im Kopf gehe ich tausend Möglichkeiten durch, die Situation zu retten, während in der Ferne eigenartigerweise ein Licht durch das Unwetter tanzt.

23
    Tränen strömten Sam übers Gesicht und vermischten sich mit dem Regen, der auf sie niederprasselte. Oben durch schnitten Blitze den Himmel, und Donner krachte. In der Ferne hörte sie über den Donner hinweg, wie der Wind die Wellen gegen die Steine entlang des Strands peitschte. Was für ein Mann würde ein schutzloses Tier in einer solchen Nacht nach draußen jagen? Sie wischte sich mit dem nassen Ärmel die tropfende Nase ab. Bestimmt keiner, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte. Eine Lüge – alles war eine Lüge gewesen. Die Person, die sie so gut zu kennen gemeint hatte, hatte sie nur mit einer schönen Fassade getäuscht.
    Denk jetzt nicht darüber nach , schalt sie sich. Du musst Roxy finden.
    Der Strahl ihrer Taschenlampe tanzte zwischen den Bäu men hindurch, während sie verzweifelt den Namen der Hündin rief. Ob Roxy sie im Lärm des Donners hören würde? Hoffentlich ja. Bei dem Gedanken, dass sie sie verlieren könnte, schnürte sich Sam die Kehle zusammen, und neue Tränen liefen ihr die Wangen herunter. Zum Glück vergaß sie bei ihrer verzweifelten Suche ganz, Angst zu haben.
    Sie kam an Gregs Häuschen vorbei und ging bis zum Ende des Weges, bevor sie stehen blieb. Vor ihr lag nun nur noch das brausende Wasser des Sees. Sie ließ die Schultern hängen, und ihre Hand mit der Taschenlampe sank nach unten. Es war sinnlos. Roxy war nirgendwo zu sehen. Ihre einzige Hoffnung war, dass die Hündin den Heimweg alleine finden würde. Sam kehrte entmutigt um und stapfte durch den Schlamm zum Ferienhaus zurück. Das würde sie Jackson nie verzeihen, dachte sie und richtete sich vor Wut hoch auf. Besser, er war verschwunden, wenn sie zurückkam.
    Sie war auf halber Höhe des Weges, als eine Hand auf ihrer Schulter sie herumriss und sie den Alkohol im Atem ihres Gegenübers roch. Jackson. Sie hob abwehrend die Taschenlampe, und die Hand ließ ihre Schulter los. Sie leuchtete nach oben und sah zu ihrem Erstaunen, dass Greg vor ihr stand.
    »He«, sagte er und beschirmte die Augen mit den Händen. »Sie brauchen mich nicht zu

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