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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hat er den ganzen Tag über im Wasser geplanscht.«
    Erneut starrten sie auf die schmierige, grauschwarze Oberfläche.
    »Vielleicht lag es am Schützer«, sagte Nobby. »Vielleicht hat sich das Ding mit Wasser gefüllt und ihn zum Grund gezogen.«
    Colon nickte düster.
    »Ich halte deinen Helm«, fügte Nobby nach einer Weile hinzu.
    »Ich bin dein Vorgesetzter!«
    »Ja«, erwiderte Nobby bedächtig, »aber wenn du dort drin versinkst, möchtest du sicher, daß dein bester Mann am Ufer steht, um dich zu retten, nicht wahr?«
    »Das klingt – vernünftig«, räumte Colon schließlich ein. »Ein guter Hinweis.«
    »Meine ich auch.«
    »Die Sache hat nur einen Haken…«
    »Und der wäre?«
    »Ich kann nicht schwimmen«, sagte Colon.
    »Wie hast du dann das Ufer erreicht?«
    Colon zuckte mit den Achseln. »Ich gehe nie unter, so sehr ich mich auch bemühe.«
    Einmal mehr glitten die Blicke der beiden Wächter zum trüben Teichwasser. Nach einer Weile drehte Colon den Kopf und sah Nobby an. Der Korporal nahm widerstrebend den Helm ab.
    »Ist da noch jemand drin?« fragte Karotte hinter ihnen.
    Sie drehten sich um. Karotte rieb sich Schlamm aus einem Ohr. Hinter ihm schwelten die Reste der Brennerei.
    »Entschuldigt bitte, daß ich nicht auf euch gewartet habe«, sagte er munter. »Ich hielt es für besser, nach dem Rechten zu sehen.« Er deutete auf ein Tor am Rande des Hofes. Es hing schief in den Angeln.
    »Oh«, erwiderte Nobby leise. »Gut.«
    »Das Tor führt zu einer Straße«, erklärte Karotte.
    »Dort lauert doch kein Drache, oder?« fragte Colon argwöhnisch.
    »Es sind weder Drachen noch Menschen zugegen«, sagte Karotte ungeduldig. »Es ist überhaupt niemand in der Nähe. Kommt!«
    »Wohin?« Nobby holte einen feuchten Zigarettenstummel hinter dem Ohr hervor und betrachtete ihn kummervoll. Ganz offensichtlich ließ sich nicht mehr viel damit anfangen. Er versuchte trotzdem, ihn zu entzünden.
    »Wir wollen gegen den Drachen kämpfen, stimmt’s?« meinte Karotte.
    Colon verlagerte das Gewicht ungemütlich vom einen Bein aufs andere. »Ja, aber was hältst du davon, wenn wir zuerst nach Hause gehen und uns umziehen?«
    »Bei der Gelegenheit könnten wir auch was Warmes trinken«, schlug Nobby vor.
    »Und etwas essen«, fügte Colon hinzu. »Zum Beispiel einen leckeren Teller…«
    »Ihr solltet euch schämen«, sagte Karotte. »Eine Frau ist in Not, und außerdem gilt es, einem Drachen das Handwerk zu legen. Aber ihr denkt nur an euren Bauch.«
    »Oh, nicht nur daran«, brummte Colon. »Auch an die Haut.«
    »Vielleicht haben nur wir die Möglichkeit, Ankh-Morpork vor der totalen Zerstörung zu bewahren!«
    »Ja, aber…«, begann Nobby.
    Karotte zog sein Schwert und hob es über den Kopf.
    »Hauptmann Mumm wäre sicher sofort in den Kampf gezogen!« sagte er. »Alle für einen!«
    Er warf den beiden anderen Wächtern einen finsteren Blick zu und stürmte vom Hof.
    Colon wandte sich an Nobby und hob die Schultern.
    »Die jungen Leute von heute«, kommentierte er.
    »Alle für einen?« wiederholte der Korporal.
    Der Feldwebel seufzte. »Na schön. Komm!«
    »Oh. Meinetwegen.«
    Sie stapften in die Straße. Weit und breit zeigte sich niemand.
    »Wohin ist er verschwunden?« fragte Nobby.
    Karotte trat aus den Schatten und grinste breit.
    »Ich wußte doch, daß ich mich auf euch verlassen kann. Folgt mir!«
    »Der Junge ist irgendwie seltsam«, bemerkte Colon, als sie übers Pflaster hinkten. »Ist dir aufgefallen, daß er uns immer wieder dazu bringt, ihm zu folgen?«
    »Alle für einen was?« murmelte Nobby.
    »Vielleicht liegt’s an seiner Stimme.«
    »Ja, aber alle für einen was?«

    D er Patrizier seufzte, fügte das Lesezeichen ein und legte das Buch beiseite. Nach den Geräuschen zu urteilen, ging es draußen ziemlich hektisch zu. Das brachte einen Vorteil mit sich: Bestimmt weilten derzeit keine Palastwächter in der Nähe. Die Wächter waren außerordentlich gut ausgebildet, und solche Männer wollte Lord Vetinari nicht verschwenden.
    Er brauchte sie später noch.
    Er ging zur Wand und drückte an einen kleinen Steinblock, der ebenso aussah wie alle übrigen kleinen Steinblöcke. Doch kein anderer kleiner Steinblock hätte diese Wirkung erzielt: Mit angemessenem Knirschen glitt ein Teil der Mauer beiseite.
    Die Öffnung enthielt sorgfältig ausgewählte Dinge: einige eiserne Rationen, Kleidung, mehrere Schachteln mit kostbarem Schmuck, Edelsteinen und diversen Werkzeugen. Hinzu kam ein Schlüssel.

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