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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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noch kein Wort mit ihm gesprochen habe. Hoffentlich. Ich will nicht die einzige sein, die sich verdammt hirnrissig und ungeschickt vorkommt.

    »Am besten, ich komme gleich zur Sache.« Max läßt sich im Ohrensessel neben dem Kamin nieder, also setze ich mich auf das Sofa gegenüber, und zwar so weit wie möglich von ihm entfernt.
    Obwohl er das gesagt hat, schweigt er für einige Zeit.
    Neben dem Sofa stapeln sich unordentlich die Zeitungen einer ganzen Woche, auf der obersten liegt eine feine Schicht Staub.
    Er holt tief Luft, so als ob er gerade zu einem langen Monolog auf der Bühne ansetzen würde. »Ich will, daß du wieder nach Hause kommst, Alex.«
    Da, er hat’s gesagt.
    Emma hatte recht. Ich hätte nicht gedacht, daß es so ist, aber sie hat den Nagel auf den Kopf getroffen.
    Ich warte darauf, von Gefühlen übermannt zu werden. Eine Welle der Freude vielleicht. Oder ein Panikanfall. Nichts. Noch immer ist alles in mir wie betäubt.
    »Ich will, daß wir es noch mal miteinander versuchen«, fährt Max fort. »Wir haben doch beide Fehler gemacht. Aber ich glaube, daß unsere Beziehung stark genug ist, um nicht daran zu zerbrechen.«
    Endlich finde ich meine Stimme wieder.
    »Wir haben beide Fehler gemacht?« wiederhole ich.
    »Ja.« Max nickt ernst. »Wir haben beide Fehler gemacht, aber ich glaube, daß wir darüber hinwegkommen können, Alex. Ich freue mich für dich, daß du wieder zurückkommst.«
    Das war’s? Kein Wort der Entschuldigung, keine Erklärung, nur >komm nach Hause, und wir stehen das durchIch freue mich für dich, daß du wieder zurückkommst<, so als würde er mir großmütig verzeihen, daß ich ihn sitzengelassen habe. Ich glaube, an diesem Punkt kriege ich den Mund nicht mehr zu. Ich finde Max mit einer anderen im Bett, sie rammeln wie die Karnickel zur Paarungszeit, und das ist alles, was er zu sagen hat?

    »Wie großmütig von dir«, sage ich ruhig.
    Plötzlich merkt er wohl, daß es doch ein bißchen mehr braucht, damit ich bewundernd und unterwürfig vor ihm auf die Knie sinke.
    Per Knopfdruck aktiviert er jetzt seinen Charme, steht auf, setzt sich neben mich, nimmt meine Hand in seine Hände und wirft mir unter seinen langen, schwarzen Wimpern einen Blick aus schmachtenden, blauen Augen zu.
    »Ich habe dich wirklich vermißt, Alex«, wispert er rauh, einen Hauch Sexappeal in der Stimme.
    Einen Moment lang schlägt mir das Herz bis zum Hals, dann passiert etwas Erstaunliches: In meinem Kopf macht sich ein leises Lachen breit.
    O Max. Wenn du doch auch auf der Bühne so gut wärst. Du würdest Ewan McGregor an die Wand spielen. Was dazu gedacht war, mich wieder in den alten Bann zu schlagen, hat glücklicherweise den gegenteiligen Effekt. Jem hatte recht. Als ob es mir wie Schuppen von den Augen fallen würde. Ich sehe Max jetzt als das, was er wirklich ist: als großen Manipulator.
    Ich kenne Max, und ich weiß, was er will. Er will sein altes Leben wiederhaben. Wo alles für ihn getan wurde, wo alles, was den Haushalt betraf, ohne sein Zutun funktionierte, in Wort und Tat. So konnte er ein Doppelleben voller Ausschweifungen führen. In dem die emotionale Bindung einem einseitigen Kricketspiel gleicht, und ich bin die Box, die Max’ Eier vor den Querschlägen des Lebens schützt.
    Nach einer Woche hat er plötzlich gemerkt, daß auf den Boden geworfene Hosen auch da bleiben, bis sie jemand aufhebt, daß Geschirr und Besteck sich nicht von selbst waschen, daß Gras wächst, Staub herabsinkt und man nicht ewig von Fast food leben kann. Sein geordnetes, überschaubares Dasein ist ohne die private Haushaltshilfe, die ihm ständig hinterherräumt, eben nicht mehr geordnet und überschaubar. Also will er mich zurückhaben,
und er hat all die Aussagen vorbereitet, von denen er annimmt, daß sie ihm helfen, sein Ziel zu erreichen.
    Allerdings kenne ich Max nur zu genau, so daß ich in der Lage bin, die ganze, genau einstudierte Rede, die jetzt kommt, in meine eigenen Worte zu fassen.
    »Ich vermisse dich«, wiederholt er mit noch sanfterer Stimme. »Ohne dich ist nichts mehr so, wie es einmal war.«
    Ich kann nicht kochen. Mir ist die saubere Unterwäsche ausgegangen. Und der Staubsauger hat sich nicht aus dem Wandschrank herausgetraut, seit du weg bist.
    »Ich sitze allein im Haus rum. Ohne dich wirkt es so leer.«
    Ich kann mir die Hypotheken und meine gesellschaftlichen Extravaganzen ohne deine regelmäßigen Finanzspritzen nicht leisten.
    »Ich brauche

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