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Wachsam

Wachsam

Titel: Wachsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Wendeltreppe hinauf. Die Kabine war geradeaus hinter einem Vorhang, sie sah aus wie ein Wohnzimmer. Ein verblaßtes Porträt Eduards VII. hing neben einem Fuchsschwanz. Sie nahm ihn sanft in die Arme, stand gesenkten Kopfes nah bei ihm, so wie er sich an sie in Haverdown erinnerte, im Savoy , so wie er vor vielen Jahren mit Sandra in Oxford getanzt hatte. Durch den Mohair des Schlafrocks fühlte ihr Körper sich plötzlich sehr schwach an, und ihre Leidenschaft war nicht mehr sein Feind. Sie nahm seine Hände und faltete sie vor ihrer Brust, und endlich küßte sie ihn lange mit geschlossenen Lippen. Sie hörten die Schritte des Verkäufers die Eisentreppe heraufkommen, und Cassidy fiel wieder das Gefängnis ein und nichts anderes zu sagen als: Wir haben noch fünf Minuten Zeit.
     
    »Habe ich ihn dir gegeben, Cassidy?« fragte sie am Flugplatz.
    »Was?«
    »Glauben.«
    »Du hast mir Liebe gegeben.«
    »Aber hast du daran geglaubt?« fragte sie und weinte in seinen Armen. »Hör auf, mich zu tätscheln, ich bin kein Hund. Sag mir’s .« Sie hielt ihn von sich weg. »Sag mir: Hast du daran geglaubt? Was soll ich ihm sagen, wenn er fragt?«
    »Ja, ich habe daran geglaubt. Ich tu’s noch immer.«
    Die Stewardeß brachte sie zum Flugsteig. Sie benötigte beide Hände, ihr rechter Arm lag um Helens Rücken, um sie zu führen, ihr linker Arm war angewinkelt und hielt sie aufrecht. Als sie an der Sperre waren, winkte Helen nicht und drehte sich nicht um; trat nur zu der Menge und ließ sich von ihr mitnehmen.
     
    Die Party verlief in zerfahrener Stille. Als wäre die Königin gestorben, dachte Cassidy; ein Stück Nationaltrauer. Im Oberstock spielte Snaps in demonstrativ unfestlicher Kleidung hinter verschlossenen Türen schwüle Platten vor auserwählten Freunden. Sie ließ sich selten blicken, und wenn, dann nur, um weitere Sektflaschen zu holen und wortlos zu ihren unsichtbaren Vergnügungen zurückzukehren. In der Küche bereiteten Sandra und Heather Ast, die vor lauter Arbeit nicht anwesend sein konnten, heiße Canapés, die keine Abnehmer fanden; während die Kinder, für die teure Musikinstrumente im Souterrain aufgestellt worden waren, keinen Ton von sich gaben.
    »Man muß sie nur sich selber überlassen «, beschwor Ast ihn mit einer Einsicht, die den Kinderlosen vorbehalten ist, »dann ist alles in Ordnung, ihr werdet sehen.«
    Die Eldermans waren weggeblieben. Große Partys waren gegen ihre Grundsätze, sie verhinderten jedes menschliche Gespräch.
    Die Gäste, die gekommen waren, drängten sich in den mittleren Stockwerken zusammen wie die Opfer eines steckengebliebenen Lifts, die blöde warteten, bis sie hinaus oder hinunter könnten. »Du hast ihnen zu früh zu viel zu trinken gegeben«, zischte Sandra ihm zu, als sie mit einem Turm von Pastetchen auf einem Kaffeetablett an ihm vorbeistürmte. »Wie immer . Sie sind betrunken , schau sie nur an.«
    Über die Schulter hinweg sandte Heather ihm ein nachdrückliches Lächeln.
    »Alles geht prachtvoll «, versicherte sie ihm, als Sandra weg war, und tippte mit den Fingern an seinen Ellbogen. »Prachtvoll«, wiederholte sie.
    Mehrere von Heathers Freunden waren anwesend; zumeist Männer und zumeist aus dem Verlagsgeschäft; sie zeichneten sich durch die Buntheit ihrer Kleidung aus, und sie hatten das Kinderzimmer besetzt, wo sie Hugos Gemälde bewunderten. Heather erklärte bei ihren Blitzbesuchen den Hintergrund. Ja, Hugo sei erstaunlich für sein Alter; nun, Mark eigentlich auch, sie seien gleichwertig. Sie freue sich schon schrecklich darauf, die beiden für sich zu haben, wenn Sandra und Aldo Urlaub machten. Während sie sprach, schlängelte sich ihr Anwalt, der ihre Scheidung betrieben hatte, an ihn heran. Sein Name war ausgerechnet Pitt, und Oxford hatte ihn berühmt gemacht.
    »Sie sind ein Glückspilz«, sagte er, »weil Sie Heather haben.«
    Die größte Gruppe hatte sich jedoch um Mrs. Groat geschart, die sich an Bitter Lemon total betrunken hatte. Die vertrauten roten Flecke waren unten auf ihren Wangen erschienen, und ihre Augen schwammen wild hinter den blauen Gläsern. Sie lag in Backfischhaltung in einem niedrigen Empiresessel, die Hände um ein angehobenes Knie geschlungen, und sie sprach zu dem neuen Sims, mit dem sie bereits herzhaft kokettierte. Ein schwarzer Spazierstock lehnte an ihrem Sessel, und ein Fuß war gegen den Krampf bandagiert. Ihr Thema war die Geilheit aller Männer und die Angriffe, die sie gegen Mrs. Groats wunderbar

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