Wächter der Macht 01 - Intrigen
konnte.
Ben stellte fest, dass er den Piloten dort drüben tatsächlich fühlen konnte, als harten Knoten des Schmerzes und der Verwirrung, der verblasste und anschwoll, in die Wahrnehmung des jungen trat und wieder verschwand.
»Haben Sie irgendwelche Hinweise darauf, ob er tatsächlich über scharfe Erschütterungsraketen verfügt und wie er daran gekommen ist?«, fragte Jacen.
Samran nickte. »Er hat uns die Telemetrie seiner Waffenkonsole geschickt - auf einer Einbahnverbindung. sonst wären wir imstande gewesen, uns in seine Kontrollen einzuklinken und diese Angelegenheit hier aus der Welt zu schaffen, ohne Sie herzurufen. Er hat ein ganzes Arsenal Raketen, die auf die Studentenwohnbezirke gerichtet sind -worauf genau, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Und wie er an die Dinger rangekommen ist? Nun, auf seinem Sparkonto, auf dem einiges drauf war, ist kein einziger Credit mehr. Bei dem ganzen Waffenschmuggel. der dieser Tage stattfindet, ist es keine große Überraschung, dass ein alter Pilot mit jeder Menge Verbindungen solche Artillerie in die Finger kriegt.«
»Was können Sie uns über ihn sagen?«, fragte Nelani.
Samran öffnete sein Datenpad. »Ordith Huarr, Alter: einundachtzig Standardjahre. Mensch, ursprünglich von Lorrd. Damals, in den Tagen der Alten Republik und des Imperiums, war er Shuttlepilot. Als die Rebellenallianz ihren Höhepunkt hatte, hat er sich ihr angeschlossen und ein Jahr als Y-FlüglerPilot verbracht: in dieser Zeit hat er anderthalb Abschüsse hingelegt. Seine Laufbahn als Rebellenpilot war unauffällig.«
Nelani sah ihn mahnend an. »Er war nicht weniger tapfer als Piloten mit besseren Abschussquoten.«
Samran hielt ihrem Blick gelassen stand. »Der Kommentar über seine Abschüsse war als möglicher Schlüssel zu seiner mentalen Verfassung gedacht. Meiner Erfahrung nach sind Leute mit mittelmäßigen Fähigkeiten und unauffälligen Laufbahnen mehr dafür prädestiniert auszuflippen. Sie erfahren mehr Frustration und weniger Anerkennung. Oder sind Sie da anderer Ansicht.«
Nelanis Gesichtsausdruck gab ein wenig nach, bis hin zu gelindem Missfallen, und sie wandte sich ab, um wieder hinüber zu dem alten Raumjäger zu schauen.
»Wie auch immer«, fuhr Samran fort. »Nach dem Untergang des Imperiums wurde er Fluglehrer, ehe er sich schließlich zur Ruhe setzte und nach Lorrd zurückkehrte. Vor ein paar fahren ist er wieder in den aktiven Dienst geholt worden, um Yuuzhan-Vong-Kriegsflüchtlinge herumzuschippern, und die Aufzeichnungen besagen, dass es seiner Weltanschauung irgendwie nicht gutgetan hat, von einem Planeten zum anderen geschickt zu werden, von denen kaum einer bereit war, Flüchtlinge aufzunehmen. Nach dem Yuuzhan-Vong-Krieg kam er wieder hierher zurück, hat mit seiner Frau ein Stück Land weiter draußen gekauft und die nächsten paar Jahre damit verbracht, von seiner Pension zu leben und mit Blastem auf Eindringlinge zu feuern.«
»Irgendwelche Kinder?«, fragte Nelani.
»Keine Kinder«, sagte Samran. »Und seine Frau ist vor ungefähr zwei Jahren gestorben.«
»Zwei Jahre«, sagte Jacen. »Was ist kürzlich passiert, das ihn dazu gebracht hat, sich hinter eine Raketenkonsole zu klemmen und Studenten zu bedrohen?«
Samran schüttelte den Kopf.
»Ich schätze, ich sollte lieber mit ihm reden«, sagte Nelani. Sie wandte sich wieder an Jacen. »Es sei denn, du willst das übernehmen? Immerhin bist du der Ranghöhere.«
Jacen schüttelte den Kopf. »Nein, ich werde es mit einer anderen Taktik versuchen.«
Sie nickte, stellte sicher, dass ihre Gewänder angemessen gerade saßen und dass das Lichtschwert, das an ihrem Gürtel hing, deutlich sichtbar war. dann marschierte sie über den Parkbereich aus Plasbeton auf den Y-Flügler zu.
Als sie noch fünfzig Meter von dem Raumjäger entfernt war. dröhnte ihr durch ein externes Lautsprechersystem die Stimme des Piloten entgegen: »Das ist nah genug.« Die Stimme war dünn, kratzend.
Nelani wölbte die Hände um ihren Mund, um ihre Antwort zu rufen. »Was immer Sie sagen. Huarr, Sie hätten nicht all diese Studenten in Gefahr bringen müssen, um mit mir zu reden. Man erreicht mein Stationsbüro über Kommlink oder HoloNet.«
Ben spürte, wie der Schmerz und die Verwirrung des Piloten zunahmen, stärker, als er es zuvor erlebt hatte.
»Sie hätten mich nicht ernst genommen«, sagte der alte Mann. »Sie verstehen nur Macht. Macht und die Macht.« Er lachte verbittert, als hätte ihn sein eigenes Wortspiel
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