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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wartete, bis der in einen Kapuzenmantel gehüllte Dieb mit dem gestohlenen Buch erschien. Er folgte ihm durch die Straßen der Stadt und blieb in der Nähe des schrecklichen Portals, während die Versammlung der Aufgeklärten Brüder stattfand. Als der letzte von ihnen ging, behielt er ihn im Auge und murmelte in anthropoider Überraschung, als er feststellte, wo der Mann wohnte…
    Kurz darauf eilte er zur Bibliothek und den tückischen Pfaden des L-Raums zurück.

    A m späten Vormittag drängten sich Tausende von Ankh-Morporkianern in den Straßen. Mumm zog Nobby einen Tagessold ab, weil er Fähnchen geschwenkt hatte; eine düstere Stimmung herrschte im Käsedick-Anwesen der Pseudopolis-Allee, schwebte wie ein schwarze Wolke darüber, aus der dann und wann Blitze zuckten.
    »›Auf die Dächer, nach oben‹«, brummte Nobby. »Das sagt sich leicht.«
    »Ich habe mich darauf gefreut, die Straßen zu säumen«, bemerkte Colon. »Dann hätte ich alles gut beobachten können.«
    »Neulich hast du dich noch über Privilegien und die Rechte des Menschen ausgelassen«, warf ihm Nobby vor.
    »Nun, zu den Privilegien und Rechten des Menschen gehört auch die Möglichkeit, etwas gut beobachten zu können«, erwiderte der Feldwebel. »Das ist jedenfalls meine Meinung.«
    »Ich habe den Hauptmann noch nie in einer so miesen Laune erlaubt«, murmelte Nobby. »Mir gefiel er besser, als er noch an der Flasche hing. Ich schätze, er…«
    »Ich glaube, Errol geht es wirklich schlecht«, warf Karotte ein.
    Sie drehten sich zu der Obstkiste um.
    »Er wird immer heißer. Und die Haut schimmert.«
    »Was ist die richtige Temperatur für einen Drachen?« fragte Colon.
    »Und wie mißt man sie?« fügte Nobby hinzu.
    »Ich glaube, wir sollten Lady Käsedick bitten, ihn zu untersuchen«, sagte Karotte. »Sie kennt sich mit solchen Dingen aus.«
    »Bestimmt bereitet sie sich jetzt auf die Krönung vor, und vermutlich möchte sie dabei nicht gestört werden.« Nobby streckte die Hand nach Errols zitternden Flanken aus. »Ich hatte einmal einen Hund, der… Au! Der kleine Kerl ist mehr als nur heiß – er glüht!«
    »Ich habe ihm jede Menge Wasser angeboten, aber er rührt nichts an. Was machst du da mit dem Kessel, Nobby?«
    Der Korporal gab sich völlig unschuldig. »Nun, ich dachte, wir könnten uns Tee kochen, bevor wir nach draußen gehen. Ist doch schade, eine so gute Gelegenheit nicht zu…«
    »Nimm das Ding von Errol herunter!«

    Z wölf Uhr. Der Nebel verschwand nicht, aber er lichtete sich immerhin ein wenig und erlaubte ein mattes gelbes Glühen dort, wo sich die Sonne befinden sollte.
    Während der vergangenen Jahre war der Posten des Hauptmanns der Nachtwache zwar zu etwas Schäbigem geworden, aber er gab Mumm nach wie vor das Recht, bei offiziellen Veranstaltungen zugegen zu sein. Die allgemeine Hackordnung hatte sich allerdings verändert, was dazu führte, daß er in der untersten Reihe der wackeligen Zuschauertribüne saß, zwischen dem Vorsitzenden der Bettlergemeinschaft und dem Oberhaupt der Lehrergilde. Das machte ihm jedoch nichts aus. Er fand es immer noch besser, als in der obersten Reihe zu sitzen, unter den Meuchelmördern, Dieben, Kaufleuten und allen den anderen, die in der Brühe der städtischen Gesellschaft ganz oben schwammen. Er wußte nie, worüber er reden sollte. Außerdem bot zumindest der Lehrer eine recht angenehme Gesellschaft: Er beschränkte sich darauf, in unregelmäßigen Abständen die Fäuste zu ballen und leise zu wimmern.
    »Stimmt was nicht mit deinem Hals, Hauptmann?« fragte der Bettlerchef höflich, während sie auf die Kutschen warteten.
    »Wie?« erwiderte Mumm geistesabwesend.
    »Du blickst immer wieder gen Himmel«, stellte der Bettler fest.
    »Hmm?« brummte Mumm. »Oh. Nein. Alles bestens.«
    Der Bettler zog sich den Samtmantel enger um die Schultern.
    »Du hast nicht zufällig«, – er zögerte und errechnete eine Summe, die seinem hohen Stand geziemte –, »etwa dreihundert Dollar für ein Bankett mit zwölf Gängen übrig, oder?«
    »Nein.«
    »Dachte ich mir.« Der Bettler nickte freundlich und seufzte. Das Betteln war kein besonders lohnender Job. Es lag an den sozialen Unterschieden: Einfache Bettler kamen gut mit einigen Pennies zurecht, aber die Leute neigten dazu, in eine andere Richtung zu blicken, wenn man sie um eine Villa mit sechzehn Zimmern für die Nacht bat.
    Mumm richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Himmel.
    Der Hohepriester des Blinden Io – am

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