Wächter der Macht 02 - Blutlinien
aber Zwillinge konnten sich niemals lange voneinander abkapseln. Sie musste die Notlage ihrer Eltern ebenfalls gespürt haben.
Was auch immer seine Mutter zu tun versuchte, konnte Jacen nur raten. Und zu raten genügte nicht, wenn man die physikalische Gewalt der Macht einsetzte.
Noch immer in seiner theranischen Hör-Trance, vernahm er das Piep-Piep-Piep eines Sensoralarms, die Art von Alarm, die verkündete, dass die Außenhülle beschädigt worden war -oder Schlimmeres geschehen war.
». der Antrieb ruckelt sich frei, und er wird die Verkleidung mitnehmen. «
Das war es, was er wissen musste. Er war sich jetzt sicher, dass seine Mutter die Macht dazu benutzte zu verhindern, dass sich die Risse im Triebwerksgehäuse ausbreiteten und den Falken auseinanderrissen, während das Schiff in die Atmosphäre eintrat. Das war eine gewaltige Aufgabe. Sie brauchte Hilfe.
Jacen füllte seine Lungen mit einem langen, langsamen Atemzug und sammelte sich, um etwas zu versuchen, das er noch nie zuvor versucht hatte.
Mom, ich hoffe, du kriegst das hin.
Er malte sich aus, wie Leia auf dem Copilotensitz saß. Ihre Gefühle und ihre Gegenwart in der Macht spülten über ihn hinweg, und er stellte sich vor, dass er an ihrer Stelle war, durch ihre Augen blickte, sah, was sie sah. Einen Moment lang beobachtete er einfach bloß - doch dann entrang sich ihm ein Gefühl ähnlich einem Seufzen, und es war, als würde er einen endlosen Atemzug in seine Mutter ausatmen. Nein, durch seine Mutter. Jetzt saß er nicht mehr länger in der Nische zwischen zwei Topiaribüschen, sondern blickte auf eine Ansammlung von Lämpchen und Anzeigen und auf Hände, die nicht die seinen waren. Jenseits der Steuerkonsole zeichnete sich Coruscant im Sichtfenster ab.
Falls sich Jaina an seinen Bemühungen beteiligte, war sie kaum zu registrieren. Er hatte ihre Gegenwart mit der schieren Kraft der Telekinese, die er erzeugte, aus seinem Geist verbannt.
Nimm dies, Mom. Benutz mich. Benutz die Macht, die ich durch dich bündele.
Er hörte sie »Huch!« sagen, als hätte sie irgendetwas erschreckt. Dann konnte er Druck in seinen Lungen spüren, als würde er angestrengt laufen und nach Atem ringen. Er hatte keine Ahnung, wie lange das anhielt. Aber er hatte das Gefühl, als würde sich irgendetwas eng um seine Brust wickeln, und eine Art Vision von irgendwo außerhalb seines Verstandes und doch fest darin verankert, zeigte ihm den Falken, umhüllt von der Macht, die Hülle rings um die Triebwerksanordnung herum dicht zusammengepresst, statt sich katastrophal weiter auszudehnen.
Er war sicher, dass er nicht das sah, worauf seine Mutter im Augenblick schaute, da er keins der Bilder vom Eintritt in die Atmosphäre oder der Landung vor sich hatte. Die Szenen im Cockpit des Falken speisten sich aus seiner Erinnerung. Er war sich gleichzeitig sowohl dieser nüchternen Tatsache als auch des Umstands bewusst, dass seine Machtkräfte durch seine Mutter konzentriert wurden, um ihr dabei zu helfen, das Triebwerk mittels Telekinese an Ort und Stelle zu halten.
Dann schwappte Erleichterung wie eine Welle über ihn hinweg, ließ seine Kopfhaut kribbeln und sein Herz klopfen. Der Falke war sicher gelandet. Er wusste es. Jetzt konnte er die Augen öffnen. Als er das tat, war er beinahe überrascht darüber, dass er sich noch immer bei hellem Tageslicht auf dem Gelände des Tempels befand.
Jacen aktivierte sein Komlink. Flüchtig nahm er Jaina wahr, aber seine Gedanken waren bei seinen Eltern. »Mom? Mom, bist du in Ordnung?«
Leia klang atemlos. »So viel zum Thema, sich diskret reinzuschleichen.«
»Es ist alles in Ordnung, oder?« Jacen konnte seinen Vater im Hintergrund murmeln hören. »Ich muss euch beide sehen. Bleibt, wo ihr seid. Ich komme.«
In der Öffentlichkeit rannten Jedi selten gehetzt durch die Gänge, deshalb vermied Jacen einen würdelosen Sprint mit flatternden Gewändern und beschränkte sich stattdessen darauf, zügig zur nächstgelegenen Taxiplattform zu trotten.
Er war der neue Erbe des Vermächtnisses der Sith, und er wusste, dass sein Großvater die Galaxie um ein Haar zerschmettert hätte. Doch in diesem Moment war er bloß ein Sohn und sorgte sich mehr um das Wohl seiner Eltern als um die Angelegenheiten des Universums.
Verwandtschaft hatte ihre Berechtigung. Jacen nahm diese Erkenntnis in sich auf und schob seine Gedanken an den bevorstehenden Konflikt sowohl mit seinem Vater als auch mit Jaina beiseite.
Aber früher oder später, das
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