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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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meisten dieser Mädchen kenne ich doch, die könnten sich alle auf der berühmten Seite Drei in der Boulevardpresse zur Schau stellen, ohne sich im leisesten schämen oder deplaziert vorkommen zu müssen. Mal ehrlich, Jem, du bist doch ein echtes Schwein, im wahrsten Sinne des Wortes.«
    Er grinst dämlich.
    »Das ist nur eine der Listen.«
    »Was, es gibt noch mehr davon?«
    »Ja, das hier ist die B-Liste.«
    »B?«
    Er schielt zu mir rüber und rückt ein bißchen von mir ab.
    »B wie Bumsen«, murmelt er, ohne daß es ihm wirklich peinlich wäre.
    Kein Wunder, daß er sich auf der anderen Seite des Tisches in Sicherheit gebracht hat. Ich hätte ihm sonst eine runtergehauen.
    »Ich habe noch eine Liste für die... äh... die, ähm... weniger... sexuell motivierten Kontakte.«
    »Ah ja, also eine Liste für dauerhafte, tiefschürfende Beziehungen?«
    »Ja, so ungefähr.«
    »Und unter welchem Buchstaben ist die abgelegt? L wie langweilig? E wie erdrückend?«
    »Na ja, ich hab’s noch nicht ganz geschafft, sie anzulegen. Ich dachte mir, ich arbeite mich erstmal durch B und werte vielleicht
den Status einiger Damen von dieser Liste auf. So eine Art gestaffeltes Interview-System.« Fröhlich grinst er mich an. Allmählich kommt er in Fahrt und übersieht dabei meinen mißbilligenden Gesichtsausdruck.
    »Frei nach dem Motto: Erst testen, dann kaufen, was?«
    Mein Sarkasmus prallt an ihm ab.
    »Genau. Allmählich kapierst du es. Es ist wirklich ziemlich clever«, erwidert er voller Bescheidenheit. Die Mädels sind alle in der Reihe ihrer Vorzüge aufgelistet, hier ist Platz für zusätzliche Bemerkungen, und da kommt die Summe der Punkte hin.«
    »Punkte!«
    »Genau. Es handelt sich um ein relativ kompliziertes System«, erklärt er mir stolz. »Auf einer Skala bis zu zehn Punkten bewerte ich folgendes: Persönlichkeit, Sinn für Humor, Intelligenz, Körper, Ideenreichtum beim Sex...« Er verstummt, als er endlich den Ausdruck totaler Mißbilligung auf meinem Gesicht wahrnimmt.
    »Jetzt sei kein Spielverderber, Alex. Wenn du nicht vorausplanst, dann gehst du leer aus.« Er zuckt die Achseln. »Außerdem ist das Ganze nur ein Gag.«
    »Ein Gag?« Die Tatsache, daß mein bezaubernder, mehr oder weniger intelligenter Bruder eine Liste von nichtsahnenden Frauen erstellt hat, die er vernaschen will, und daß er das mit bis zu zehn Punkten bewerten will, haut mich um.
    »Findest du es auch lustig, wenn eine Frau dich auf einer Skala von eins bis zehn bewertet, nachdem sie mit dir im Bett war? Du durchstöberst ihr Zimmer auf der Suche nach deiner Unterhose, und sie hält Punktekarten hoch...«
    »Kommt darauf an, ob ich eine Zehn bekomme.« Jem grinst. »Komm schon, Lexy. Das ist doch nur Spaß, ein Spiel. So läuft das in den Köpfen der meisten Kerle ab, das kannst du mir glauben. Aber ich gebe zu, daß es nicht jeder aufschreibt...«
    Hastig stellt er den Computer aus und kehrt geradewegs zu
dem – inzwischen kalten – chinesischen Essen zurück, um eine glibberige Bandnudel aufzuspießen.
    »Du denkst vielleicht, daß es sich dabei um einen Spaß handelt, aber ob die Mädchen auf dieser Liste das auch so sehen? Das bestätigt nur wieder meine Theorie, daß alle Männer verlogene, heuchlerische Ratten und Schweine sind, die mit Frauen gerne dämliche Spielchen treiben.«
    »Alle? Hör mal, Alex, meinst du nicht auch, daß du zur Zeit der Männerwelt gegenüber ein klitzekleines bißchen voreingenommen bist? Wir sind nicht alle so wie Max. Ich habe da vielleicht eine etwas blöde Liste aufgestellt, um mich in einer einsamen Nacht aufzuheitern, aber ich habe nicht einen Moment daran gedacht, sie auch wirklich auszufüllen. Also zumindest nicht die ganze Liste. Bei Nummer zehn bin ich nicht sicher, ob sie mich wirklich mag, und Nummer dreizehn geht seit neuestem mit meinem Kumpel Martin...«
    Ich sinke in meinen Stuhl zurück. Niedergeschlagen betrachte ich den unberührten Berg erkalteten Essens auf meinem Teller. Ich nehme einen tiefen Schluck Wein, überwältigt von dem plötzlichen Trübsinn, der sich auf mich herabsenkt, verschwindet, wiederkommt, verschwindet – wie ein Aufzug, der ständig zwischen zwei Stockwerken hin- und herfährt.
    »Warum hat er das getan, Jem?«
    Liebevoll legt mein Bruder eine warme Hand auf meine.
    »Weil er ein absolutes Arschloch ist«, erwidert er sanft. »Ich wollte es dir nie offen sagen, Alex, aber Max war nicht der Richtige für dich.« Er blickt mich an und lächelt verlegen.
    »Und

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