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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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eine ziemliche Überraschung. Der Drache hat unser Hauptquartier verbrannt, und siehe da – jetzt haben wir ein neues. Es ist besser als das alte und befindet sich in der Pseudopolis-Allee, direkt dem Opernhaus gegenüber. Feldwebel Colon meint, wir stehen jetzt mehrere Sprossen höher auf der sozialen Leiter, und er hat Nobby gebeten, die Möbel nicht zu verkaufen. Das mit der Leiter ist eine Metapher. Ich lerne immer mehr darüber: Metaphern sind wie Lügen, nur ausschmückender. Wir brauchen jetzt nicht mehr auf den Boden zu spucken, weil es hier hübsche Teppiche gibt. Heute kamen zweimal Leute, um im Keller nach Drachen zu suchen, man kann es kaum glauben. Außerdem suchen sie auch in Aborten und Dachkammern, es ist wie ein Fieber. Die Bürger der Stadt haben kaum noch Zeit für etwas anderes, und Feldwebel Colon meint, wenn man seine Runden abmarschiert und ›Zwölf Uhr und alles ist gut‹ ruft, während ein Drache die Pflastersteine schmelzen läßt, so kommt man sich ziemlich dumm vor.
    Ich habe Frau Palm verlassen, weil das Haus genügend Platz bietet. Der Abschied war sehr traurig, und sie haben einen Kuchen für mich gebacken, aber ich glaube, es ist besser so, obgleich Frau Palm nie Miete von mir verlangte. Das finde ich sehr großzügig von ihr, denn schließlich ist sie Witwe und muß sich ganz allein um ihre vielen Töchter kümmern, ganz zu schweigen von der Mitgift ettzehtera.
    Außerdem bin ich jetzt mit dem Affen befreundet, der uns immer wieder besucht und fragt, ob wir sein Buch gefunden haben. Nobby bezeichnet ihn als verlausten Trottel, weil der Orang-Utan 18D bei Leg-Herrn-Zwiebel-rein gewann, das ist ein Kartenspiel, das ich nicht spiele; ich habe Nobby auf das Glücksspielgesetz (Regulierung) hingewiesen, und er antwortete ›Verpiß dich!‹, was meiner Ansicht
nach die 1389 erlassenen Vorschriften für Anstand verletzte, aber ich bin diskret gewesen und habe darauf verzichtet, den Korporal zu verhaften.
    Hauptmann Mumm ist krank und wird von einer Lady gepflegt. Nobby meint, es sei allgemein bekannt, daß sie verrückt ist, aber Feldwebel Colon sagt, es liegt nur daran, daß sie in einem großen Haus wohnt und viele Drachen hat. Er sagt, sie ist ein Vermögen wert, und der Hauptmann hat gut daran getan, die Füße unter ihren Tisch zu stellen. Ich weiß nicht, was Möbel damit zu tun haben. Heute morgen bin ich mit Reet spazierengegangen und habe ihr die Eisenarbeiten in der Stadt gezeigt. Sie fand das alles sehr interessant. Sie sagt, ich bin anders als alle anderen Leute, die sie kennt. Euer Euch liebender Sohn Karotte.
    PS. Ich hoffe, Minty geht es gut.

    K arotte faltete das Blatt sorgfältig zusammen und schob es in den Umschlag.
    »Die Sonne geht unter«, sagte Feldwebel Colon.
    Karotte sah vom Siegelwachs auf.
    »Das bedeutet, die Nacht beginnt bald«, fügte Colon hinzu.
    »Ja, Feldwebel.«
    Colon strich sich über den Kragen. Seine Haut zeigte ein höchst beeindruckendes Rosarot – das Ergebnis mehrerer Stunden energischen Schrubbens. Trotzdem wahrten die Leute eine respektvolle Distanz zu ihm.
    Manche Menschen kommen als Befehlshaber zur Welt. Manche Menschen werden zu Befehlshabern. Anderen wird die Befehlsgewalt aufgezwungen, und der Feldwebel gehörte nun zu jener Kategorie. Er war nicht besonders glücklich darüber.
    Colon begriff, daß er jetzt bald die Anweisung geben mußte, mit der Patrouille zu beginnen, und das entsprach ganz und gar nicht seinem Wunsch. Er wollte sich in irgendeinen Keller zurückziehen, vorzugsweise in eine Kellerkneipe. Aber
Nobbleß Oblidsch –
er trug die Verantwortung, und deshalb blieb ihm keine Wahl.
    Es war nicht etwa die Einsamkeit des Befehlshabers, die ihm Probleme bereitete. Zu schaffen machte ihm eher eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, bei lebendigem Leib gebraten zu werden.
    Seine Besorgnis galt auch noch einem anderen Umstand: Wenn sie nicht bald etwas über den Drachen herausfanden, bestand die Gefahr, daß der Patrizier ärgerlich wurde. Und wenn der Patrizier ärgerlich wurde, neigte er zu sehr demokratischen Einstellungen. In solchen Fällen fand er höchst komplizierte und schmerzhafte Möglichkeiten, um viele Bürger Ankh-Morporks an seinem Ärger teilhaben zu lassen. Verantwortung, so fand der Feldwebel, war eine schreckliche Angelegenheit. Und das galt auch für lange und gründliche Folterungen. Colon ahnte, daß zwischen beiden Dingen ein ursächlicher Zusammenhang zu entstehen begann.
    Deshalb fühlte er sich sehr

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