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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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warum, um Himmels willen, hast du nichts gesagt?«
    »Hättest du denn auf mich gehört? Außerdem dachte ich, es wäre besser, wenn du das selbst herausfindest. Und das hast du ja auch. Also hatte ich recht.«
    »O ja!« erwidere ich empört. »Aber nur, weil ich ihn mit einer anderen im Bett erwischt habe!«

    »Du weißt genau, daß ihr schon vorher große Probleme hattet. Daß du Max mit einer anderen Frau im Bett überrascht hast, war nur der Tritt in den Hintern, den du gebraucht hast, damit es dir wie Schuppen von den Augen fällt.«
    »Hm«, gebe ich widerstrebend zu und schiebe mir endlich doch einige von den kalten Riesengarnelen in den Mund. »Wahrscheinlich hast du recht.«
    »He.« Er grinst. »Ich bin dein großer Bruder. Ich habe immer recht.«
    Letzterem widerspreche ich nur mit einem zynischen Hochziehen der Augenbrauen.
    »Aber was soll ich jetzt machen?« frage ich ihn, traurig vor mich hin kauend. »Ich kann mich nicht daran erinnern, wie es ist, Single zu sein. Ein komisches Gefühl. Ich komme mir deplaziert vor. Lange Zeit hieß es immer: Max und ich, jetzt bin ich nicht sicher, wie das geht: ich sein.«
    »Du genießt es einfach, Single zu sein, so geht das«, antwortet er mit Nachdruck. »Glaub mir: Auch wenn es im Moment noch nicht so aussieht, das ist ein verdammt geiler Spaß! Vertrau mir, ich weiß, wovon ich rede. Du kannst machen, was du willst, wann, mit wem und wie oft du es willst. Und du mußt nicht erst vorher jemanden um Erlaubnis fragen! Ich weiß, es klingt abgedroschen, aber betrachte das Ganze nicht als ein Ende, sondern als einen Neuanfang.« Er füllt die beiden Gläser nach und hebt seines, um einen Toast auszusprechen. »Auf die Selbstverantwortung – und auf die Freiheit, im Bett zu furzen, ohne sich hinterher dafür entschuldigen zu müssen. Cheers!«
     
    Nachdem ich mich vorige Nacht hinausgewagt habe, beschließe ich, Samstag abend zu gammeln und einfach zu glotzen. Dummerweise haben meine Freundinnen andere Pläne.
    »Es wird dir guttun, mal auszugehen.« Emma versucht alles, um mich von dem kuscheligen Sofa im Wohnzimmer wegzubekommen,
wo ich es mir so richtig gemütlich gemacht habe. Na, danke. »Du kannst nicht für den Rest deines Lebens zu Hause rumsitzen und vor dich hin vegetieren.«
    »Aber ich war gestern aus«, maule ich und vergrabe meinen Allerwertesten noch tiefer in den komfortablen Sitzkissen von Emmas Ikea-Sondermodell.
    »Einen Abend mit Jem kann man wohl kaum als >ausgehen< bezeichnen.«
    Ich ignoriere sie einfach. Statt dessen konzentriere ich mich auf den Zauberer Paul Daniels und seine Frau. Soeben hat er seiner herausgeputzten Debbie in eine von diesen Kisten geholfen, bei denen man nur den Kopf und die Füße sieht.
    »Wir gehen essen. Du gehst doch gern essen.«
    Paul sägt Debbie entzwei. Ich wette, sie wünscht sich, es wäre andersherum.
    »Serena bezahlt das Abendessen.«
    Würde er sich in die Kiste legen, dann würde wahrscheinlich sein Toupet runterfallen. Außerdem bezweifle ich, daß seine Beine bis zu den Löchern im Boden reichen würden, weil er so klein ist.
    »Sieh mal, Lex, dich macht es vielleicht nicht verrückt, dich die ganze Zeit hier einzuigeln, aber mich treibt es in den Wahnsinn, verstanden? Ich weiß auch, daß die Trennung von Max erst kurze Zeit her ist, aber du solltest nicht zu sehr darauf herumreiten.«
    Ob Paul wohl auf seiner Debbie herumreiten darf? Ob ihm dabei manchmal das Toupet runterfällt? Ich finde, daß es mit das schlimmste am Sex ist, die Haare seines Partners in den Mund zu bekommen...
    »Alex! »brüllt Emma. »Ich gehe aus, und du kommst mit – ob du willst oder nicht.« Sie greift nach meinen Händen und zerrt mich vom Sofa hoch. »Jetzt geh dir die Haare waschen, rasier dir die Beine und schmink dich ein bißchen«, befiehlt sie und dirigiert mich an den Schultern in Richtung Badezimmer. »Ich
habe Serena versprochen, daß wir um Punkt acht im Pub sind, also reiß dich zusammen, und beeil dich ein bißchen.«
    »Und was wird aus Paul Daniels?« jammere ich.
    »Die Einschaltquoten gehen ohne dich bestimmt um fünfzig Prozent nach unten«, blafft Emma ärgerlich. »Jetzt beeil dich, und zieh dich um. Ich sage dir Bescheid, wenn Blut fließt, okay?«
    Serena ist gerade mal dreiundzwanzig und unerhört hübsch, gertenschlank, mit langem, schimmerndem, blondem Haar. Sie gehört zu dieser Art Mädchen, die wir gewöhnlichen Sterblichen nur anzusehen brauchen, um ihnen schon vor Neid ins Gesicht spucken

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