Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
überhören.
    Irgend etwas tröpfelte, und ein starker chemischer Geruch beanspruchte die allgemeine Aufmerksamkeit.
    Gutjunge Bündel Federstein gab sich völlig unschuldig, als er neben etwas hockte, das nicht etwa ein Fleck im Teppich war, sondern vielmehr ein Loch im Boden. Rauch kräuselte vom Rand empor.
    Lady Käsedick seufzte.
    »Ist nicht weiter schlimm, gnä Frau«, sagte Nobby heiter. »Das bringen wir bald in Ordnung.«
    »So etwas geschieht recht häufig, wenn Drachen aufgeregt sind«, stellte Ihre Ladyschaft fest.
    »Du hast ein prächtiges Exemplar mitgebracht, jawohl«, lobte Nobby und genoß seine neuen Erfahrungen in Hinsicht auf höfliche Konversation.
    »Er gehört nicht mir, sondern dem Hauptmann«, entgegnete Lady Käsedick. »Besser gesagt: euch allen. Eine Art Maskottchen. Er heißt Gutjunge Bündel Federstein.«
    Gutjunge Bündel Federstein trug das Bedeutungsgewicht seines Namens mit Fassung und beschnüffelte ein Tischbein.
    »Er sieht mehr wie mein Bruder Errol aus«, kommentierte Nobby mit einer kühnen Keßheit, die alle Anwesenden überraschte. »Hat die gleiche spitze Nase, wenn du mir diese Bemerkung gestattest, Milady.«
    Mumm betrachtete das Geschöpf, das seine neue Umgebung erforschte. Von jetzt an hieß der kleine Sumpfdrachen Errol, ob es ihm gefiel oder nicht. Das Schuppenwesen biß versuchsweise in den Tisch, kaute einige Male, spuckte den Bissen aus, rollte sich zusammen und schlief ein.
    »Er setzt doch nicht alles in Brand, oder?« fragte der Feldwebel besorgt.
    »Nein, ich glaube nicht«, erwiderte Lady Käsedick. »Er scheint noch nicht herausgefunden zu haben, wozu die Feuerröhren in seinem Leib dienen.«
    »Aber mit dem Entspannen kommt er schon ziemlich gut zurecht«, sagte Mumm und blickte auf den schnarchenden Drachen hinab. Dann wandte er sich an seine Truppe. »Nun, Männer…«
    »Ugh.«
    »Dich habe ich nicht gemeint. Was tut er hier?«
    »Äh«, antwortete Feldwebel Colon hastig, »ich, äh… du warst nicht da und so, und wir brauchten Hilfe… und Karotte meinte, es sei durchaus mit dem Gesetz vereinbar und… Ich habe ihn vereidigt, Sir. Den Affen, Sir.«
    »Als was hast du ihn vereidigt, Feldwebel?« fragte Hauptmann Mumm.
    »Als Sonderkonstabler, Sir«, sagte Colon und errötete. »Du weißt schon, Sir. Als eine Art Bürgerwächter.«
    Mumm warf die Hände hoch. »Sonderkonstabler? Warum nicht als
einzigartigen
Konstabler?«
    Der Bibliothekar sah Mumm an und grinste breit.
    »Nur vorübergehend, Sir«, sagte Colon flehentlich. »Für die Dauer der – der Krise, Sir. Er kann uns bestimmt helfen, Sir, und… Nun, er scheint weit und breit der einzige zu sein, der uns mag…«
    »Ich halte das für eine
schrecklich
gute Idee«, warf Lady Käsedick ein. »Gut gemacht, der Affe.«
    Mumm zuckte mit den Schultern. Die Welt war auch so schon verrückt genug; schlimmer konnte sie kaum werden, oder?
    »Na schön«, brummte er. »Na schön! Meinetwegen. Prächtig! Gebt ihm eine Dienstmarke – bin gespannt, wo er sie trägt. Gut! Hervorragend! Warum nicht?«
    »Ist alles in Ordnung mit dir, Hauptmann?« fragte Colon beunruhigt.
    »Bestens!« schnappte Mumm und marschierte durchs Zimmer. »Ich bin ja
so
glücklich! Willkommen in der neuen Wache! Großartig! Immerhin besteht unser Gehalt aus Erdnüssen, und deshalb können wir durchaus ein Ti…«
    Der Feldwebel preßte Mumm respektvoll die Hand auf den Mund.
    »Äh, da wäre noch eine Sache, Hauptmann«, sagte Colon eindringlich und fühlte Mumms verblüfften Blick auf sich ruhen. »Du solltest besser darauf verzichten, das T-Wort zu benutzen. Er mag es nicht. Er rastet einfach aus, wenn er es hört. Ist wie ein rotes Dingsbums für ihn, Sir. Gegen ›Affe‹ hat er nichts, Sir, aber das T-Wort geht ihm gegen den Strich. Und noch etwas, Sir. Wenn er wütend wird, beschränkt er sich nicht nur darauf, einfach zu schmollen, Herr, wenn du verstehst, was ich meine, Herr. Abgesehen davon ist er sehr umgänglich, Herr. Alles klar? Du solltest nur daran denken, nie ›Tier‹ zu sagen. Ohmist!«

    D ie Brüder waren nervös.
    Der Oberste Größte Meister hörte, wie sie leise miteinander sprachen. Die Dinge entwickelten sich zu schnell für sie. Zunächst war es seine Absicht gewesen, sie ganz langsam und praktisch Stück für Stück an der Verschwörung zu beteiligen, ihnen nicht mehr Wahrheit zu gewähren, als ihre Kleingeistigkeit verarbeiten konnte, aber er hatte sie trotzdem überschätzt. Die Situation verlangte

Weitere Kostenlose Bücher