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Wachsam

Wachsam

Titel: Wachsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Straßenlaternen es erhaschen, seine Schultern drängen vorwärts, der übrige Körper folgt. »Shamus, wohin gehen wir?«
    »Hinauf.«
    Eines Tages besteigen wir vielleicht den Eiger; und auf dem Gipfel wird ein grünes Licht uns erwarten. Noch eine, sagte Shamus. Noch eine Nutte, und dann raus aus der Stadt.
     
    Es war zu früh für dieses Gewerbe oder zu spät. Traumgleiche Stille hing im grünen Schein der Tischlampen, und die Mädchen aus Kensal Rise saßen schläfrig herum, als hätten sie den letzten Zug nach Hause verpaßt, und lauschten Sandras Spiel auf einem unsichtbaren Flügel. Shamus, der Bahnhöfe liebte, war vor Cassidy eingetreten, die Arme in Schulterhöhe angehoben, als wollte er seinen Mantel ausziehen. Die Mädchen regen sich, um ihn zu begrüßen, eine einzige Herde, die zu ihrem Hirten strebt.
    » Monsieur ne veut pas? « fragte höflich eine Dame mittleren Alters, nicht unähnlich der Ministergattin, doch mit deutlicherer Anteilnahme. » Vous voulez quelque chose à boire? « Normannisch, denkt Cassidy. Franko-Normannisch. Dieser Teil der Veranstaltung ereignet sich nicht wirklich; dieser Teil ist tatsächlich ein Traum.
    » Shamus !«
    Die Mädchen haben ihn umringt; Shamus, den Ritter ohne Tadel. Seine Arme sind hoch über den Kopf erhoben, und plötzlich ereignet es sich, der Gegenstand unzähliger Träume wird Wirklichkeit. Ihre Hände stehlen sich um ihn, nehmen ihn gefangen, erbrechen, durchstöbern sein ritterliches Hemd, kämpfen mit dem typisch englischen Verschluß seines französischen Hosenbundes, berauben ihn, entkleiden ihn, während die Musik anschwillt, werfen seine lächerlichen Männerkleider auf den Boden, teilen seinen Rock, es ist ein Martyrium. Einige sind häßlich, einige sind nackt, aber ein grünes Licht macht sie alle zu Jungfrauen, verhüllt die beschatteten Stellen und verleiht ihren Bewegungen kindlichen Eifer.
    Plötzlich hat Shamus zum Donner von Sandras langsamem Klavierspiel das größte der Mädchen gepackt, eine dickarschige schwarzhaarige Feindin, klaffend und bärtig, breitschenkelig. Und ist über ihr. Hat sie niedergerungen, an den Armen gepackt und diese Arme auf den Rücken gezwungen, um sie zu fesseln. Nun verdreht sie die Hüften, um dem Schwert zu entgehen, doch Shamus kämpft wie ein Hai mit seinem Kopf, benutzt ihn als Hammer, um ihr weißes Fleisch zu bezwingen.
    Wie dunkel er ist gegen ihre Brüste, ihren Bauch, sogar ihre höllischen Schlünde! Jetzt durchbohrt er sie. Bis sie sich windet, schreit, während sie ihn gehorsam in der Schere ihrer Schenkel festhält.
    » Shamus! «
    Cassidys Stimme. Wer hat das Licht berührt? Foul , Freistoß für England! Das Licht auf den verkeilten Leibern ist dunkler geworden. Das ist der Clinch, der Griff! Warten. Sie regt sich. Wimmert, zieht den Atem ein, das Schwert ist drinnen bis ans Heft. Wird sie sich wehren? Sie windet sich; bewegt die gespreizten Knie, doch nur, um ihn tiefer einzulassen.
    Stille und Musik, einander überlagernd.
    Die Zuschauer sind aus den Reihen ausgebrochen und näher getreten, um den Höhepunkt mitzuerleben. Die Besiegte läßt sich vernehmen.
    Hört! Aha! Die Hure bekennt ihre Niedrigkeit! Gibt den Kampf auf, bettelt um Nachsicht, preist den ewigen König! Vergebens. Kein Beistand wird ihr gewährt. Kein Sekundant wirft das Handtuch; kein Ringrichter zählt die Schläge, stillt die Schreie, verabreicht das Morphium. Noch ein Schrei ist in ihr. Ein langgezogener Seufzer.
    Begleitet von einem Stirnrunzeln; ein Gitterwerk sexueller Verwirrung, in tiefen dünnen Linien zwischen die gallischen Brauen gezeichnet. Mein Gott. Mein welscher Gott. Mein Flaherty.
     
    Ist er fertig? Ist er nicht fertig? Kann man sich ihm gefahrlos nähern? Ein typisch französisches Durcheinander.
    Entschuldigen Sie bitte, Madam, darf ich?
    Bitte Licht. Licht.
    Bitte, nur einen Augenblick.
    »Ich gehe jetzt«, sagte Cassidy, tritt rasch vor und hilft dem kreuzlahmen Kreuzritter auf die Füße.
    » Monsieur ne veut pas? « fragt Madame noch einmal und berührt durch das stramme Kammgarn des Knappen gezücktes, doch noch nicht erprobtes Schwert.
    Er braucht ein Publikum , erklärt Helen . Als wir Geld hatten , war es das Dienstmädchen . Jetzt , da wir arm sind , ist es Cassidy .
    Fünfhundert Franc, Reiseschecks werden angenommen. Grünes Licht für Fußgänger.
    »Ich muß in eine Kirche, Lover«, flüsterte Shamus zu den Nachtlaternen der schlafenden Stadt. »Schnell! Ich muß Flaherty sprechen, und zwar

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