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Wachsam

Wachsam

Titel: Wachsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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völliger Dunkelheit sitzen mußte. Seine Füße lagen auf dem Tisch, und der Zigarrenrauch stieg von ihm auf, als stünde er in Flammen.
    »Ich glaube, wir gehen besser zurück«, sagte Cassidy.
     
    »Hei«, sagte Cassidy.
    »Wer ist da?« sagte Shamus.
    »Dein Lover«, sagte Helen schmeichelnd.
    »Herein«, sagte Shamus und lüpfte die Mütze. »Netter Tanz?«
    »Famos. Wo sind sie hin?«
    »Pinkel-Pause«, sagte Shamus vage.
    »Jetzt tanzt du mit ihr«, sagte Cassidy.
    »Danke«, sagte Shamus. »Herzlichen Dank.« Und zog die Mütze wieder übers Gesicht.
    Sie warteten noch eine Weile, ob er wieder hervorkommen werde, was er jedoch nicht tat, und so tanzten sie wieder, schließlich sollte es ein Fest sein.
     
    »Ziemlich lange Pause«, sagte Cassidy mißtrauisch, und er fragte sich, ob er hinausgehen und sie suchen sollte. »Glauben Sie, sie haben …«
    »Sie haben was?«
    »Na ja, es ist vielleicht ein bißchen mühsam für sie …«
    »Unsinn«, sagte Helen. »Sie genießen jeden Augenblick«, und sie drückte seine Hand. »Und auch wenn sie’s nicht tun …«
    Etwas sehr Hartes erschien in ihrem Gesicht. Bei Sandra wäre es Ärger gewesen, aber Helen war über Ärger erhaben. Bei Sandra wäre es Entschlossenheit gewesen, ein plötzlicher Wunsch, sich gegen eine bedrückende und dabei teilnahmslose Welt zu behaupten; doch Helen war, das wußte er, im Frieden mit der Welt.
    Er wollte gerade die Gründe für diesen unerwarteten Stimmungswechsel genauer untersuchen – fast schon ein Ausbruch, im Vergleich zu der strahlenden Zufriedenheit, die ihm vorausgegangen war –, als die Musik mitten im Takt aufhörte und sie Shamus aufkreischen hörten.
    Als er sich nach ihm umblickte, fand Cassidy sich Seite an Seite mit den Niesthals. Die alte Dame trug etwas Schwarzes, eine Mantilla vielleicht. Sie hielt den Arm ihres Mannes, und beide reckten die Hälse, um zu sehen, woher der Schrei kam. Und beide trugen den traurigen, wissenden Ausdruck von Menschen, die zu ihrer Zeit viele Schreie gehört hatten.
    »Schau«, sagte Mrs. Niesthal, als sie Cassidy sah. »Da ist Aldo, der die musikalische Frau hat.«
    »Hallo«, sagte Cassidy.
    »Mein Gott, der arme Mensch«, sagte der alte Herr, und er meinte Shamus.
    Er stand an einem Tisch am anderen Ende des Saales, nicht auf ihrem eigenen, sondern auf einem fremden Tisch; den Rock hatte er fortgeschleudert. Er trug ein Stück roten Stoff über dem kurzärmeligen Tennishemd, vermutlich einen Kummerbund, schräg von der Schulter zur Taille wie ein Schulterriemen, und er vollführte einen Schwertertanz zwischen den Messern und Gabeln, besser gesagt auf ihnen.
    »O Gott«, sagte Helen erschrocken.
     
    Das Tischtuch hatte sich um einen Fuß gewickelt, und er sah aus, als wollte er jeden Moment hinstürzen. Sein Gesicht war scharlachrot, und er klatschte die Hände über dem Kopf zusammen. Bis Cassidy den Tisch erreichte, waren mehrere Kellner dort zusammengeströmt, und weder Hall noch Sal waren zurückgekommen.
    »Shamus!« rief Cassidy vom Tischrand nach oben. »He Lover!« Shamus hörte auf zu tanzen. Seine Augen hatten die hoffnungslose Wildheit, die Cassidy von Lipp her kannte.
    »Jetzt bin ich dran«, sagte Cassidy.
    »Was soll das?«, sagte Shamus.
    Jetzt blickten alle auf Cassidy, und irgendwie wußten sie, daß Cassidy den Schlüssel besaß. Sogar die Kellner betrachteten ihn ehrerbietig.
    »Ich möchte einen Schwertertanz aufführen«, sagte Cassidy.
    »Du kannst den Scheißschwertertanz nicht«, erwiderte Shamus und schüttelte den Kopf. »Du würdest von dem Scheißtisch fallen.«
    »Ich will es versuchen.«
    Mit einem plötzlichen, reizenden Lächeln beugte Shamus sich vor und warf die Arme um Cassidys Hals.
    »Dann versuch’s. Gott, versuch’s. Bitte, Lover, bitte.«
    »Nichts zu bitten«, sagte Cassidy und hob ihn sacht vom Tisch. Jemand trat vor, der alte Niesthal, der mit Katastrophen vertraut war; jemand reichte Helen den Leichenfrack.
    »Suchen Sie Ihre Sachen zusammen«, flüsterte Cassidy Helen zu. »Wir treffen uns an der Tür.«
    Wieder einmal bekam er Shamus’ große Körperkraft zu spüren. Er trug ihn mehr, als er ihn führte, und schaffte ihn so in die Halle. »Ich brauche eine Nutte«, sagte Shamus.
    »Gute Idee«, sagte Cassidy. Und zu Helen. »Nehmen Sie den Kopf.«
    Der bleiche Empfangschef brachte sie im Lift nach oben. Im vierzehnten Stock, sagte er; zufällig etwas frei. Cassidy kannte ihn gut und hatte ihm einmal das Chalet angeboten. Er war

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