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Wachsam

Wachsam

Titel: Wachsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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können Sie es vielleicht auf später verschieben , oder wird es den Kindern das Herz brechen? Er hatte einen Brief geschrieben: Höhere Gewalt , Chalet ein Raub der Flammen , tut niemanden annähernd so leid wie mir . Er hatte gedrahtet: Chalet von Lawine zerstört . Offensichtlich hatte er indessen nichts von alledem getan, denn da standen sie vor der Tür, der ganze Clan mit identischen Wollmützen, wie eine Familie von Fußballfans, die vier kleinen Mädchen mit Schokolade überzogen und die Eltern mit dem Gepäck beladen. Sie standen da im Schein der Außenlampe und lächelten erwartungsvoll wie beim Fotografen, ihre zwölf Backen waren rot vor Kälte.
    »Aldo, alter Junge«, rief John Elderman.
    »Als wir das Licht sahen, wußten wir, daß Sie zu Hause sind«, sagte sein wieder namenlos gewordenes Eheweib. Und fügte, um sich mit den Männern auf gleichen Fuß zu stellen, eine ihrer ruppigen Redensarten hinzu: »Deshalb haben wir auf die Warze gedrückt.«
    »Er hat ein Gewehr«, verkündete eines der Kinder, das Shamus im Hintergrund erblickt hatte. »Dürfen wir spielen, Mister?«
    Sie standen noch immer auf der Schwelle, und ein Gastgeber hat seine Pflichten.
    »Kommen Sie doch rein«, sagte Cassidy mit gespielter Herzlichkeit und schickte sich an, ihnen mit dem Gepäck zu helfen.
    Hinter ihm stand, um einen Kopf größer geworden, Shamus auf der untersten Stufe in eine Ecke gedrückt und schwenkte langsam seinen Revolver von einem zum anderen, während er jede ihrer Bewegungen verfolgte.
    »Wer sind sie?« fragte er, als sie sich aus der eisigen und feuchten Luft hereindrängten.
    »Ein Doktor und seine Familie«, sagte Cassidy, der in seiner Verwirrung nicht an Shamus’ tiefen Haß auf den ärztlichen Stand dachte. »Freunde.« Und nahm der Frau ein paar Gepäckstücke ab.
    »Deine Freunde?«
    »Sandras Freunde.«
    »Hallo«, sagte Mrs. Elderman und lächelte ihm jovial durch die Diele zu, »was für ein prächtiges Schießeisen. Haben Sie hier gerade eine Kinderparty?« erkundigte sie sich, als sie auch noch den Schlafrock und die Damenstola erblickte. »Sie sehen genau aus wie der Dalai-Lama«, und ließ ein höchst sachkundiges Lachen hören.
    »Geh zum Teufel«, sagte Shamus.
    »Das ist Shamus«, erklärte Cassidy, »er wohnt zur Zeit auch hier.« Und beschäftigte sich mit verschnürten Schachteln und dem üblichen Gepäck der schäbigen Kunden.
    »Hallo, alter Junge«, sagte John Elderman höchst fidel und pellte sich aus seinem Dufflecoat.
    Mrs. Elderman starrte noch immer Shamus an, und keiner hatte sich von der Stelle bewegt.
    »Im Moment sind wir ziemlich besetzt«, flüsterte Cassidy vertraulich ihrem Mann zu, den er beiseite genommen hatte. »Kolossaler Zulauf. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, in den Oberstock zu ziehen, nur für diese Nacht … morgen werden wir dann weitersehen. Ja?«
    Die sehr unemotionale Stimme von Mrs. Elderman schnitt ihre Unterhaltung ab.
    »Darling«, sagte sie, »die Pistole ist echt«, und alle blickten Shamus an.
    »Ja, ich fürchte, das ist sie«, sagte Cassidy.
     
    Auch die Kinder, Experten in Handfeuerwaffen, hatten die Echtheit des Schießeisens bereits festgestellt. Sie standen in einer bewundernden Gruppe rundum; das kleinste spielte mit der Puderquaste. Mit einer angewiderten Bewegung scheuchte Shamus es zurück und stieg hastig noch eine Stufe weiter hinauf.
    »Sie sind ekelhaft«, flüsterte er. »Sie sind absolut gräßlich.«
    »Oh, ich weiß nicht«, sagte Cassidy verlegen.
    »Sie werden uns alle umbringen, Lover. Himmel, Lover, wie kannst du mit ihnen sprechen?«
    »Wir feiern gerade eine Art Trauung«, erklärte Cassidy seinen neuen Gästen. »Deshalb trägt er dieses Gewand.«
    » Eine Trauung «, echote Mrs. Elderman, der die ganze Bürde der nächstliegenden Frage zufiel. » Hier? Um diese Tageszeit?« Und noch ehe er Zeit gehabt hätte zu antworten, falls er das gewünscht hätte. »Unsinn. Wessen Trauung?«
    »Seine«, sagte Shamus und wies auf Cassidy. »Er heiratet meine Frau.«
    John Elderman nahm die Pfeife aus dem Mund. Er verzerrte sein Kindergesicht zu einem faltenlosen Grinsen.
    »Aber alter Junge«, wandte er nach ziemlich langem Schweigen ein, »der alte Cassidy ist bereits verheiratet, nicht wahr, Aldo?«
    »Und überdies mit Sandra«, sagte Mrs. Elderman und blickte Shamus anklagend an. »Aldo, das ist doch nicht etwa ein bewaffneter Überfall, wie? Er kommt mir vor wie ein Irrer.«
    »Hugo sagt, seine Mummy und sein Daddy sind

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