Wachsam
geht weiter. Aldo, ist sie wirklich deine Mätresse? Ehrlich, Aldo?«
»Sei nicht albern«, sagte Cassidy.
»Höher«, flüsterte sie. »Ja, da … jetzt … es ist nur, weil ich dich liebe. Aldo, und ich will nicht, daß du mit anderen Damen schläfst.«
»Ich weiß«, sagte Cassidy. »Das würde ich nie tun.«
»Es ist mir egal, daß du mit deiner Frau schläfst, wenn es sein muß, aber nicht mit einer Schönheit wie sie, das ist nicht fair.«
»Angie, glaub mir.«
Nach langem Hin und Her überredete er sie – einen Tag später? zwei Tage? –, eine Urinprobe an ein Labor einzuschicken, das auf der letzten Seite von Sandras New Statesman inserierte. Sie wollte nicht viel schicken, ein Minifläschchen, mehr nicht, und sie wollte ihm nicht sagen, wie sie die Flüssigkeit hineingebracht hatte. Er schickte eine Anweisung über sieben Shilling Sixpence und einen frankierten Umschlag an sich selber, die Büroadresse. Der Umschlag kam nie zurück. Vielleicht hatten sie nicht genügend geschickt oder vielleicht – eine gräßliche Vorstellung – war das Fläschchen auf der Post zerbrochen. Eine Zeitlang sorgte ein Teil seiner Person sich um nichts anderes; durchstöberte die Firmenpost nach seiner eigenen Handschrift, sobald sie eintraf, rumorte im Paketraum herum unter dem Vorwand, seine Uhr verloren zu haben. Mit der Zeit schien die Gefahr zu weichen.
»Sie geben nur Bescheid, wenn es positiv ist«, erklärte er ihr, und sie kamen überein, daß sie wohl doch nicht schwanger war.
Dann und wann überraschte er sich nur, während seiner Augenblicke großer Leidenschaft andernorts, unversehens bei der Vorstellung von Angies pathetischer Opfergabe, die langsam auf dem Regal irgendeines Winkellaboratoriums trübe wurde oder noch immer mit ihrem Bitter-Lemon-Etikett aufs offene Meer hinaustanzte, vorbei an der Yacht des Herzogs von Edinburgh.
32
»Wirf einen letzten Blick auf alle die schönen Dinge«, verkündete Helen, »jede Stunde.«
»Warum? Was ist passiert?«
Sie machten Einkäufe in Bond Street; Helen brauchte Handschuhe.
»Shamus hat angerufen.«
»Angerufen? Wo angerufen? Wie hat er dich erreicht?«
Eine Freundin, sagte sie vage; er habe in der Wohnung der Freundin angerufen, und sie sei zufällig gerade dort gewesen.
»Einfach so?«
»Cassidy«, sagte sie müde. »Ich bin keine russische Spionin.«
»Wo ist er?«
»In Marseille. Material sammeln. Er reist dann nach Sainte-Angèle weiter. Ich soll ihn am Wochenende dort treffen.«
»Aber du hast gesagt, er sei in Lowestoft!«
»Jemand hat ihn mitgenommen.«
»Nach Marseille? Zum Lachen!«
Verärgert über sein Dazwischenreden wandte Helen ihr Interesse einem Schaufenster zu.
»Entschuldige«, sagte Cassidy. »Und weiter?«
»Er hatte beschlossen, das Buch in Afrika zu beenden; er wollte per Schiff direkt hinüber. Er hat es sich anders überlegt. Er will statt dessen das Chalet benutzen.«
Im Laden nahm eine Verkäuferin Maß von Helens unvergleichlicher Hand.
»Hat er von mir gesprochen?«
»Läßt dich herzlich grüßen«, sagte sie und legte den Handschuh gegen ihre Handfläche.
»Wie klang er?«
»Gesammelt. Nüchtern, würde ich sagen.«
Vorsichtig ließ sie die Finger in die schwarze Öffnung gleiten.
»Na, das ist ja fein. Er schreibt sicher tüchtig. Und weiter?«
»Er sagte, bitte kauf ihm einen Schlafrock, schwarz mit roten Paspeln am Kragen. Das können wir jetzt gleich tun, nicht wahr?«
»Wir nehmen sie«, sagte Cassidy zu dem Mädchen und gab ihr seine Kreditkarte.
Als sie wieder auf der Straße waren, sagte sie nicht mehr viel. Nein, gewöhnlich verreise er nicht, ohne es ihr zu sagen; aber schließlich sei er kein sehr gewöhnlicher Mensch, nicht wahr? Nein, er habe nichts gesagt, was vermuten ließe, daß er Verdacht geschöpft habe; er betonte immer wieder, sie solle sich in London gut amüsieren; aber die Woche sei vorbei, und sie solle zu ihm kommen.
»Fast als wäre das meine Ration von dir. Es gibt ein Geschäft namens Alderton , wenn’s dir recht ist; in der Jermyn Street. Du hast deine Investition nicht storniert, nicht wahr, Cassidy?« fragte sie im Taxi.
»Worin?«
»In mich.«
»Natürlich nicht. Warum?«
»Ich möchte dich so schrecklich gern umarmen. Darum.«
Bei Alderton suchten sie, beide sehr schweigsam, einen Schlafrock aus, und Cassidy war einverstanden, ihn anzuprobieren.
»Dürfen wir?« fragte Helen. »Er hat genau die Größe meines Mannes.«
Zusammen gingen sie eine eiserne
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