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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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sinken. Am besten machte ich meinen Mund heute gar nicht mehr auf, dann konnte ich wenigstens nichts Falsches sagen.

NOCHMAL
VON VORNE
    Die fiebrige Erkältung fesselte mich auch die nächsten Tage ans Bett, aber dank Özlem und Tim war ich immer gut versorgt. Jeden Mittag brachte Özlem mir eine andere kulinarische Spezialität aus ihrem Heimatland, und jeden Abend räumte Tim das unberührte Tablett weg und brachte mir stattdessen Hühnersuppe. Nach einer Woche ging es mir endlich wieder so gut, dass ich die Suppe selbst in meiner neuen Mikrowelle aufwärmen konnte, und nach einer weiteren Woche fühlte ich mich wie neugeboren.
    Körperlich zumindest. Geistig war ich ein Wrack. Ich hatte genug Zeit gehabt, mich mit der katastrophalen Kettenreaktion der letzten Wochen zu beschäftigen, und das stürzte mich in eine tiefe Sinnkrise. Als Teenager hatte ich immer gedacht, dass alles einfacher würde und mein Leben einen Sinn bekäme, wenn ich erst mal erwachsen wäre. Damals hielt ich zwanzig schon für ein reifes Alter. Aber als ich dieses reife Alter dann erreicht hatte, hatte ich die Deadline für das Erwachsenwerden schnell auf fünfundzwanzig erhöht, schließlich wollte ich mir die Studienzeit nicht dadurch verderben, dass ich plötzlich vernünftig sein musste. Mit fünfundzwanzig hatte ich dann eingesehen, dass es wirklich an der Zeit war, erwachsen zu werden. Also hatte ich mir vorgenommen, mit dreißig endlich ein geregeltes Leben zu führen. Mit dreißig wollte ich Karriere, Familie und eine Doppelhaushälfte in einem Kölner Neubaugebiet haben. Mit dreißig wollte ich reif, selbständig und eben dreißig sein. Aber inzwischen musste ich mir eingestehen, dass das Erwachsensein eine reine Illusion gewesen war. Ich war mit dreißig kein bisschen erwachsener als mit drei, nur dass ich jetzt Monopoly spielte, statt Mensch ärgere dich nicht. Und jetzt hatte ich die Arschkarte gezogen, die mir befahl, zurück zur Badstraße zu gehen. »Gehen Sie direkt dort hin, gehen Sie nicht über Los.« Ich befand mich also wieder ganz am Anfang, ohne Prämie und ohne Gewinn.
    Aber das Schlimmste war, dass das alles noch nicht einmal das Schlimmste war. Ohne Job konnte ich irgendwie leben. Ohne Frank auch. Ohne Tina nicht. Sie hatte recht. Die letzten Jahre hatten mich in eine undankbare, hinterlistige, egoistische Schlampe verwandelt. Und nun bekam ich die Quittung dafür. Gestempelt und mit Durchschlag. Ich hatte meine Ideale verraten, meine Freundinnen für eine Handvoll Informationen verkauft. Sex war für mich ein Mittel zum Zweck geworden und Frank der Weg zum Erfolg.
    Das alles ging mir wieder und wieder durch den Kopf, während ich vor den sinnentleerten Trümmern meiner Existenz stand, oder besser lag. Ich war dreißig, und mein Leben war vorbei. Vielleicht hatte es auch noch gar nicht begonnen? So genau konnte ich das nicht sagen. Aber das Ergebnis war erst mal dasselbe. Ich konnte hier liegenbleiben, vor mich hin vegetieren und irgendwann aus Kummer über mein nichtsnutziges Dasein sterben, was mit dreißig trotz allem noch verdammt lange dauern konnte. Oder etwas musste sich ändern. Mein Leben wahrscheinlich und in erster Linie ich. Zu diesem Ergebnis war ich schließlich nach zwei Wochen Grübelei gekommen. Und um mich von der Ernsthaftigkeit meines Neuanfangs zu überzeugen, setzte ich mich am Anfang der dritten Woche an den Computer und fertigte einen Dreipunkteplan à la Tina an. Als Überschrift wählte ich:
    Drei Schritte auf dem Weg zur Besserung .
    Das klang irgendwie poetisch und umfasste gleichzeitig wichtige philosophische Grundsätze wie »Der Weg ist das Ziel« oder »Das Leben ist ein langer ruhiger Fluss« oder so ähnlich.
    Punkt eins: Freundinnen. Die mussten unbedingt an erster Stelle stehen, denn die hatte ich in letzter Zeit schließlich vernachlässigt, um nicht so negative Worte wie hintergangen oder ausgenutzt in meinem Dreipunkteplan zu verwenden. Natürlich bezog Freundschaft Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft mit ein, das verstand sich ja von selbst, aber vorsichtshalber schrieb ich es in Klammern dahinter.
    Punkt zwei: Anständige Arbeit. Die Betonung lag auf »anständig«, damit ich meine Freundschaften nicht zu sehr strapazierte (siehe Punkt eins). Die Arbeit musste ehrlich und sinnvoll sein und meinen Fähigkeiten entsprechen. Ich machte eine kurze Fußnote zu Punkt zwei und verwies bei der Gelegenheit auch gleich auf die allgemeine Notwendigkeit, für einen anständigen Job

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