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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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>Liebling, ich habe die Tasche geschrumpft<. Es ist dafür gemacht, daß es sich beim Tanzen genau in meine Handfläche schmiegt. Genaugenommen ist es eine getarnte Geldbörse. Man hat gerade genug Platz für ein bißchen Bargeld, einen Lipliner, einen Eyeliner und – dafür hat ebenfalls die übertrieben hoffnungsfrohe Serena gesorgt – ein Kondom. Aber es gibt keinen Platz für meine übliche Kosmetikausstattung, Haarspray, Lippenstift, Rouge, Grundierung, Bürste, Parfüm, usw. Ich mußte sogar den Schlüssel für die Eingangstür von dem dicken Schlüsselbund abmachen, den ich sonst wie eine Schutzmaßnahme überall mit hin schleppe. Und ich mußte mein Handy zu Hause lassen. Hilf mir, Mummy.

    Ren und Emma stehen an einer Ecke der Tanzfläche, als ich, drei Flaschen Budweiser an mich gepreßt, durch die Menge zurücktorkele.
    Das Hämmern der Musik wirkt ansteckend. Wie ein Appell an meine Füße, meine Hüften, meine Knie und meinen Po, hin und her zu schwenken wie ein Cocktail, den man vorsichtig mit dem Rührstäbchen umrührt.
    »Wenn du mit der Flasche auch nur einen Fuß auf die Tanzfläche setzt, dann werfen dich die Türsteher sofort raus«, warnt Serena mich.
    »Na ja, auch eine Möglichkeit, um sofort die Aufmerksamkeit eines Mannes auf sich zu ziehen.«
    »O nein. Türsteher sind absolut tabu. Du wärst sowieso nur eine weitere Kerbe an ihrem Türbalken. Schließlich bist du heute diejenige, die ihre Eroberungen zählt, und nicht umgekehrt.«
    Schnell leere ich die für mich siebte Flasche des Abends und folge dann meinen Freundinnen auf die überfüllte Tanzfläche, wo die Körper zum heißen Sound durcheinanderwirbeln und der Schweiß im Widerschein der Discokugeln glitzert. Die Laser huschen über unsere Gesichter und zucken im Rhythmus zur Musik, was man von mir nicht gerade behaupten kann.
    Es ist so lange her, daß ich in einem solchen Club war, daß ich vergessen habe, wie man tanzt. Ich konzentriere mich zu sehr auf meine Füße, als daß ich Ausschau halten könnte nach etwas »Passendem«, wie Serena es nennt. Aber ich schaffe es, ziemlich schnell wieder in den Takt zu kommen. Das einzige, was mich aus der Bahn wirft, sind die schnelleren Stücke, bei denen in der Mitte völlig unerwartet eine langsame Passage auftaucht. Die Horden frenetisch zuckender Tänzer – mich eingeschlossen – wissen dann nichts mit sich anzufangen. Musiker müssen einen wirklich grausamen Sinn für Humor haben. Es scheint zu jeder besseren Nummer zu gehören, daß man beim Tanzen unterbrochen wird und dann dasteht wie ein Depp.

    Allmählich habe ich den Eindruck, daß unsere Mission eine Mission Impossible ist. Sämtliche Bars, in die wir gegangen sind, waren bis oben vollgestopft mit Leuten, die einen schönen Abend verbringen wollten, und die Angehörigen der verschiedenen Geschlechter haben sich gegenseitig beäugt wie Schnäppchen auf einem Trödelmarkt. Die Leute treten auf wie Tiere in der Paarungszeit. Tatsache ist, daß ich in jeder Ecke nach passenden Typen Ausschau gehalten und eine große, fette Null bei meinem Versuch, ein sympathisches Männchen zu finden, verbucht habe. Ich war so lange nicht mehr auf diesem Markt, daß ich vergessen habe, wie man handelt. Es ist schon seltsam, mit dem ausdrücklichen Ziel loszuziehen, einen Typ aufzureißen. Wahrscheinlich ist das wie beim Einkaufen. Wenn man pleite ist, entdeckt man tausend tolle Sachen, die man wahnsinnig gern hätte. Hat man aber gerade mal Geld, sind die Geschäfte wie leergefegt.
    Serena dagegen, diese auf die Hormone zielende Rakete, die die Testosterone in Wallung bringt, kommt ganz gut zurecht. Sie ist schon zweimal angequatscht worden, und wir sind gerade mal so lange in dem Club, daß es für eine Runde auf dem Damenklo gereicht hat. Und obwohl es ziemlich schwierig ist, etwas durch die Rauchschwaden tausender Zigaretten und die kalten Nebelschleier der übereifrigen Trockeneismaschine zu sehen, pirscht sie sich bereits an irgendeinen Typen ran, dem sie in Gedanken wohl bereits die Hose ausgezogen hat.
    »Oooh, guck mal. Das da drüben ist doch Nicky Taylor. Siehst du den in dem blauen Ralph-Lauren-Hemd?« Sie deutet auf einen blonden Kerl mit kantigen Wangenknochen und einem Haarschnitt ä la Crispian von Kula Shaker. »Ist der nicht schnuckelig? Nummer eins, ich komme! Wartet nicht auf mich, Freund...« Und weg ist sie. Wie ein Spürhund bahnt sie sich ihren Weg durch die Menge, um ihn zu beschnuppern. Ihr geschmeidiger Körper zuckt

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