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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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hatte ich die Lage überschaut und sprang auf. Gut, Tim und ich hatten diese Nacht nur knapp überlebt, und vielleicht verspürte man unter Todesangst ja auch das instinktive Bedürfnis, sich mit der erstbesten Frau zu paaren, die einem begegnete, aber damit war jetzt Schluss. Es war Tag, die Sonne schien, wir lebten, und ich hatte nicht vor, mich mit Tim zu paaren.
    Er grinste mich etwas verlegen an und rieb seinen Arm. »’tschuldigung, ich wollte dich nicht wecken. Aber … Autsch. War wohl doch ein bisschen kalt heute Nacht, oder?«
    »Ähm, möglich, vielleicht, kann sein. Auf jeden Fall sollten wir jetzt schnell zurückschwimmen. Mit etwas Glück haben die anderen noch gar nicht gemerkt, dass wir nicht da sind.«
    »Willst du ihnen denn gar nichts von unserem Abenteuer erzählen?«, fragte er enttäuscht.
    »Besser wäre es vielleicht«, murmelte ich. Tim stand auf und half mir, die Schwimmwesten wieder wegzuräumen.
    »Tja, dann springe ich wohl mal wieder rein, oder?« Ich schaute Tim unsicher an. Dass ich in seinen Armen aufgewacht war, brachte mich völlig aus dem Konzept. Eigentlich hatte mich die ganze letzte Nacht völlig aus dem Konzept gebracht. Es war wesentlich einfacher, sich mit Tim zu streiten, als mit seinen plötzlichen Emotionsschwankungen konfrontiert zu werden. Ich sprang ins Wasser, ohne seine Antwort abzuwarten.
    Der Strand war tatsächlich ein gutes Stück von uns entfernt. Wir hätten ihn gestern Nacht mit Sicherheit nicht mehr gefunden, und plötzlich wurde mir noch einmal bewusst, in welcher Gefahr wir geschwebt hatten. Sollte Tim doch sagen, was er wollte, ich war mir sicher, dass es mit meinen Horoskopen zu tun hatte.
    »Karina. Ich kann dir übrigens beweisen, dass du keine hellseherischen Fähigkeiten besitzt. Oder kannst du mir vielleicht sagen, bei welchem Verein ich in der nächsten Saison spiele?«, rief Tim mir zu.
    »Ha, ha, sehr witzig. Nein, ich bin nur für Todesfälle bei Hunden und Nahtoderfahrungen bei Menschen zuständig.«
    »Aber jetzt mal im Ernst. Wann hast du dieses Waage-Horoskop genau geschrieben?«
    Ich wartete, bis Tim mich eingeholt hatte. »An dem Tag, als ich beinahe aus der Wohnung … ich meine, als du meine Miete bei Ecki bezahlt hast.«
    Musste er mich ausgerechnet an meine Schulden bei ihm erinnern?
    »Na also. Da war der Hund von Herrn Bräuer nämlich schon tot.«
    »Ehrlich?«
    »Ja, ich habe ihm bei der Beerdigung von Günther geholfen. Er war vor Altersschwäche einfach umgekippt.«
    »Günther?«
    »So hieß sein Dackel.«
    Wie wenig man doch von seinen Nachbarn wusste. Günther! Und der war auch noch so plötzlich und unerwartet früh von uns gegangen. Wunderbar! Und da wir auch überlebt hatten, blieb nur noch Tinas Vater.
    »Bleibt also nur noch Tinas Vater«, fuhr Tim fort, als könnte er meine Gedanken lesen. »Aber die Ärzte im Krankenhaus meinten, dass seine verkalkten Arterien eine wandelnde Zeitbombe waren. Er hätte früher oder später auf jeden Fall einen Herzinfarkt gehabt. Und statistisch gesehen gibt es während einer Fußball-Veranstaltung auch mehr Herzinfarkte als sonst.«
    »Das haben die Ärzte wirklich gesagt?«, vergewisserte ich mich.
    »Ja, bis auf das mit der Statistik, das habe ich mal gelesen.«
    Ich war erlöst, die Wirkung meines Horoskopes für null und nichtig erklärt! Günther war ganz und gar ohne meine düsteren Prognosen gestorben, und für die verkalkten Arterien von Tinas Vater konnte ich beim besten Willen nichts. Was für eine Erleichterung! Ich hätte Tim am liebsten umarmt, begnügte mich aber mit einem einfachen Danke, was vielleicht nach heute Nacht auch besser war.
    Endlich kamen wir am Strand an. Unsere Sachen lagen noch genauso da, wie wir sie zurückgelassen hatten. Ich wollte schnell zu meinem Handtuch rennen, aber Tim hielt mich zurück.
    »Warte mal, Karina. Also, an deiner Stelle würde ich Tina nichts von den Horoskopen erzählen, okay?«, sagte er plötzlich ernst. »Das mit ihrem Vater hat sie wirklich ganz schön mitgenommen.«
    »Du magst sie also doch!«, sagte ich erleichtert und wickelte mich in mein Handtuch.
    »Wen?«
    »Tina.«
    »Natürlich. Wieso nicht?« Er drehte sich überrascht zu mir um.
    Ausgezeichnet, dann hatte ich seine Andeutung letzte Nacht nur falsch verstanden.
    »Was meinst du damit?«, hakte Tim nach.
    Jetzt kam ich mir fast ein bisschen blöd vor, überhaupt nachgefragt zu haben.
    »Glaubst du, Tina denkt, ich würde sie nicht mögen?«
    Ich hätte nie nachfragen

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