Wächter der Macht 01 - Intrigen
»Warum gehst du nicht eine Weile draußen spielen?«
CORUSCANT
Zwischen dem Büro- und dem Schlafbereich des Raumes gab es jede Menge freie Bodenfläche, die Wedge nutzte, indem er seinen Rollsessel dort platziert hatte und ein neues Spiel spielte. Er saß da und sah eine Wand an, stand unversehens auf, stieß den Stuhl mit den Knien nach hinten und drehte sich blitzschnell um, um zu schauen, wie dicht er den Stuhl an eine Markierung herangebracht hatte, die er in den Boden gekratzt hatte.
In exakten Sechs-Stunden-Intervallen kam Titch mit Wedges Mahlzeiten herein. Wenn er sich bei den Schreibtischen im Bürobereich aufhielt, saß Wedge für gewöhnlich auf dem, der der Außentür am nächsten war, mit dem Rücken zur Tür; er bezeichnete ihn als Tisch Nummer eins. Alle sechs Standardstunden - morgens, mittags und abends - brachte Titch Wedges Essen und Trinken zum nächsten Tisch linker Hand, den Wedge als Tisch Nummer zwei betrachtete, und stellte die Mahlzeit darauf ab.
Das erste Mal, als Titch hereingekommen war, während Wedge sein Bürostuhl-Spiel spielte, hatte Titch ihm keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Wedge hatte nichts anderes erwartet; mit Sicherheit verfolgten Titch, Barthis und vermutlich noch weitere Sicherheitsoffiziere über versteckte Holokameras, was er tat, und wussten deshalb bereits über Wedges neue Beschäftigung Bescheid. Titch stellte Wedges Mahlzeit lediglich an der üblichen Stelle ab, dann schenkte er dem älteren Offizier ein herablassendes, mitleidiges Kopfschütteln, bevor er wieder zur Tür hinausging und sie hinter sich schloss.
Wedge grinste ihm nach.
Sechs Stunden später, nur Minuten, bevor das Abendessen eintreffen würde, saß Wedge an seinem üblichen Tisch, das Terminal vor sich aktiviert. Natürlich gewährte ihm der Computer keinen Zugriff auf das weltweite Datennetz; das hätte den Zweck seiner Gefangenschaft zunichtegemacht. Allerdings durchforstete das System das Datennetz ein- oder zweimal am Tag nach gewissen Neuigkeiten, was es Wedge zumindest gestattete, die galaktischen Nachrichten und die von Coruscant zu verfolgen; außerdem wartete das Terminal mit einer breiten Palette dreißig fahre alter Spiele und Kampfsimulationsprogramme auf. Er rief eine dieser Simulationen auf - die erlaubte ihm. auf Geschwaderebene den Hinterhalt auf die Schiffe der Rebellenallianz bei Derra IV nachzustellen, ein Gefecht, das stattgefunden hatte, bevor einer seiner »Entführer« geboren worden war - und begann, sie auf Seiten der Rebellen durchzuspielen.
Die kleine Uhr oben rechts auf dem Bildschirm des Terminals verriet ihm, dass er noch fünf Minuten warten musste, bevor seine nächste Mahlzeit eintraf.
Er nahm einen Schluck von seinem Becher Wasser, den er nicht angerührt hatte, seit sein Mittagessen gekommen war. Der Becher war noch immer fast voll. Langsam, seine Aufmerksamkeit scheinbar noch immer zur Gänze auf die Kampfsimulation vor sich gerichtet, senkte er die Hand mit dem Becher in seinen Schoß. Er platzierte ihn unter der Tischkante, bis er unter Tisch Nummer zwei war, und dann verschüttete er den Großteil des Wassers dort mit quälender, lautloser Sorgfalt auf dem Fußboden, wo es sich gemächlich als beinahe unsichtbare Pfütze ausbreitete.
Noch drei Minuten. Er musste aufpassen, dass er die Sache nicht zu knapp kalkulierte. Möglicherweise variierte Titch seinen Zeitplan um ein paar Sekunden. Junge Offiziere waren in dieser Hinsicht nicht so verlässlich.
Er hielt den Becher über Tisch Nummer zwei, drehte ihn so schnell um, wie er nur konnte, und stellte ihn mit dem Rand nach unten ab. Für Beobachter würde - nun, sollte - es so aussehen, als stelle er lediglich ein leeres Trinkgefäß beiseite. Wasser sickerte unter dem Rand hervor und breitete sich in alle Richtungen aus - auf den am Tisch stehenden Stuhl zu, in Richtung der Kante des Tisches, der an Wedges Schreibtisch grenzte. Genau wie das Wasser auf dem Boden würde es für die Art Holokams mit niedriger Auflösung, die dazu benutzt wurden, Gefangene zu überwachen, so gut wie unsichtbar sein.
Wedge tippte für den nächsten Spielzug eine Reihe von Befehlen in das Simulationsprogramm und beugte sich vor, um zu verfolgen, welche Auswirkungen sein Zug hatte. Während er in dieser Haltung verharrte, tastete er vorsichtig unter dem Tisch umher und fand das Stromkabel, das vom Hauptprozessor des Computersystems hoch zu den Monitoren rings um den Tisch verlief.
Noch zwei Minuten. Er sah zu,
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