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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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Küchentür.
    »Hat jemand was von Gruppensex gesagt?«
    In der Ecke neben der Stereoanlage versuchen zwei Typen in gefalteten Tennisröckchen, pinkfarbenen Schweißbändern à la Olivia Newton John und blaßrosa Poloshirts zwei von den Fußballspielern
davon zu überzeugen, mit ihnen die Trikots zu tauschen.
    Irgend jemand hat das Licht abgedunkelt und Schmusemusik aufgelegt. Jetzt tanzt die bärtige Nonne Wange an Wange mit der Motorradfahrerin in der Lederkluft. Die Rugby-Spieler hängen eng aneinander, haben sich die Arme gegenseitig um den Hals gelegt und schwanken betrunken wie ein großer, gestreifter Pudding. Die Queen ist aufgewacht und reibt sich verdächtig an einem kleinen, fetten Jockey im glänzenden rot-gelben Seidentrikot. Dabei schiebt sie ein in beigen Satin gehülltes und nicht gerade königliches Knie bedeutungsvoll und entschlossen zwischen eine knalleng sitzende Reithose.
    Emma und Theo geben ein seltsames Paar ab, wie sie da zur Musik schwanken, Maggie Thatcher Wange an Wange und Leiste an Leiste mit Jim Morrison. Oje, jetzt schmusen sie auch noch. Tut mir ja leid, aber es ist kein besonders schöner Anblick, zu sehen, wie sich eine frühere Premierministerin mit einem toten Popstar einläßt. Serena sieht trotz des falschen Schnauzers und der Koteletten aus dem Fell der armen alten Fat Cat einfach wie ein Mädchen in Männerkleidern aus.
    Sie tanzt mit einer statuenhaften Blondine in hüfthohen Stiefeln und hat vergnügt ihren Kopf an deren Plastikbusen gelehnt. Es sieht ganz danach aus, als würde sie heute nacht noch einen Strich an ihrer Tür machen können. Gerade hat die statuenhafte Blondine auf ausgesprochen zärtliche Weise ihre rotlackierten falschen Fingernägel über Serenas Po gleiten lassen.
    Fünf Minuten später aber sitzt sie neben mir – ich in meiner üblichen Haltung: allein auf dem Sofa, Glas in der Hand – und ist auch wieder solo.
    »Ich war da drüben«, erklärt sie düster und läßt sich neben mir in Jems beigefarbene Polster sinken. »Ich hatte ihn zwecks einer ganz schön heißen Nummer schon in diese dunkle Ecke bugsiert.«

    »Was ging denn schief?«
    »Alles lief bestens. Wir waren gerade zu den Zungenküssen übergegangen – da fing er plötzlich an zu niesen. Hat mir fast die Zunge abgebissen! Es stellte sich heraus, daß er eine Katzenallergie hat.«
    »Warum nimmst du dann nicht einfach deinen Bart ab?«
    »Stimmt, das wäre kein Problem, den Schnauzer werde ich leicht los. Aber was ist, wenn ich ihn mit nach Hause nehmen möchte? Ich kann doch Fat Cat nicht einfach vor die Türe setzen, stimmt’s? Ich fürchte, hier liegt ein entscheidender Fall von >Wenn du liebst, dann liebst du auch meine Muschi< vor.«
    »Ich liebe deine Muschi.« Jem, der sich fast die ganze Zeit über an Rens Fersen geheftet hatte, flattert grinsend herbei, eine Flasche Champagner, an der er nippt, im einen Arm, den Kopf von Martin – seinem besten Freund – unter dem anderen Arm. »Nimm mich mit nach Hause, und ich streichele sie für dich, bis sie schnurrt!«
    Warum bloß ist mein Bruder manchmal so ein perverser Lüstling? Wir sehen ihn beide völlig ausdruckslos an, der einzig passende Kommentar dazu. Er läßt Martin fahren und sinkt auf den Boden, wobei er sich an die Brust greift, als wäre er gerade erschossen worden.
    »Ooooh, wenn Blicke töten könnten, dann wäre ich jetzt zwei Meter unter der Erde und würde sie mir mit den Würmern teilen!« nuschelt er.
    »Gut, daß du weißt, wo du hingehörst«, erwidere ich trocken.
    »Hey, Jem«, ruft Martin, dessen Tittis aus Plastikbechern jetzt beide Richtung Boden zeigen. »Steh auf, der Ääährengast ist da.«
    Erica ist angekommen, anscheinend hat sie sich völlig von der Tortur bei Muttern erholt. Sie sieht umwerfend aus.
    Ihr dunkles Haar hat sie mit Wachs geglättet und nach hinten gestrichen, dazu trägt sie einen elegant geschnittenen, schwarzen Nadelstreifenanzug, ein weißes Hemd mit gestärktem Kragen
und gekräuselten Manschetten und diese kleinen schwarzen Stiefel, die man von Flamencotänzern kennt, die darin die Absätze aneinanderschlagen. Auf ihrer Oberlippe klebt etwas ganz Verruchtes: Ich erkenne darin eine umgestaltete Locke ihres eigenen Haars wieder. Sie sieht aus wie ein aalglatter, zuvorkommender, aber doch tückischer, durchtriebener, bartendenzwirbelnder Bösewicht aus einem Stummfilm der Zwanziger.
    Unglücklicherweise begleitet sie ein echter Bösewicht aus den Neunzigern.
    Larry ist bei ihr.
    Er

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