Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
Vom Netzwerk:
sicher. Sie kennt den Verlauf meiner Sitzung mit Jake bereits und hat eine Stunde lang versucht, mich davon zu überzeugen, daß seine Themenwahl nur das Resultat eines absoluten und ziemlich unglücklichen Zufalls ist. Problematisch an der Sache ist nur, daß es schwer ist, jemanden von etwas zu überzeugen, wenn man nicht genau weiß, ob man es selbst glaubt. Aber ich lasse Emma dieses Mal nicht die Gelegenheit zu protestieren oder taktvoll das Thema zu wechseln.
    In Wahrheit brenne ich nämlich darauf, die Mädels für meine Reportage zu interviewen. Das ist eine verdammt gute Entschuldigung dafür, einige Tips von ihnen zu bekommen. Ich glaube, irgend etwas läuft bei mir völlig schief. Vor der Geschichte mit Jake war meine Medaillenausbeute bei dieser Sex-Olympiade aufgrund meiner halbherzigen Beteiligung gleich null. Seit dieser Nacht mit Jake bin ich nicht mal mehr an den Start gegangen. Jedesmal, wenn wir ausgehen, holen die anderen ihre Strichlisten hervor, ziehen die übliche Masche ab und reißen die Männer auf, während ich mich in eine Ecke verkrümele, mich vollaufen lasse und mir die Frage stelle, warum ich mir nur die Mühe gemacht habe, mich aufzudonnern. Der einzige Grund, warum wir heute zu Hause geblieben sind, liegt darin, daß ich mich grollend geweigert habe auszugehen. Ich hätte es einfach nicht ertragen, mich schon wieder an potentiell attraktive Männer heranpirschen zu müssen.
    Es führt kein Weg an der Erkenntnis vorbei, daß ich keinen ausgeprägten Jagdinstinkt habe.
    Ich erkläre Serena grob die Aufgabenstellung. Sie hört mir aufmerksam bis zum Schluß zu.
    »Du meine Güte, das ist doch ein Witz, oder?« Ihr Gesichtsausdruck
erinnert mich an den Schauspieler Kenneth Williams. »Wenn er dich mit so was beauftragt, dann muß er...«
    Emma rammt ihren Ellenbogen irgendwo in die Gegend von Serenas oberem Schienbein.
    »... denken, was für ein Talent du doch hast«, folgert sie. »Hört sich an, als ob es eine ziemlich schwierige Aufgabe wäre. Also, einen tiefen Einblick in die Materie zu bekommen.« Sie bricht ab, schnappt hastig ihr Weinglas, nimmt einen tiefen Schluck und grinst mich töricht an.
    Aus der Küche dringt das Geräusch von Plastik, das über den Boden schleift, weil Fat Cat mürrisch ihren leeren Freßnapf inspiziert.
    »Na ja, ich hatte irgendwie darauf gehofft, daß ich euch dazu befragen kann.« Ich ziele mit meinem nun nicht mehr benötigten Taschentuch auf den Mülleimer und werfe daneben.
    »Du solltest Sukey fragen.« Serena hebt es angeekelt auf und wirft es in den Müll. »Sie ist diese Woche jeden Abend mit einem anderen Mann ausgewesen.«
    Sukey, Serenas neunzehnjährige Schwester, befindet sich auf einem außerplanmäßigen Besuch hier, der angeblich eine Woche dauern sollte, aber schon vor fünf Wochen begonnen hat, und dessen Ende immer noch nicht abzusehen ist. Während Serena ein bezauberndes, junges Ding ist, ist Sukey ein noch bezaubernderes, noch jüngeres Ding mit einer göttlichen Figur – sagenhaft schlank und knackig, aber mit den Kurven an den richtigen Stellen – und mit einem Gesicht, das dem Cover von Vogue ohne die geringste Einschränkung zur Zierde gereichen würde. Sie wissen schon, was ich meine: riesige Augen, hohe Wangenknochen, üppige Lippen. Haß, Haß, Haß. Sie ist von so vielen Männern umgeben, die versuchen, ihr an die Wäsche zu gehen, daß man meinen könnte, sie sei ein Dessousversorgungsunternehmen für Transvestiten.
    »Wo ist sie denn?« frage ich hoffnungsvoll.

    Serena lacht und schleckt den Schaum vom überquellenden Rand einer frischgeöffneten Flasche Budweiser.
    »Wo soll sie schon sein? Auf der Piste... mit einer weiteren Eroberung. Verstehst du, sie braucht einen Mann nur anzusehen, und er läßt erwartungsvoll die Hose fahren.«
    »Oje!« grolle ich. »Wenn ich einen Mann ansehe, dann ist das einzige, was er >fahren< läßt, sein Interesse an mir.«
    »Es kommt nur darauf an, die richtigen Signale auszusenden.«
    Emma setzt Serenas Budweiser an, nimmt einen tiefen Zug und fährt sich mit dem Handrücken über den Mund.
    »Na, dann muß ich wohl so was signalisieren wie >Vorsicht nicht anmachen, ich bin lahm und langweilig, und mein Höschen ist an meinem Popo festgeschweißt<«, jammere ich, »ich werde nämlich nie angequatscht.«
    »Ich denke, du signalisierst eher etwas in der Art von >Verpiß dich, ich bin schlecht drauf, will nicht mit dir reden, und ihr habt sowieso keine Chance<<<, entgegnet Emma nicht

Weitere Kostenlose Bücher