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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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die für eine Handvoll Dollar im Monat versuchten, dem Recht Genüge zu verschaffen? Nein. Götter schwärmten für schlaue Mistkerle, deren Vorstellungen von harter Arbeit sich darauf beschränkten, das Rubinauge des Ohrwurmkönigs zu stehlen, nicht für einfallslose Narren, die jede Nacht ihre Runden abmarschierten…
    »Dasch heißt, es klang eher glitschig«, sagte Feldwebel Colon, der Wert auf Genauigkeit legte.
    Und dann ertönte ein Geräusch…
    … es mochte ein vulkanisches Geräusch sein, das Geräusch eines brodelnden Geysirs, nun, es war ein langes, trockenes
Donnern,
wie von den Blasebälgen in den Schmieden der Titanen…
    … aber es war nicht so schlimm wie das Licht, das blauweiß schimmerte, eine Art Licht, das die Muster der Augenadern an die Innenseite des Hinterkopfs projizierte.
    Das Gleißen und seine akustische Untermalung hielten etwa hundert Jahre lang an und hörten dann ganz plötzlich auf.
    Eine Zeitlang rührten sich die vier Wächter nicht von der Stelle.
    »Nun, nun«, sagte der Hauptmann unsicher.
    Nach einer weiteren Pause erklärte sich die Zunge zu vorbehaltlosem Gehorsam bereit. »Feldwebel, nimm einige Männer und geh der Sache auf den Grund, in Ordnung?«
    »Wem oder was soll ich auf den Grund gehen, Sir?« fragte Colon. Aber der Hauptmann hatte sich bereits folgender Erkenntnis gestellt: Wenn der Feldwebel einige Männer nahm, blieb er, Hauptmann Mumm, allein zurück.
    »Nein, ich habe eine bessere Idee«, sagte er fest. »Wir gehen alle.« Sie gingen alle.
    Ihre Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt, und deshalb sahen sie deutlich ein rotes Glühen weiter vorn.
    Es stammte von einer Wand, die rasch abkühlte. Teile des gerösteten Mauerwerks fielen zu Boden, als sich die Steine zusammenzogen, und ein leises Knistern begleitete diesen Prozeß.
    Doch das war nicht das Schlimmste. Das Schlimmste klebte an der Wand.
    Mumm und seine Gefährten betrachteten es eine Zeitlang.
    Dann betrachteten sie es noch etwas länger.
    Bis zur Morgendämmerung dauerte es nur noch ein oder zwei Stunden, und niemand schlug vor, in der Dunkelheit zurückzukehren. Statt dessen warteten sie an der Mauer. Wenigstens bot sie Wärme.
    Sie versuchten, nicht auf die Steine zu starren.
    Schließlich streckte sich Colon voller Unbehagen und sagte: »Nur Mut, Hauptmann! Es hätte schlimmer sein können.«
    Mumm sehnte sich nach einer vollen Flasche. Er fühlte sich nicht annähernd betrunken genug.
    »Ja«, erwiderte er. »Wenn es
uns
erwischt hätte.«

    D er Oberste Größte Meister schlug die Augen auf.
    »Und erneut haben wir einen Erfolg erzielt«, verkündete er.
    Die Brüder jubelten laut. Bruder Wachturm und Bruder Finger umarmten sich und tanzten im magischen Kreis.
    Der Oberste Größte Meister holte tief Luft.
    Erst das Zuckerbrot,
dachte er.
Und jetzt die Peitsche.
Oh, er
mochte
die Peitsche!
    »Ruhe!« donnerte er.
    »Bruder Finger, Bruder Wachturm, schämt ihr euch denn gar nicht?« grollte er. »Und die anderen – seid still!«
    Sie wurden still, wie schwatzhafte Kinder, die gerade feststellten, daß der Lehrer ins Klassenzimmer kam. Und kurz darauf wurden sie noch etwas stiller, wie Kinder, die den
Gesichtsausdruck
des Lehrers sahen.
    Der Oberste Größte Meister wartete voller Genugtuung und stolzierte dann an den Brüdern vorbei, die versuchten, in Reih und Glied zu stehen.
    »Ich nehme an, es ist uns gelungen, etwas Magie zu beschwören, nicht wahr?« fragte er.
»Hmm?
Bruder Wachturm?«
    Bruder Wachturm schluckte. »Nun, äh, du hast selbst gesagt, daß wir, äh…«
    »Du hast ÜBERHAUPT NICHTS geleistet!«
    »Nun, äh, nein, äh…« Bruder Wachturm zitterte.
    »Lassen sich
richtige
Zauberer dazu hinreißen, nach einer kleinen Beschwörung umherzutanzen und ›Es hat geklappt, es hat geklappt, es hat geklappt!‹ zu singen, Bruder Wachturm?
Hmm?
«
    »Nun, äh, wir haben uns nur darüber gefreut, daß…«
    Der Oberste Größte Meister wirbelte um die eigene Achse.
    »Und starren
richtige
Zauberer besorgt zu Boden, Bruder Stukkateur?«
    Bruder Stukkateur ließ den Kopf hängen. Er hatte gehofft, daß niemand seinen Blick bemerkte.
    Als die Anspannung im Raum so zufriedenstellend
knarrte
wie eine Bogensehne, trat der Oberste Größte Meister zurück.
    »Warum halte ich mich mit euch auf?« fragte er und schüttelte den Kopf. »Ich hätte andere und
bessere
Leute wählen können. Statt dessen habe ich nur einen Haufen
Kinder.«
    »Äh, im Ernst«, sagte Bruder Wachturm,

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