Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
wahr?« fragte Mumm versuchsweise.
    Daraufhin wirkte Nobby noch etwas verschlagener als sonst. »Nun, Hauptmann, ich wollte mich tatsächlich ein wenig umsehen. Du weißt schon. Natürlich in meiner freien Zeit«, fügte er tugendhaft hinzu.
    »Das hat mir gerade noch gefehlt«, ächzte Mumm.
    Er griff nach der leeren Flasche und legte sie vorsichtig in die Schublade zurück.

    N ervosität erfaßte die Aufgeklärten Brüder. Vage Furcht sprang von Bruder zu Bruder. Es war die Furcht von jemandem, der fröhlich mit Schießpulver, Kugel und Ladepfropf experimentiert hat, nach der Betätigung des Abzugs einen gräßlichen Knall hört, erschrocken zusammenzuckt und sicher ist, daß bald jemand kommen wird, um festzustellen, wer solchen Lärm macht.
    Doch der Oberste Größte Meister wußte, daß sich die Brüder fügten, vielleicht noch mehr als vorher. Schafe und Lämmer, Schafe und Lämmer. Da sie ohnehin kaum etwas Schlimmeres anstellen konnten, als sie bereits angestellt hatten, war es eigentlich gar nicht sinnvoll für sie, jetzt aufzuhören.
Sie werden weitermachen,
dachte der Oberste Größte Meister.
Und vielleicht überzeugen sie sich sogar davon, daß alles von Anfang an ihren Absichten und Wünschen entsprach. O ja, das Feuer der Rachsucht brennt langsam, aber es ist nur schwer zu löschen…
    Trotzdem wirkte nur Bruder Stukkateur richtig zufrieden.
    »Das soll allen unterdrückenden Gemüsehändlern eine Lehre sein«, wiederholte er immer wieder.
    »Ja, äh«, sagte Bruder Pförtner. »Allerdings, ich meine, es besteht doch nicht die Gefahr, daß wir den Drachen zufälligerweise
hierher
beschwören…?«
    »Ich – das heißt,
wir –
haben ihn perfekt unter Kontrolle«, antwortete der Oberste Größte Meister glatt. »Die Macht liegt allein in unseren Händen. Das versichere ich euch.«
    Die Mienen der Brüder erhellten sich ein wenig.
    »Und nun«, fuhr der Oberste Größte Meister fort, »kommt die Sache mit dem König.«
    Die Brüder wirkten sehr ernst. Bruder Stukkateur bildete die einzige Ausnahme.
    »Haben wir ihn schon gefunden?« fragte er. »He, das ist wirklich Glück!«
    »Du hörst nie zu, oder?« zischte Bruder Wachturm. »Der Oberste Größte Meister hat uns letzte Woche alles erklärt. Wir
suchen
nicht nach einem König, wir
bestimmen
einen.«
    »Ich dachte, er würde einfach erscheinen. Schicksal und so.«
    Bruder Wachturm lachte leise. »Wir helfen dem Schicksal etwas nach.«
    Der Oberste Größte Meister lächelte im dunklen Schatten unter der Kapuze. Die Sache mit der Mystik war erstaunlich. Er bot den Brüdern einfach eine Lüge an, und später, wenn es notwendig wurde, belog er sie noch einmal – und behauptete, sie machten guten Fortschritte auf dem Pfad der Weisheit. Dann lachten sie nicht etwa, sondern folgten ihm mit gestärkter Entschlossenheit, in der Hoffnung, daß sich irgendwo in all den Lügen die Wahrheit verbarg. Schließlich nahmen sie das Unannehmbare hin. Ja, wirklich erstaunlich.
    »Verdammich, das ist schlau!« entfuhr es Bruder Pförtner. »Wie gehen wir dabei vor?«
    »Der Oberste Größte Meister hat gesagt, wir suchen uns jemanden, der wie ein Held aussieht und sich gut darauf versteht, Befehle auszuführen. Tja, er tötet den Drachen, und dann ist alles geritzt. Überhaupt kein Problem. Es ist viel
intelligenter,
als auf den sogenannten richtigen König zu warten.«
    »Aber…« Bruder Stukkateurs Lächeln verblaßte allmählich und wich unvertrautem Ernst. »Wenn wir den Drachen kontrollieren – und wir kontrollieren ihn doch, stimmt’s? –, dann ist es doch gar nicht nötig, ihn von jemanden töten zu lassen. Wir verzichten einfach darauf, ihn noch einmal zu beschwören, und damit ist alles in bester Ordnung.«
    »O ja«, höhnte Bruder Wachturm, »völlig klar. Wir gehen einfach nach draußen und sagen ›He, Leute, keine Angst, wir setzen eure Häuser nicht mehr in Brand, nett von uns, nicht wahr?‹ Mann, es geht dabei um folgendes: Der König muß ein, äh…«
    »Unleugbar mächtiges und romantisches Symbol für absolute Autorität sein«, sagte der Oberste Größte Meister ruhig.
    »Genau«, bestätigte Bruder Wachturm. »Absolute Autorität.«
    »Oh, ich
verstehe«,
behauptete Bruder Stukkateur. »Ja. Natürlich. Absolute Autorität. Genau richtig für den König.«
    »In der Tat.« Bruder Wachturm nickte.
    »Niemand wird jemandem widersprechen, der absolute Autorität hat, oder?«
    »Wie wahr, wie wahr«, sagte Bruder Wachturm.
    »Dann ist es wirklich

Weitere Kostenlose Bücher