Wächter der Macht 02 - Blutlinien
hatte sie fast in den Untergang geführt. Und Han hatte recht, er war nun einmal so: unabhängig, hartnäckig, derjenige, der in die entgegengesetzte Richtung marschierte, während die Masse an ihm vorbeiströmte. Nicht, weil ihm das den größten Nützen brachte - auch wenn er stets die Fassade des kaltschnäuzigen Glücksritters aufrechterhielt -, sondern weil er davon überzeugt war, dass es so richtig war.
Und er würde lieber sterben, statt diese Unabhängigkeit aufzugeben. Er war Corellianer. Nein, er war Corellia. Luke vermied Verallgemeinerungen, aber Corellianer waren alle so, einschließlich derer, die hier lebten. Das erfüllte ihn nicht mit Zuversicht.
Er seufzte und streckte die Hand aus, von dem aufrichtigen Wunsch erfüllt, besser kein Wort gesagt zu haben.
Han ergriff sie nicht. »Ich treffe mich mit einem Mann wegen eines Schiffs«, sagte er und stelzte hinaus.
Jacen trat hinter Luke und klopfte ihm auf die Schulter. »Es tut mir leid, Onkel Luke. Hätte ich gewusst, dass ihr hier seid, hätte ich vorher angerufen, um Bescheid zu geben, dass wir kommen. Dad ist im Augenblick ziemlich angespannt, und das hat nicht bloß mit Politik zu tun. Es ist wegen Jaina und Thrackan und jetzt auch noch wegen des Falken.«
Luke kam der Gedanke, dass Jacen eigentlich in der Lage hätte sein sollen, seine und Maras Präsenz in der Macht zu registrieren, und ihm wurde klar, dass Jacens Fähigkeiten von Tag zu Tag stärker wurden, und das erfüllte ihn mit Unbehagen.
»Du hast Han und Leia durch die Macht helfen können, als sie fast abgestürzt sind?«
Jacen nickte, einmal mehr der junge Mann, der Mitgefühl für jedes einzelne Lebewesen empfand. »Mom hat versucht, die Außenhülle des Falken zusammenzuhalten. Ich nehme an, ich habe meine Machtstärke durch sie ebenfalls mit eingebracht. Ungefähr so, wie wir es gegen die Killiks gemacht haben, um ihre Waffen abzuwehren.«
»Ungefähr so«, sagte Luke. Nein, so etwas hatten sie absolut nicht gemacht. Das hier war etwas Neues. »Du hast in letzter Zeit einige beeindruckende Fähigkeiten entwickelt.«
Jacen war der einzige andere Jedi, den Luke kannte, der gegen Lomi Plos Illusion der Unsichtbarkeit gefeit war. Der Trick bestand darin, keine Zweifel zu empfinden, die als Ablenkung gegen einen eingesetzt werden konnten.
Ich habe eine Menge Zweifel. Ich glaube, im Augenblick habe ich mehr Zweifel als Gewissheit.
Doch als sich Jacen von ihm abwandte, registrierte Luke eine sehr schwache Berührung von etwas Vertrautem in seinem Bewusstsein, fast wie der Hauch eines wohlbekannten Parfüms. Es war ein Nachhall, und es fühlte sich uralt an.
Dann wurde ihm klar, was es war. Er wusste, wer es war.
Einen Moment lang dachte er, es ginge von Jacen aus, und dann wurde ihm bewusst, dass es sich um einen kompletten Zufall handelte. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Hieb in den Magen. Er verstand seinen Machttraum auf einmal.
Ich weiß, wer der Mann mit der Kapuze ist. Jetzt weiß ich es, und es ist überhaupt kein Mann.
Luke spürte in der Macht die kaum wahrnehmbare Spur einer Frau, die ihn einst geliebt hatte, der Dunklen Jedi namens Shira Brie, die zu Lumiya entartet war, einer Sith, die mehr Cyborg als Mensch war. Einer Frau, die ihn zudem hasste, von der er jedoch angenommen hatte, sie wäre für immer verschwunden.
Sie war zurück.
Sie ist hier. Ich weiß, dass sie hier ist. Lumiya... ist hier.
Luke gewahrte die Präsenz eines gefährlichen, verbitterten Gegners und wusste, dass er sie finden musste, bevor sie ihm und seiner Familie Schaden zufügte. Es sah ihr absolut ähnlich, die Unruhe in der Galaxis zu ihrem Vorteil zu nutzen, um ihre eigenen Schachzüge zu verschleiern.
Jacen sah Luke an. »Stimmt etwas nicht, Onkel?«
Soll ich Jacen warnen, dass Lumiya zurückgekehrt ist? Wird er auf mich hören?
»Es ist nichts«, sagte Luke. »Bloß unangenehme Erinnerungen.«
8.
Corellianische Militante haben die Verantwortung für die Kontaminierung der Wasserversorgung von Galactic City mit Fex-M3 übernommen. Der Angriff, der 465 Tote und mehr als 5000 Opfer mit Nervenschäden forderte, war Auslöser für die gestrigen Ausschreitungen vor der corellianischen Botschaft. Die CSK hat die Polizeipräsenz in Galactic City verdoppelt, um eine Eskalation der Unruhen zu verhindern. Die Behörden von Galactic City haben Terroralarm ausgelöst und fordern die Bevölkerung auf, wachsam zu sein, während Admiralin Cha Niathal scharfe Maßnahmen fordert, um den
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