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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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dürfen. Falls ich jetzt nach dem Ertrinken noch einen Geburtstagswunsch frei hatte, wünschte ich mir die Fähigkeit, in den richtigen Momenten meinen Mund halten zu können. Denn schon war ich wieder in allerhöchster Erklärungsnot: »Nein, keine Ahnung, also ich denke, sie denkt, na ja, es ist ja nur weil … du schläfst nicht mit ihr … «
    Tim blieb abrupt stehen.
    » … in einem Zimmer«, fügte ich kleinlaut hinzu.
    Und zwar wünschte ich mir diese Fähigkeit genau jetzt! Es herrschte eine peinliche Stille zwischen uns, und ich versuchte zu retten, was zu retten war.
    »Also, das ist ja auch gar nicht schlimm. Man muss auch nicht immer gleich … Ich habe davon vielleicht einfach eine andere Vorstellung … Aber das hatten wir ja schon. Nicht, dass Tina unbedingt mit dir … Also natürlich will sie … irgendwann mal … , demnächst … wahrscheinlich. So genau hat sie das natürlich nicht gesagt. Im Grunde hat sie eigentlich überhaupt nichts gesagt. Und am besten vergessen wir das Ganze, und ich habe auch nie etwas gesagt, ja?«
    Tim schaute mich jetzt noch verwirrter an. »Aha. Na, dann macht es ja auch nichts, wenn ich nichts von dem verstanden habe, was du nie gesagt hast, oder?«
    Ich nickte schnell und hoffte, die Sache wäre damit erledigt. Aber Tim dachte immer noch über das nach, was ich nie gesagt hatte, und blieb wieder stehen.
    »Ging es dir jetzt gerade wirklich nur um Tina?«
    »Ja, natürlich.« Ich flüsterte fast, weil Tim jetzt direkt vor mir stand und mich schon wieder furchtbar ernst anschaute. Ich ertappte mich dabei, wie ich seine Augen begutachtete. Er hatte eigentlich sehr interessante Augen, das war mir bisher gar nicht aufgefallen. Sie waren groß, blassgrün und im Moment gerade ziemlich schwer zu deuten. Ich war mir nicht sicher, ob Tim mich weiter nach Tina ausfragen oder küssen wollte. Beides hing irgendwie in der Luft, sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt, aber bevor er eins von beidem tun konnte, unterbrach ich die unangenehme Stille: »Tina ist schließlich meine beste Freundin.«
    Tim schaute mich unschlüssig an, dann drehte er sich um, und wir stiegen schweigend die steile Straße zum Haus hinauf.
    Das konnte doch gerade nicht wirklich passiert sein! Er wollte mich doch nicht etwa küssen? Das war unmöglich! Nein, das war … , das war … , das war einfach verdammt unfair. Bei Tim hatte ich mir nun wirklich alle Mühe gegeben, ihn von mir fernzuhalten. Und kaum kämpften wir mal nicht gegeneinander, sondern gemeinsam gegen das Schicksal, verband uns mehr, als mir lieb war. Vielleicht normalisierte sich unser Verhältnis wieder, wenn die Erinnerung an heute Nacht erst mal verblasst wäre.
    »Karina, tut mir leid … « Vielleicht normalisierte es sich aber auch viel früher. » … ich hab deinen Geburtstag total vergessen. Herzlichen Glückwunsch!« Und dann gab er mir einen Kuss – auf die Wange zwar, aber mir war klar, dass unser Verhältnis noch weit von der Normalität entfernt war.
    Wir schlichen ins Haus. Die Jalousien waren noch heruntergelassen und alles war ruhig. Wenigstens hatte keiner unsere Abwesenheit heute Nacht bemerkt, und mir blieb die müßige Suche nach Erklärungen erspart. Ich wollte endlich meine nassen Klamotten ausziehen und ein heißes Bad nehmen.
    »HAAAAPPPPYYYY BIIIIIRTHDAAAAAY!«
    Als ich die Tür zu meinem Schlafzimmer öffnete, gingen im ganzen Haus plötzlich Lichterketten an, und Tina, Özlem und Matthias stürzten auf mich zu. Sie umarmten mich abwechselnd und dachten, dass ich gerade erst aufgestanden war, bis Tina mein nasses T-Shirt bemerkte.
    »Schätzchen, wo kommst du denn jetzt her? Warst du etwa schwimmen, ohne mich?«
    Jetzt fiel ihr Blick auf Tim, der vor Schreck mitten im Wohnzimmer stehen geblieben war und sein Handtuch als Beweisstück um seine Hüften gewickelt hatte. Tinas Blick wanderte von Tim zu mir und wieder zu Tim, und ich wollte gerade mit der alten Leier beginnen, dass es gar nicht so war, wie es aussah, als Tina mich zu meiner Überraschung selbst aus der peinlichen Situation befreite: »Na ja, wenigstens sind alle wieder rechtzeitig da. Ich schlage vor, du ziehst dir was Trockenes an, Süße, und wir decken schon mal den Tisch. Ich habe nämlich deinen Lieblingskuchen gebacken.«
    Am Frühstückstisch war jede Spur von Tims und meinem misslungenen Auftritt verflogen. Tina war die perfekte Gastgeberin und wirbelte ständig zwischen Tisch und Küche hin und her. Sie hatte mir meinen

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