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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ein gutes scharfes Hackbeil aus Stahl, und die
alten
Ketten bestanden aus ziemlich rostigem Eisen. Er schlug darauf ein; Funken stoben von den Steinen.
    Die Menge beobachtete ihn schweigend und reglos, doch einige Palastwächter eilten herbei.
    »Zum Teufel auch, was tust du da?« fragte einer von ihnen. Allem Anschein nach hatte er nicht viel Phantasie.
    »Zum Teufel auch, was tut
ihr
da?« knurrte Mumm und hob den Kopf.
    Sie starrten ihn groß an.
    »Wie?«
    Mumm holte erneut aus und schlug zu. Mehrere Kettenglieder fielen zu Boden.
    »Na schön, du forderst es heraus…«, begann ein Wächter. Mumm rammte ihm den rechten Ellbogen in die Magengrube, und nur einen Sekundenbruchteil später trat er nach der Kniescheibe des andere Mannes. Als sich der zweite Wächter zusammenkrümmte, kam der linke Ellbogen zum Einsatz und traf das Kinn.
    »Ihr
habt es herausgefordert«, brummte Mumm geistesabwesend und rieb sich den schmerzenden Arm.
    Er nahm das Hackbeil in die andere Hand, hämmerte erneut auf die Kette und beobachtete aus den Augenwinkeln, daß sich weitere Gegner näherten. Aber sie liefen in der für Wächter typischen Weise. Mumm kannte sie gut. So liefen Männer, die dachten:
Wir sind eine große Gruppe. Soll ihn zuerst jemand anders angreifen.
Und:
Er scheint bereit zu sein, jemanden zu töten. Niemand bezahlt mich dafür, getötet zu werden. Wenn ich noch etwas langsamer werde, läuft er vielleicht weg.
    Warum einen guten Tag verderben, indem man versuchte, jemanden festzunehmen?
    Lady Käsedick schüttelte sich frei. Hier und dort wurden jubelnde Stimmen laut, und andere gesellten sich hinzu. Selbst unter den derzeitigen Umständen wußten die Bürger von Ankh-Morpork eine gute Vorstellung zu schätzen.
    Ihre Ladyschaft hob eine Kette und schlang sie um die dicke Faust.
    »Einige der Wächter wissen nicht, wie man eine Frau…«, begann sie.
    »Keine Zeit, keine Zeit«, sagte Mumm und griff nach ihrem Arm. Ebensogut hätte er versuchen können, einen Berg mit sich zu zerren.
    Der Jubel verstummte plötzlich.
    Ein anderes Geräusch ertönte hinter Mumm. Es war nicht besonders laut, doch dafür hörte es sich recht gräßlich an. Es klang nach vier großen Klauen, die gleichzeitig das Pflaster berührten.
    Mumm drehte sich langsam um die eigene Achse und sah nach oben.
    Ruß klebte an den Flanken des Drachen. Hier und dort steckte verkohltes Holz zwischen den Schuppen, und an einigen Stellen stieg dünner Rauch auf. Eine schwarze Patina bedeckte die so eindrucksvollen bronzefarbenen Schuppen.
    Das Ungetüm senkte den Kopf, bis ihn nur noch ein knapper Meter von Mumm trennte. Dann trachtete es danach, sich auf den Mann zu konzentrieren.
    Ein Fluchtversuch hat sicher überhaupt keinen Zweck,
dachte Mumm.
Außerdem fehlt mir die Kraft dazu.
    Er spürte, wie sich Lady Käsedicks Hand um die seine schloß.
    »Das hast du wirklich gut gemacht«, lobte sie. »Es hätte fast geklappt.«

    G lühende Trümmerstücke regneten auf die Reste der Brennerei herab. Der Teich war kaum mehr als ein zähflüssiger Schutthaufen, auf dem sich eine dicke Schicht aus Asche gebildet hatte. Feldwebel Colon kroch aus der klebrigen Masse.
    Auf allen vieren tastete er sich zum Ufer, wie eine maritime Lebensform, die entschlossen ist, sich nicht lange mit den Zwischenstadien der Evolution aufzuhalten.
    Nobby lag wie ein undichter Frosch neben dem Teich.
    »Bist du das, Nobby?« fragte Colon besorgt.
    »Ja, ich bin’s, Feldwebel.«
    »Das freut mich, Nobby.« Colon seufzte erleichtert.
    »Ich wünschte, ich wär’s nicht, Feldwebel.«
    Colon goß das Wasser aus seinem Helm und runzelte die Stirn.
    »Was ist mit dem jungen Karotte?« erkundigte er sich.
    Nobby stemmte sich benommen auf den Ellbogen hoch.
    »Keine Ahnung«, sagte er. »Im einen Augenblick standen wir auf dem Dach, und im nächsten fielen wir.«
    Beide Wächter betrachteten den aschfarbenen Teich.
    »Ich nehme an, er kann schwimmen, oder?« fragte Colon langsam.
    »Keine Ahnung«, antwortete Nobby. »Er hat nie darüber gesprochen. Vermutlich hatte er in den Bergen kaum Gelegenheit, irgendwo zu schwimmen. Ich meine, wenn man genauer darüber nachdenkt…«
    »Aber vielleicht gibt es dort tiefe Bergflüsse und Tümpel mit kristallklarem blauen Wasser«, überlegte der Feldwebel hoffnungsvoll. »Und eiskalte Seen in verborgenen Tälern und dergleichen. Ganz zu schweigen von unterirdischen Meeren. Ich bin sicher, daß er die Möglichkeit bekam, schwimmen zu lernen. Bestimmt

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