Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht
es wirklich und wahrhaftig hier und jetzt wissen. Wir musterten uns, mehr wie zwei Boxer als wie zwei Menschen, die kurz davor waren, sich das Eheversprechen zu geben.
Frank hatte es nun also doch geschafft, mir die ganze Verantwortung für unsere Zukunft aufzuladen. Ich hatte unser Leben in der Hand und genau genommen auch noch das von Katharina. Aber ausgerechnet jetzt war mein Kopf leer. Ich wusste nicht, ob ich Frank wirklich liebte oder nur eifersüchtig auf Katharina war. Ich wusste nicht, ob ich mich wirklich verändert hatte oder mein Leben gerade einfach nur anders war. Ich wusste nicht, ob ich für ein Leben zu zweit wirklich bereit war, wenn mein Leben alleine schon so kompliziert war. Ich wusste es nicht, und das war nicht genug.
»Nein«, flüsterte ich, weil ich es selbst nicht hören wollte. Tina, Frank und alle, die ihr Geld gegen mich gesetzt hatten, hatten gewonnen. Ich würde nie heiraten, und ich konnte mich auch nicht entscheiden.
»Das dachte ich mir.«
»Das war kein Spiel, Frank!«
»Ich habe auch nicht gespielt.«
»Ich hätte auch ja sagen können.«
»Und ich hätte dich dann geheiratet.«
»Einfach so?«
»Ja, natürlich. Katharina heirate ich doch auch einfach so. Du weißt doch, dass ich nicht an Schicksal glaube, Karina. Ich habe Philosophie studiert, und wenn ich erst mal anfangen würde, mir über den Sinn und Unsinn der Ehe Gedanken zu machen, brauche ich nochmal vierunddreißig Jahre, bis ich heirate. Irgendwann muss man sich halt … «
» … für jemanden entscheiden, ich weiß. Aber ich kann das nicht«, sagte ich resigniert. »Das hat bestimmt nichts mit dir zu tun, ich bin eben … kompliziert.«
»Es hat was mit mir zu tun, glaub mir, aber mach dir darüber keine Gedanken. Außerdem ist heiraten auch verdammt out.«
Frank sah mich aufmunternd an, und jetzt musste ich grinsen. Es war komisch, so etwas aus Franks Mund zu hören, aber wahrscheinlich versuchte er, seinen Sprachstil mehr Katharina anzupassen. Ich umarmte ihn noch einmal.
»Ich wünsche dir trotzdem alles Gute. Und Katharina auch, auch wenn ich sie immer hassen werde.«
»Ich weiß.«
Frank lächelte und gab mir einen freundschaftlichen Kuss. Zumindest hielt ich es für einen freundschaftlichen Kuss, aber er zog sich ganz schön in die Länge, und dann fiel mir ein, dass ich gar nicht wissen konnte, wie sich ein freundschaftlicher Kuss zwischen uns anfühlte, weil wir uns immer nur richtige Küsse gegeben hatten. Und dann wurde der Kuss immer intensiver, weil ich durch Franks durchnässtes Hemd fast schon seine Haut spüren konnte und Frank mich immer stärker gegen sich presste, und ich überlegte, dass es Ironie des Schicksals wäre, wenn Frank seine Verlobte nun mit mir betrügen würde …
»Entschuldigung, kann ich mal zur Tür?«
Frank und ich sprangen vor Schreck auseinander und schauten betreten zur Seite, während Tim unbeeindruckt an uns vorbei ins Treppenhaus marschierte. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss, und weder Frank noch ich wagten, da weiterzumachen, wo wir gerade unterbrochen worden waren.
»Na ja, ich geh dann mal zurück zur Redaktion. Katharina wartet bestimmt schon auf mich«, sagte Frank schließlich verlegen.
»Ja, klar.« Ich räusperte mich. »Eigentlich sollte ich auch zurückgehen, aber … ich ziehe mich wohl besser erst mal um. Mach’s gut.«
»Du auch.«
Frank drehte sich um, hob noch einmal kurz seine Hand und verschwand im Regen. Ich schaute ihm lange nach, weil ich das Gefühl hatte, ihn zum letzten Mal zu sehen. Als der Regen auch seine allerletzten Umrisse verschluckt hatte, wandte ich mich der Haustür zu, und dieses Mal fand ich den Schlüssel sofort. Franks verrückter Heiratsantrag hatte mich erleichtert, sogar glücklich gemacht, und ich raste in einem Schwung die Treppe hinauf. Aber kaum war ich oben, wurde meine gute Laune schon wieder getrübt. Tim zog sich vor seiner Wohnungstür immer noch übertrieben sorgfältig seine nassen und dreckigen Schuhe aus, so als hätte er extra auf mich gewartet.
»Na, war das wieder mal einer, der Ja und Nein nicht unterscheiden konnte?«, fragte er schnippisch.
»Nein, das war Frank«, antwortete ich, ohne mich zu ihm umzudrehen. »Und er weiß genau, wann ich ja sage. Nett, dass du ihn nicht zusammengeschlagen hast.«
»Frank? Ach, der Frank. Was wollte er denn?«
»Heiraten.«
ES LEBE
DER SPORT
Ich musste kündigen!
Es war erst sieben Uhr morgens, aber ich lag hellwach im Bett und wusste, dass ich
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