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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Strenge. Gerechte Strenge.
    »Brüder«, begann der Oberste Größte Meister, »sind die Schellen der Aufrichtigkeit geschlossen?«
    »Was?« fragte Bruder Wachturm unsicher. »Oh. Die Schellen. Ja. Geschlossen. Natürlich.«
    »Und die Mauersegler des Winkens – sind sie richtig gerupft?«
    Bruder Stukkateur zuckte schuldbewußt zusammen. »Wie? Was? Oh. Alles in Ordnung. Überhaupt kein Problem. Gerupft. Ja.«
    Der Oberste Größte Meister zögerte.
    »Brüder«, sagte er sanft, »wir haben das Ziel
fast
erreicht. Jetzt dauert es nicht mehr lange. Nur noch einige Stunden, und die Welt gehört
uns.
Das
versteht
ihr doch, Brüder, oder?«
    Bruder Stukkateur blickte verlegen zu Boden.
    »Nun«, erwiderte er, »ich meine, klar. Ja. Natürlich. Selbstverständlich. Wir stehen hundertzehn Prozent hinter dir…«
    Jetzt sagt er gleich ›allerdings‹,
dachte der Oberste Größte Meister.
    »… allerdings…«
    Ah.
    »… wir, ich meine, wir alle, wir sind… es ist eigentlich eine komische Sache, ich meine, nachdem man einen Drachen beschworen hat, fühlt man sich irgendwie anders…«
    »Ausgepumpt«, warf Bruder Pförtner hilfreich ein.
    »… ja, das könnte man sagen, es ist so, als…« Bruder Wachturm kramte in allen Schubladen seines Wortschatzes. »Als sei einem irgend etwas genommen…«
    »Ausgesaugt«, bemerkte Bruder Stukkateur.
    »Ja, das stimmt, und wir… nun, vielleicht ist die ganze Angelegenheit ein wenig zu riskant…«
    »Es fühlt sich an, als nagten sich unheimliche Geister aus dem Jenseits in die eigene Seele«, sagte Bruder Stukkateur.
    »Ich würde eher von unangenehmen Kopfschmerzen sprechen«, fügte Bruder Wachturm hilflos hinzu. »Weißt du, Größter Meister, deshalb haben wir über all die Sachen mit dem kosmischen Gleichgewicht nachgedacht, weil, nun, erinnere dich daran, was mit dem armen Bruder Verdruß geschehen ist. Es könnte ein Wink des Schicksals sein. Äh.«
    »Er wurde doch bloß von einem Krokodil gebissen, das sich in einem Blumenbeet versteckte«, erwiderte der Oberste Größte Meister. »Das hätte jedem passieren können. Andererseits: Ich verstehe natürlich eure Gefühle.«
    »Im Ernst?« vergewisserte sich Bruder Wachturm.
    »O ja. Sie sind völlig normal. Alle großen Zauberer verspüren ein gewisses Unbehagen, bevor sie mit einem so bedeutungsvollen Werk beginnen.« Die Brüder wechselten stolze Blicke.
Große Zauberer. Damit meint er uns. Klingt gut.
»Aber in einigen Stunden ist alles vorbei, und der König wird euch bestimmt großzügig belohnen. Eine ruhmreiche Zukunft erwartet uns.«
    Für gewöhnlich genügte dieser Hinweis. Doch diesmal erzielte er nicht die gewünschte Wirkung.
    »Aber der Drache…
«,
wandte Bruder Wachturm ein.
    »Bald verschwindet er für
immer«,
antwortete der Oberste Größte Meister. »Bald brauchen wir ihn nicht mehr. Hört mir gut zu. Es ist ganz einfach: Der Junge hat ein prächtiges Schwert. Jeder
weiß,
daß Könige prächtige Schwerter haben…«
    »Handelt es sich um das prächtige Schwert, von dem du uns bereit erzählt hast?« fragte Bruder Stukkateur.
    »Und wenn es den Drachen berührt –
Bumm!«
erklärte der Oberste Größte Meister.
    »Ja, das stimmt«, bestätigte Bruder Pförtner. »Solche Geräusche ertönen tatsächlich. Mein Onkel hat mal einen Sumpfdrachen getreten, weil das Biest seine Kürbisse fraß. Es krachte laut, und er hätte fast ein Bein verloren.«
    Der Oberste Größte Meister seufzte. Einige wenige Stunden, ja, und dann war es endlich vorbei. Nur noch eine Entscheidung stand aus: Sollte er die Brüder sich selbst überlassen – bestimmt gab es niemanden, der ihn glauben würde –, oder war es besser, sie wegen gemeingefährlicher Dummheit von der Wache verhaften zu lassen?
    »Nein«, sagte er geduldig. »Ich meine, der Drache wird sich einfach in Luft auflösen. Wir schicken ihn zurück. Und dann gibt es keinen Drachen mehr.«
    »Und wenn die Leute Verdacht schöpfen?« erkundigte sich Bruder Stukkateur. »Vielleicht rechnen sie mit mehr oder weniger gleichmäßig verteilten Drachenfetzen.«
    »Nein«, entgegnete der Oberste Größte Meister triumphierend. »Sie wissen ganz genau: Eine Berührung des Schwertes der Wahrheit und Gerechtigkeit genügt, um die Brut des Unheils zu vernichten!«
    Die Brüder starrten ihn groß an.
    »Das werden sie zumindest
glauben«,
sagte der Oberste Größte Meister. »Wir helfen zum entsprechenden Zeitpunkt mit mystischem Rauch nach.«
    »Oh, mystischer Rauch«,

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