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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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habe: einmal richtig für die Zeitschrift zu schreiben. Aber jetzt bin ich mir plötzlich nicht mehr so sicher, ob ich überhaupt noch hier arbeiten will.
    In mir brodeln die unterschiedlichsten Empfindungen. Der tollste Sex meines Lebens, und der Kerl, der dafür verantwortlich war, tut so, als würde er sich an nichts erinnern. Ist das normal, wenn man ein Mann ist? Den erstaunlichsten, tollsten Sex mit jemandem zu haben und dann einfach weiterzuziehen, als sei nichts gewesen? Ist es das, was wir Frauen immer falsch machen? Wir, die wir alle Männer detailliert auflisten können, mit denen wir einen Orgasmus hatten – oder in manchen Fällen auch nicht. Vielleicht finde ich deshalb die ganze Sache mit der Hitliste so schwierig.
    Vielleicht sollte ich konzentrierter vorgehen. Vielleicht sollte ich – ich bitte, meine Geschmacklosigkeit zu entschuldigen – die männliche Sicht der Dinge übernehmen, in der wir als ein Loch zwischen zwei Beinen erscheinen, und Männer nur noch als ein baumelndes Teil zwischen zwei Beinen betrachten. Mich auf die
Ausstattung konzentrieren, das Werkzeug, um es mal so zu nennen, und nicht auf die Hydraulik, die diese Maschine bedient.
    Mein unmittelbares Problem aber ist Jake. Wie soll ich mit ihm zusammenarbeiten nach allem, was zwischen uns ist? Er mag sich vielleicht dafür entschieden haben, sich an nichts zu erinnern, aber jedesmal, wenn ich ihn ansehe, läuft bei mir im Geist der ganze Film noch einmal ab.
    Erschöpft lasse ich meinen Kopf gegen den Bildschirm sinken und schließe die Augen.
    Nigel dreht sich zu Harvey um.
    »Ich glaube, Alex versucht sich an einer Gedankenübertragung, um ihren Text nicht eintippen zu müssen. Hey, Alex«, ruft er mir zu und grinst breit, »du mußt schon die Tastatur benutzen, Süße. Dein Computer ist nämlich noch nicht mit einem telekinetischen Chip ausgestattet.«
    Gott sei Dank noch nicht, denn was mir da gerade durch den Kopf geht, ist viel zu obszön für eine Familienzeitung.
     
    Den Freitag abend verbringen wir damit, bei Serena abzuhängen, Pizza zu essen, Wein zu trinken und fernzusehen.
    Wir haben eine unausgesprochene Übereinkunft, die besagt, daß wir mucksmäuschenstill sein müssen, abgesehen von dem seltsamen Kichern der beiden während Friends und Frasier. Aber sobald eine Werbepause kommt, nutze ich die Gelegenheit und beklage mich über meine Situation auf der Arbeit. Die Mädels verdrehen mal wieder die Augen und kommen mir mit solch alten Weisheiten wie »sich nie im nachhinein entschuldigen« und »warum es am Morgen danach bereuen – passiert ist passiert«.
    Es ist auch nicht so, daß ich wirklich bereue, was und mit wem es passiert ist. Ich bereue nur, daß die entsprechende Person sich als mein neuer Chef entpuppt hat.
    »So was konnte auch nur mir passieren.« Ich seufze tief, und mein Frust wird kaum von der Ladung karamelisiertem Popcorn
gemildert, die ich mir in den Mund stopfe, und auf der ich wie ein trübsinniges Kamel herumkaue.
    »Unsinn! So was passiert ständig«, nuschelt Serena, den Mund voll Pilze, Salami und Mozzarella. »Leute bumsen mit ihrem Chef, der Chef bumst mit seinen Angestellten. Du bist nicht die einzige, weißt du?«
    »Ja, aber ich wette, daß ich die einzige bin, die zu diesem Zeitpunkt gar nicht wußte, daß er mein Chef ist.«
    »Wetten?« Serena und ich sitzen zusammengekauert auf dem Sofa, Emma hockt zwischen uns auf dem Boden und malt sich die Fußnägel mit den verschiedensten Farben aus Serenas üppiger Nagellackkollektion an. »Du warst noch nie auf einer unserer Weihnachtsfeiern. Da habe ich Sekretärinnen gesehen, die waren so besoffen, daß sie nicht mal wußten, ob sie auf dem Fotokopierer gerade mit einem aus dem Vorstand oder mit dem Weihnachtsmann gevögelt haben.«
    »Oho!« Bei dem Gedanken leuchten Serenas Augen. »Vielleicht sollte ich mal zu einem eurer Feste kommen. Dann könnte ich ein paar mehr Kreidestriche auf der Tafel an der Küchentür machen.«
    »Du brauchst doch gar keine mehr.« Emma hebt die Augenbrauen. »Du bist uns anderen schon meilenweit voraus.«
    »Vielleicht sollte ich kündigen. Mir einen andern Job suchen«, grübele ich, lasse von dem Popcorn ab und stibitze mir das letzte Stück Pizza. Hartnäckig weigert sich der Käse den Boden der Schachtel zu verlassen, und die Fäden bleiben an Serenas nackten Zehen hängen, als ich mich wieder zurücklehne. »Am besten einen, wo ich keinen One-Night-Stand mit dem Chef hatte.«
    »Wozu denn, um Himmels

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