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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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aus Pelz und Knochen hochwürgt. In seinem epileptischen Anfall von Tanzwut gefährdet er die Hüften der umstehenden, betagten Verwandten.
    Warum um Himmels willen habe ich ihn nicht einfach in Mitzis Killerklauen gelassen!

    »Dah, Dah, Dah, Du, Du, Dadadadadadada, Dadadadadadada«, jault er lautstark mit völlig unmusikalischen Stimmbändern.
    Ich weiß, ich sollte mir sagen, zum Teufel mit den anderen, meine neuen Schuhe ausziehen und begeistert einfallen, das Gesicht wahren, indem ich so tue, als wäre er ein superlustiger, echt verrückter Kerl. Ich sollte so tun, als wäre das einfach seine Art, sich einen Scherz zu erlauben. Aber ich kann nicht, ich bin nicht betrunken genug. Statt dessen laufe ich so ekelhaft pink-rot an wie die Kleider der Brautjungfern und stolziere ä la John Travolta beiseite, weg von dem traurigen Schauspiel, das der alles andere als rhythmisch tanzende Guy da bietet.
    Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes Meilen von einer Rettung entfernt, als ich seine Hand auf meiner Schulter spüre und er mich in einer schnellen Drehung herumwirbelt, auf die selbst Eiskunstläuferin Jane Torvill stolz gewesen wäre. Da höre ich drei kleine Wörter, die mir vor Angst das Blut in den Adern gefrieren lassen.
    »Komm tanzen, Alex!«
    Ich danke dem Himmel für meine verrückten Freunde.
    Da stehe ich nun also wie eine Lachnummer auf der Tanzfläche, gedemütigt und beschämt, und überlege mir, was zum Teufel ich als nächstes tun soll. Guy zappelt vor mir rum wie eine Marionette, deren Fäden hinten an einem Autoscooter festgebunden sind. Plötzlich stürzt Lucian herein. Mit seiner neongelben Radlerhose, dem enganliegenden Lycratop mit hochgeschlossenem Reißverschluß und dem schwarzen Fahrradhelm mit Gurt sieht er aus wie ein Teilnehmer der Tour de France.
    »Dringendes Telegramm!« brüllt er aus voller Kehle und schlängelt sich durch die Menge auf der Tanzfläche. »Entschuldigen Sie bitte, Vorsicht, ich komm... Dringendes Telegramm für Lord Berkleigh... LORD Berkleigh... hat irgend jemand seine LORDSCHAFT gesehen... oh, da sind Sie ja, MYLORD.
    Schlitternd kommt er vor einem völlig verwirrten Guy zum
Stehen. Seine Brust hebt und senkt sich, er keucht. »Ich bedaure, so hereinplatzen zu müssen. Aber Sie wissen ja, wie das ist, wenn man an der Spitze eines millionenschweren Unternehmens steht und mit der königlichen Familie verwandt ist – man kommt einfach nie zur Ruhe«, erklärt er der gaffenden Menge entschuldigend.
    »Die Macht des Zufalls«, flüstert er mir ins Ohr, während Guy versucht, die Nachricht zu lesen, die ihm gerade überreicht wurde. Genaugenommen handelt es sich dabei um ein leeres Post-it von der Rezeption. »Mein Freund Justin ist hier Geschäftsführer. Emma hat uns alle zu Hilfe gerufen, falls es einen Notfall gibt. Ich habe den ganzen Nachmittag wie ein kleiner Schutzengel alles von der Flügeltür aus beobachtet. Und das hier sah für meine Begriffe wahrhaftig nach einem Notfall aus! Mach dir keine Sorgen, Herzchen, Justin und ich bringen deinen Rod Stewart hier raus, und dann kannst du durch den Notausgang abhauen.«
    Als er sich Guy zuwendet, ist seine Stimme wieder so laut wie ein Nebelhorn. »Also, Sie werden verstehen, daß Sie sofort gehen müssen, Mylord. Ich bedaure sehr, hier so hereinzuplatzen, aber Sie wissen ja, wie sehr Prinz Charles es haßt, wenn man ihn warten läßt...« Er schnappt sich Guys Arm, blinzelt mir zu und schleift meinen Begleiter aus dem Saal. »Keine Fotos, bitte«, ruft er laut, als sie gehen.
    »Wirklich eigenwillig, diese Adligen«, höre ich eine Tante von Max nachsichtig sagen, die bei Guys Ellbogenboogie fast ihre dritten Zähne verloren hätte.
    Ich mache mich auf die Suche nach meinem Hut und meiner Handtasche. Ich werde meine Habe einsammeln, mir dann von Lucians Freund ein Taxi rufen lassen und machen, daß ich hier wegkomme.
    Ganz einfach verschwinden ist jedoch nicht so einfach, wie ich dachte. Die Handtasche liegt unter meinem Stuhl, der Hut ist
spurlos verschwunden. Als ich versuche, mir unauffällig einen Weg nach draußen zu bahnen, muß ich plötzlich feststellen, daß all die Leute, die mich vorher so demonstrativ ignoriert haben, jetzt mehr oder weniger Schlange stehen, um mit mir reden zu können. Ich werde von einer Schar von Max’ Verwandten mit High-Society-Ambitionen belagert.
    »Alexandra, Liebes! Dich habe ich ja seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Wo ist denn dein schnuckeliger Freund? Jetzt sag mir nicht,

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