Wachgeküßt
und sich dabei an einen anderen verschwitzten Körper krallen, und das zu Melodien, die ich normalerweise sofort abschalte, wenn sie im Radio laufen. Aber Alex tanzt wirklich gut, und ich sträube mich nicht, als er mich an sich zieht und anfängt, sich zu den Klängen von Dina Carroll sinnlich hin und her zu wiegen.
»Ich habe da einige interessante Sachen über dich gehört«, murmelt er mir ins Ohr.
Hat er das? Von wem? frage ich mich.
»Ich glaube, wir würden gut zusammenpassen.« Seine Hände gleiten über meinen Rücken und streicheln zärtlich über die leichte Kurve zwischen Taille und Hüften. Dann tasten sie sich langsam zu meinem Po, den er zu tätscheln beginnt, wie jemand, der wiederholt über den seidenweichen Kopf eines Cockerspaniels fährt.
Ziemlich angenehm, dieses Gefühl. Genaugenommen wird mir plötzlich bewußt, daß dieser Mann mich anturnt. Eine Woge der Erleichterung macht sich in mir breit.
Hipp hipp hurra! Jetzt weiß ich wenigstens, daß ich kein frigides Monstrum bin, kein hoffnungsloser, hormonarmer, sexsaurer, trauriger Tropf.
Ich will mich gerade mit einem glücklichen, lustvollen Seufzer an ihn lehnen, als ich Erica entdecke, die mich zu sich auf die andere Seite der großen Tanzfläche winkt.
Widerwillig steuere ich die Ecke des Clubs an, in der meine Freundinnen und Alex’ Kumpels eine wilde Party der ganz eigenen Art feiern. Leere Moët-Flaschen liegen verstreut auf den Tischen, und eines der Sofas besteht nur noch aus einer wogenden Masse männlicher und weiblicher Körperteile – überall Beine, nur Hände sind nicht zu sehen. Ich entdecke Serenas Lackschuhe mitten im Getümmel. Damien sitzt noch immer auf demselben Platz, aber nun mit einem anderen Mädchen. Dieses Mal ist es eine kichernde Brünette, deren Zunge so tief in seinem linken Ohr steckt, daß es so aussieht, als wollte sie einen Weg auf die andere Seite suchen. Jetzt entdeckt er mich, aber glücklicherweise ist er ganz offensichtlich nicht in der Stimmung, in Erinnerungen zu schwelgen. Er nickt mir nur einmal kurz und höflich zu. Alex zieht davon, um uns noch mehr Alkohol zu besorgen. Aber erst gibt er mir noch einen liebevollen Klaps auf den Allerwertesten, der mich total ankotzen würde, wenn er von jemand anderem käme, mich so aber nur zu dem Gedanken anregt, wie es wohl wäre, wenn sich dieser liebevolle Klaps in einen etwas kräftigeren, liebevollen Schlag auf mein bloßes Fleisch verwandeln würde...
In Gedanken nehme ich eine kalte Dusche. Wach auf, Lex. Das ist ja so, als ob plötzlich jemand nach einigen Wochen der Einsamkeit meine Hormone freigelassen hat, und jetzt überstürzen sie sich geradezu, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Nur
weil dieser Kerl ganz unterhaltsam ist und ein Lächeln hat, das dich an eine bestimmte Person erinnert, die hier lieber ungenannt bleiben soll, heißt das noch nicht, daß du ihn mit nach Hause nehmen und versuchen mußt, deinen Sex-Drive wiederzubeleben.
Erica torkelt, einen Champagnercocktail schwenkend, zu mir herüber und packt meinen Arm. »Da bist du ja, kleine Lexy Wexy. Ich hab dich schon seit Ewigkeiten gesucht. Weißt du... weißt du...«, wiederholt sie, »... du hattest recht, Schwesterherz. Es gibt doch mehr im Leben als nur ein einziges Kleid.«
Auf was will die denn hinaus? Genauer gesagt, was hat die denn eingenommen? Ich hatte ja schon mehr als genug zu trinken, aber sie schwankt wie die Titanic in einem Sturm Stärke zehn.
»Ich glaube, ich bin verliebt«, lallt sie.
Ach ja, die Analogie mit dem Kleid. Mir dämmert’s. Und mir fällt ein Stein vom Herzen. Hurra, Mason ist abgehakt.
»Schön. In wen denn?« frage ich sie, löse die klauengleichen Fingernägel von meinem Arm und führe sie zu einem silbernen Stuhl.
»In den da drüben, der so sexy aussieht. Er ist so lieb. Lieb, lieb, lieb.« Sie schwankt betrunken auf ihrem Stuhl von einer Seite zur anderen, wie eine schlanke Pappel, die sich im Wind wiegt. »Er denkt, ich sei Liz Hurley.« Sie hat Schluckauf. »Er bittet mich dauernd um ein Autogramm. Ich mag ihn. Hab ich dir schon gesagt, daß er glaubt, ich sei Liz Hurley?«
»Welcher denn?«
»Na der, der aussieht wie ein dünner Michael Douglas.«
»Larry?« frage ich ungläubig.
»Ja, genau der. Der liebe Larry.« Sie grinst.
Diese Charakterisierung habe ich vorher noch nie gehört. Lüstern, lasziv, lächerlich, liederlich... aber nie lieb.
»Weißt du, der könnte mir wirklich gefallen«, nuschelt sie, kneift die
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