Wächter der Macht 02 - Blutlinien
Lumiyas Stimme war so leise, dass Jacen sie in seinem Verstand beinahe mit der Macht verstärken musste. »Bis er zu dem Schluss gelangt, dass er zurückkommen will, wird es für ihn zu spät sein, Euch aufzuhalten.«
Der Rücktritt eines betagten Verteidigungsministers war für HNE keine schockierende Nachricht, lediglich eine Gelegenheit, Pellaeons erstklassige Laufbahn Revue passieren zu lassen. Doch dass Admiralin Niathal seine Nachfolge antrat, war bedeutend. Sie war als Vertreterin der harten Linie bekannt. Jacen schaltete den an der Wand angebrachten Holoschirm auf einen corellianischen Nachrichtensender um. Staatschef Thrackan Sal-Solo sprach dort von einer anhaltenden Bedrohung für Corellia. Da der Ton ausgeschaltet war, musste Jacen lippenlesen.
Sal-Solo verkündete, dass die Centerpoint-Station zur Verteidigung von Corellia innerhalb von drei Monaten wieder einsatzbereit sein würde.
»Ihr habt eine interessante Auswahl an Verwandten«, sagte Lumiya.
»Umso mehr Grund für mich, das Vernünftige zu tun und die Probleme aus der Welt zu schaffen, die verschiedene Zweige meiner Familie der Galaxis bescheren.«
»Ihr seid Eurem Großvater ähnlicher, als Ihr glaubt.«
Lumiya kannte Anakin Skywalker als ihren Lord Vader. Er hatte sie als Geheimdienstagentin ausgewählt.
»Die Parallelen sind mir nicht entgangen«, sagte Jacen.
»Und das bereitet Kuch Sorgen.«
»Ich habe gesehen, welchen Weg er gegangen ist.« Im wahrsten Sinne des Wortes, Großvater. Ich stand hinter dir und habe gesehen, wie du Kinder umgebracht hast. »Ich werde die Dinge ein bisschen anders handhaben.«
»Und Ihr wollt Ben Skywalker immer noch als Euren Schüler?«
»Ja.«
Lumiya strahlte Zufriedenheit aus, als wäre das eine Art zusätzlicher Rache an Luke, aber er wusste, dass sie diesen Punkt längst hinter sich gelassen hatte. »Das ist eine Wahl, die nur Ihr allein treffen könnt.«
»Mir fällt kein anderer Kandidat ein.«
»Verfolgt Ihr diese Sache mit der Garde der Galaktischen Allianz weiterhin?«
»Warum sollte ich nicht?«
»In der Oberkommandierenden habt Ihr jetzt eine Verbündete«, sagte sie. »Ihr könntet Euch ohne Umschweife der militärischen Lösung zuwenden.«
»Es ist nach wie vor eine wichtige Aufgabe, die Sicherheit hier wiederherzustellen. Und Niathal braucht Zeit, um der GAVA ihren Führungsstempel aufzudrücken. Und Staatschef Omas.«
»Vorbildliche, pragmatische Analyse.«
Jacen fragte sich, ob er ein Risiko einging, indem er diese Unterhaltung im Senatsgebäude führte. Aber falls irgendwelche Mitglieder des Jedi-Rats so geübt darin waren wie er, in die Macht hineinzuhorchen, würde sie, so nahm er an, zu sehr in ihre Diskussion mit Niathal vertieft sein, um sie zu hören. Was sagten sie wohl zu ihr?
Er konnte lauschen. Er hätte die Laute, die durch die geschlossenen Türen am anderen Ende des Flurs drangen, aus der Luft schnappen und sich selbst davon überzeugen können, aber es war irrelevant.
Er wusste, dass sie Niathal zur Vorsicht drängen würden.
Er wusste auch, dass Niathal auf ihre schmallippige Art höflich lächeln und den Kopf zur Seite legen würde, um sie in Grund und Boden zu starren, und dann würde sie sagen, dass sie ihnen für ihren Rat dankte.
Dann würde sie diesen Rat in den Wind schlagen.
Einen kurzen Moment vergaß Jacen seine unmittelbaren Aufgaben, und er ertappte sich dabei, dass er sich fragte, warum der Jedi-Rat seinem Großvater nicht die Führung und Anleitung hatte zuteilwerden lassen, die er als Padawan gebraucht hätte. Wenn sie wussten, dass er der Auserwählte war, warum hatte es dann kein Meister des Rates übernommen, ihn auszubilden?
Armer Obi-Wan. Sie haben gezaudert und diese Aufgabe dir überlassen. Jetzt zaudern sie wegen eines anderen galaktischen Krieges.
Auf dem Holoschirm hatten sich corellianische Politkommentatoren aufgrund Niathals Ernennung in schäumende Entrüstung hineingesteigert. Jacen schaltete just in dem Moment wieder auf HNE um, als Schritte den langen Korridor zu seiner Rechten hinabhallten. Das Treffen im Büro des Oberbefehlshabers war zu Ende gegangen.
»Entspann dich«, sagte Jacen. Er sammelte sich und projiziert eine Macht-Illusion um Lumiya herum, um ihren eigenen Tarnmantel ihrer Identität erneut zu verstärken. Er hatte das Gefühl eines Hitzeballs, der sich in seiner Brust bildete, und er stieß sie leicht mit dem Ellbogen an. »Mach weiter. Unterrichte mich über die Stärke der corellianischen Flotte und
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