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Wachsam

Wachsam

Titel: Wachsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Herkunft –. »Nicht vom Festland, natürlich, nur von den umliegenden Inseln, wissen Sie.«
    »Shamus, ich möchte gehen.«
    »Hättest früher daran denken sollen, nicht wahr? Ich bin kein Gast in deinem Leben, hörst du. Ich bleibe für immer. Ich habe dich gewarnt, Lover, sag nicht, daß ich’s nicht getan hätte.«
    »Um Gottes willen, Shamus, sie werden uns umbringen.«
    »Kein chinesisches Blut. Eine Dame reinsten kaukasischen Wassers. Okay, ich will’s dir glauben. Möchtest du jetzt bitte dieses Gezappel einstellen und aufpassen. Vielleicht solltest du etwas trinken?« schlug er vor und bog ihm die Hand gewaltsam zurück, während er ihn rückwärts in die Bar schob. Zwei große und recht hübsche ältere Damen boten den Leidtragenden Erfrischungen an. Cassidy überlegte, ob sie Schwestern seien. »Ich möchte nichts trinken.«
    »Äh, zwei homosexuelle Whiskys bitte, Miß, einen mit Milch und Zucker.«
    Einige Hocker waren frei, aber Shamus wollte lieber stehen.
    »Sagen Sie bitte«, fuhr Shamus, noch immer an die Schwestern gewandt, fort, »haben Sie ein winziges grauköpfiges Wesen hereinkommen sehen, etwa 1 Meter 54 groß und fünfundsechzig Jahre alt, zart gebaut, Arierin, trägt rosa Hemdchen und hört auf den Namen Ella?«
    Die Schwestern standen Schulter an Schulter da und lächelten den beiden herzlich zu. Sie sammelten Miniaturen, stellte Cassidy fest; auf dem Regal hinter ihnen waren ein paar hundert; Old Hugo, selber ein Aficionado, würde entzückt sein.
    » Tu es hollandais? « fragte die eine Cassidy.
    » Anglais «, sagte Cassidy.
    » Ella! « rief Shamus und hielt die Hände trichterförmig vor den Mund wie ein schiffbrüchiger Matrose. » Ella! «
    » Y a pas d’Ella «, versicherte ihm die eine Schwester.
     
    Mit seiner freien Hand bezahlte Cassidy die Drinks. Sie kosteten pro Stück zehn Franc, er legte nochmals zehn darauf, und nachdem er das getan hatte, zog Shamus ihn wieder nah zu sich heran.
    »Glaub ihnen kein Wort«, rief Shamus ihm in Verschwörerton. »Sie haben sie droben versteckt.« Er trank. » Mon ami s’appelle Rex «, verkündete er stolz.
    » Il est très beau , Rex «, versicherten ihm die Schwestern.
    » Il veut dormir avec sa mère .«
    » Ah , bon «, riefen die Schwestern erfreut. » Elle est ici , sa mère? « Und blickten sich im Raum nach einer möglichen Kandidatin um.
    »Sie hat wohl nie eine Kneipe geführt, wie, Lover?« fragte Shamus nah an seinem Ohr. »Weißt du, diese beiden schwulen Schwestern da erinnern mich stark …«
    »Hör auf«, sagte Cassidy. »Hör jetzt auf und laß mich gehen.« Der Doppelvorhang, der den Eingang bildete, teilte sich. Drei Männer, so dunkel wie Shamus, aber kleiner, kamen herein und setzten sich an den Tisch. Die Mädchen an der Bar rührten sich nicht. Die Schwestern lächelten herzlicher denn je.
    »Ihr seid ein reizendes Paar«, versicherte Shamus ihnen, und nachdem er sorgfältig seinen Whisky ausgetrunken hatte, warf er sein Glas auf den Boden.
    »Jetzt will ich dir sagen, was wir tun«, flüstere Shamus und zog ihn noch weiter heran, bis ihre Gesichter sich tatsächlich berührten. »Wir machen’s in aller Ruhe, ja? Kein Hasten, kein Hüpfen, keine dramatischen Auftritte.«
    »Könnten wir sie nicht mit Geld abfinden?« flüsterte Cassidy. »Wirklich, ich habe nichts dagegen, sie nehmen bestimmt ebenso gern Bargeld.«
    »Nein, ich weiß verdammt genau, was sie vorhaben. Diese zwei schwulen Schwestern da: Schau nur ihre Gesichter an. Weißt du, was sie sind? Kidnapper . Und weißt du, was sie getan haben? Durch plastische Chirurgie , verstehst du, haben sie mit teuflischer Schläue unsere Ella in eine Frau von völlig anderem Aussehen verwandelt .«
    »Shamus«, sagte Cassidy, und der Name klang wie ein Stoßgebet.
    »Schon gut, nur keine Angst, wir werden sie schon überlisten. Es war nur ein schrecklicher Fehler, daß ich beim Hereinkommen sofort gesagt habe, was wir wollen. Jetzt kein Wort weiter, und immer in Bewegung bleiben.«
    Mit beiden Händen, um den Druck zu verstärken, bog er Cassidys Handgelenk noch weiter und fing an, die Rückfront der Mädchen abzuschreiten, strich an jedem einzelnen der bloßen Rücken vorbei, während er die weißen Gesichter im Spiegel studierte.
    »Gedopt«, erklärte Shamus im gleichen Verschwörerflüstern. »Sieh dir das an, vollgepumpt mit Rauschgift, jede einzelne.«
    Er zog einen Kopf nach hinten, damit Cassidy sie besser sehe: vielleicht eine Deutsche, kräftige Zähne

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