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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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das Thema. Das heißt, ich wollte das Thema wechseln, aber das Unangenehme an Gesprächen mit Exfreunden war, dass es im Grunde nichts gab, über das man sich belanglos unterhalten konnte. Schon die einfache Frage »Wie geht’s?« setzte ein nervenaufreibendes Pokern in Gang. Keiner wollte zugeben, dass es einem nach der Trennung vielleicht schlechter ging als dem anderen, und schon wurde jedes Wort sorgfältig ausgewählt und auf seinen Subtext überprüft. Jede tiefgründigere Frage verbot sich von selbst, weil sie ja bedeuten könnte, man habe eventuell noch Interesse an dem anderen, und das machte einen viel zu verwundbar, da der andere dieses Interesse nicht zwangsläufig teilen musste.
    Bevor ich mich zu einer unverfänglichen Frage durchgerungen hatte, machte Frank jedoch den Anfang. »Und, hast du inzwischen einen neuen Job?«
    Eigentlich hätte ich ihm zu dieser Frage gratulieren müssen. Sie zeigte ehrliches Interesse an meiner jetzigen beruflichen Situation, machte gleichzeitig klar, dass er nicht wünschte, mich wieder einzustellen, und schloss den privaten Bereich schon mal kategorisch aus. Dumm nur, dass ich keine passende Antwort parat hatte. Wenn ich ehrlich war, würde er merken, dass meine Situation eben nicht so gut war wie seine, und er hätte gewonnen. Und wenn ich unehrlich war, merkte er, dass ich ihm etwas vorlog, weil meine Situation eben nicht so gut war wie seine, und er hätte auch gewonnen. Ich dachte an die Jobangebote von heute Morgen und entschied mich für ein fast ehrliches »Nein, aber«.
    »Nein, die Entscheidungen stehen noch aus, aber es sieht ganz gut aus. Wahrscheinlich arbeite ich demnächst für eine Tageszeitung, aber Genaueres weiß ich erst nächste Woche.«
    Ich hatte noch nicht mal gelogen. Dass ich die Zeitungen nur austragen würde, musste er ja nicht wissen.
    »Schön, das hört sich ja gut an. Zwei Glühwein bitte.«
    Wir waren inzwischen wieder bei der Bedienung angelangt. Frank nahm seine Getränke entgegen, und wir verabschiedeten uns. Ich eilte zurück, damit der Glühwein nicht schon kalt war, bevor ich ihn zu den anderen gebracht hatte. Eigentlich war es ganz gut gewesen, Frank nochmal zu treffen, nachdem unser letztes Treffen so unglücklich verlaufen war. Ich war eindeutig über ihn hinweg. Ich war nicht in Tränen ausgebrochen, hatte kein Herzklopfen bekommen, und die sonst üblichen Schuldgefühle waren diesmal auch ausgeblieben, wenn man mal davon absah, dass ich eigentlich gar nicht hätte hier sein dürfen. Tatsächlich. Ich war über Frank hinweg.
    Etwas Glühwein schwappte aus einem Becher und hinterließ einen warmen Fleck auf meiner Jeans.
    Zwei . Aus den unergründlichen Tiefen meines Unterbewusstseins schoss mir diese ominöse Zahl plötzlich in den Kopf. Warum zwei? Hatte Frank nicht eben zwei Glühwein bestellt? Natürlich. Ich erinnerte mich ganz deutlich daran, dass er sich mit zwei Bechern in der Hand von mir verabschiedet hatte. Als wir noch zusammen waren, war Frank nie zu zweit zu den Fußballspielen gegangen. Weil seine Freunde alle Philosophielangzeitstudenten waren und dem Fußball anders als Frank keine existentialistische Weltanschauung abgewinnen konnten. Wer also war diese zweite Person? Wenn ich wirklich sicher sein wollte, dass ich über Frank hinweg war, musste ich wissen, wer seine Begleitung war. Ich machte auf der Stelle kehrt. Frank war genau in die entgegengesetzte Richtung gegangen, und ich versuchte, ihn im Laufschritt einzuholen. Dass sich der Glühwein dabei gleichmäßig auf meiner Hose und meiner Jacke verteilte, war mir egal. Ich bekam gerade noch mit, wie Frank in einem der Eingänge verschwand. In einem sicheren Abstand schlich ich hinterher und wartete, bis Frank rechts auf die Tribüne eingebogen war. Plötzlich berührte mich jemand an der Schulter. Ich erschrak. Hinter mir stand ein Ordner und sah mich überhaupt nicht freundlich an.
    »Ihre Karte, bitte«, grunzte er gelangweilt.
    »Meine Karte? Klar. Hatte ich ganz vergessen. Können Sie mal halten?« Ich drückte ihm die fast leeren Becher in die Hand und durchsuchte meine Taschen nach der Eintrittskarte. Mist. Natürlich hatte Özlem sie behalten, weil sie sich nachher auf den Karten Autogramme holen wollte.
    »Ich befürchte, ich habe meine Karte auf meinem Platz liegen lassen.«
    Der bullige Kerl gab mir genervt die Becher zurück. »Und der wäre?«
    »Da drin. Also, wenn Sie mich jetzt bitte durchlassen würden.«
    »Un welsche Platznummer, wenn isch

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